Zum Erfolg von Alfred Bartl
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Als Erfolg definiere ich das Gefühl der Zufriedenheit mit dem, was man macht, und zusätzlich müssen Dinge, die man tut, auch andere Menschen zufriedenstellen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich betrachte mich im Sinne meiner Definition als erfolgreich und sehe, daß jene Dinge, die ich mache, für Studierende sinnvoll sind. Es ist mir gelungen, meinen Weg in kleinen, überschaubaren Schritten zu gehen.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? In meinem Leben ergab sich eines nach dem anderen. Würde man ein Element aus meinem Lebenslauf herausnehmen, wäre mein beruflicher Weg mitunter ganz anders verlaufen. Bereits mein Aufenthalt bei Siemens zeigt mir, daß man selbst aktiv werden und auf sich aufmerksam machen muß. Ich muß aber dazu sagen, daß es mir nicht leicht fiel und immer noch nicht ganz einfach fällt, mich zu verkaufen. Dennoch ist dieses Verhalten wichtig. Ich bin stets im richtigen Augenblick auf entscheidende Personen getroffen, denen ich meine Werte und Fähigkeiten vermitteln konnte. Glückliche Fügungen waren bestimmt mit im Spiel. Neugierde ist eine wesentliche Grundvoraussetzung für meinen Beruf. Im Laufe der Zeit konnte ich meine Lehrtätigkeit so lenken, daß ich Vorlesungen halten kann, die meinen Interessen entsprechen.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Vor etwa zehn Jahren wurden europaweit Pläne für den Bau eines völlig neuartigen Beschleunigers gemacht, an denen unsere Forschungsgruppe hier in Wien mitarbeiten konnte. Unsere Arbeit war erfolgreich und wurde hoch anerkannt.Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? Ganz bestimmt ist Originalität ein Vorteil. Man kann sich aber auch - je nach Talent - auch mit Imitationen gut bewähren. Es gibt Menschen, die vor Ideen sprühen, und es gibt solide Arbeiter, die diese Ideen umsetzen.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Ich konnte mich einst besonders an einem Professor orientieren, den ich immer noch gerne treffe. Er imponierte mir mit seinem Wissen und mit seiner Kollegialität. Auch von anderen Professoren konnte ich das eine oder andere lernen. Auch von einem Kollegen hier am Institut profitierte ich immer sehr - der Austausch ist sehr wichtig. Heute bin ich auch auf junge Mitarbeiter angewiesen, von denen ich manches lernen kann.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Sie spielen eine absolut wichtige Rolle. Wissenschaft entsteht in den meisten Fällen in einem Team - in unserem Fach gibt es wenige Einzelkämpfer. Ich hatte das Glück, immer gute Mitarbeiter um mich zu haben.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Auch wenn es wie ein Widerspruch klingt, Mitarbeiter müssen einerseits sehr selbständig und andererseits gute Teamarbeiter sein. Mitarbeiter, die beide Eigenschaften an den Tag legen, sind sehr wertvoll.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Es war kaum jemals nötig, jemanden zu motivieren. Bei Vorlesungen für Anfänger war ich vielleicht nicht so besonders gut, vielleicht war ich also darauf angewiesen, motivierte Mitarbeiter um mich zu haben.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Ich versuchte kollegial zu sein, aber um die Hierarchie kommt man nicht wirklich ganz herum.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Die Vereinbarkeit der beiden Bereiche fällt mir nicht immer leicht, aber meine Familie war mir stets sehr wichtig, und ich versuchte daher, meinem Familienleben seinen Platz einzuräumen.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Heute sind die Verhältnisse anders als zu meiner Zeit. Heute würde ich mir selbst schwer tun, herauszufinden, wie ich mit meinem Ehrgeiz den richtigen Berufsweg einschlage. Außer zu Fleiß und Einsatz kann ich wenig raten.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich mache mir wenig Gedanken um die Zukunft, denn ich stecke intensiv in meiner Arbeit und befinde mich andererseits am Ende meiner Laufbahn. Im September trete ich in den Ruhestand.