Zum Erfolg von Bernd Federspiel
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Im Prinzip bedeutet Erfolg für mich, ein cooles Leben zu führen und schöne Häuser zu bauen, denn Architektur ist auch eine Kunstform. Erfolg beschränkt sich nicht darauf, mit meinem Beruf Geld zu verdienen, sondern bedeutet für mich auch, genügend Freiraum und Zeit für mich selbst zu haben. Tag und Nacht zu arbeiten würde mir die Freude nehmen und schließlich auch verhindern, daß ich die sozialen Kontakte, auf die es in dieser Branche ankommt, aufrechterhalten kann.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Im Sinne meiner Definition sehe ich mich heute als erfolgreich.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Grundsätzlich sind in unserer Branche Kontakte sehr wichtig. Wir hatten zunächst keine Kontakte in die Baubranche, aber wir schafften es durch verschiedene Zufälle. Der erste Zufall war die Beteiligung am Bezau-Wettbewerb in Tirol, den wir gewannen. Durch diesen Erfolg kamen wir in der Steiermark zum Zug, wo wir gleich darauf einen weiteren Wettbewerb gewannen. Dadurch hatten wir zwei Vorzeigeprojekte in der Tasche, und so hat sich unser Erfolg entwickelt. In Tirol war es anfangs leichter, sich durchzusetzen als in der Steiermark, da in der Steiermark eine größere Architektendichte herrscht und weniger gebaut wird. Jetzt, im dritten Jahr allerdings, haben wir in der Steiermark bereits mehr Auftraggeber als in Tirol.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Die Gründung des Büros gemeinsam mit meinen Partnern war eine wirklich erfolgreiche Entscheidung.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Beides ist wichtig, denn man kann nicht jedes Haus neu erfinden. Wir imitieren nicht, aber wir versuchen bestehende Dinge zu nehmen, sie zu verbessern und unsere Ideen einzubringen.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ich habe mir von vielen Personen etwas mitgenommen. In den Betrieben, wo ich vorher beschäftigt war, habe ich intensiv beobachtet und bestimmt einiges abgekupfert. Eine einzelne konkrete Person hat mir jedoch nicht als Vorbild gedient.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich schaue nicht aus wie ein richtiger Geschäftsmann, sondern eher wie ein ehrlicher, gerader Typ, der nicht viel Show macht und nicht auf Business gedrillt ist, sondern einfach seine Arbeit erledigt.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Die Mitarbeiter spielen bei meinem Erfolg eine extrem wichtige Rolle.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Wichtig ist, daß ein neuer Mitarbeiter unsere Qualifikationen ergänzt. Wir brauchen Menschen, die uns unterstützen und uns auf Gebieten, wo wir selbst schwach sind oder nicht genügend Zeit haben, hilfreich sind. Als Mensch muß der Bewerber grundehrlich sein.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir sind hier drei Personen, die das Büro leiten. So kann der Ausfall einer Person - etwa aufgrund von Krankheit oder Urlaub - kompensiert werden. Hinzu kommt, daß drei mehr Aufträge akquirieren können als einer, und wenn drei Personen ihre Erfahrungen einbringen, funktioniert es besser, als wenn nur einer arbeiten würde. Wir haben kein Hierarchiedenken. Jeder bringt seine Ideen ein. Da wir unsere Termine immer einhalten und die prognostizierten Kosten nicht überschreiten, legen unsere Kunden großes Vertrauen in uns.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Wir pflegen gute Kontakte zu unseren Mitbewerbern und freuen uns, wenn jemand erfolgreich ist. In dem Moment, wo wir innerhalb der Branche andere schlecht machen, wirkt sich das auf den Ruf der Branche insgesamt aus. Es ist nicht unsere Art, anderen Aufträge wegzunehmen. Unter den jungen Architekten in Graz ist das insgesamt auch nicht üblich. Diese Vorgangsweise ist nur unter einigen alten Füchsen Usus.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich trenne die beiden Bereiche strikt. Meine Freundin ist auch Architektin, aber wir reden zu Hause nie über das Büro, sondern versuchen unser Berufsleben total auszugrenzen. Zu Hause mache ich nichts fürs Büro. Um zu arbeiten, komme ich hierher. In meiner Freizeit beschäftige ich mich mit völlig konträren Dingen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Man sollte die Dinge nicht zu ernst nehmen, egal, was passiert, und nicht extrem und verkrampft auf das Ziel losstürmen, um, wenn etwas nicht so funktioniert wie geplant, ausweichen können.
Ihr Lebensmotto?
Locker vom Hocker!