Zum Erfolg von Ismail Sadek
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist das Erreichen von Zielen, vor allem aber auch von unerwarteten Dingen, denn was man erwartet, ist gewissermaßen selbstverständlich. Erfolg ist eigentlich nicht nur ein Augenblick, vielmehr mißt er sich an einer längeren Zeitspanne. Ausschlaggebend ist auch, daß man warten und mit Mißerfolgen umgehen kann.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich glaube schon. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich hatte es vor allem zu Beginn meines Berufslebens nicht leicht, und das hatte auf meinen weiteren Werdegang sicher positive Auswirkungen. Es gibt keinen idealen Beruf, es gibt kein problemloses Leben, alles hat seinen Preis, aber dort, wo ich gelitten habe, versuchte ich stets, dieses Leiden von meinen Mitarbeitern fernzuhalten, was von diesen auch honoriert wurde: wir haben weltweit die höchste Mitarbeiterzufriedenheit. Ich trachte danach, die bisherigen Erfahrungen nicht zu vergessen und für den gegenwärtigen Zustand dankbar zu bleiben.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Im Grunde genommen empfand ich mich immer schon als erfolgreich. Auch bei bescheideneren Tätigkeiten gab ich stets mein Bestes. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Mein jetziger Chef, Herr Cagninelli, ist Italiener, leitet die American Express Bank von New York aus und kommt regelmäßig nach Österreich. Wer ihn als Vorgesetzten hatte, ist für das Leben gewappnet.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Mein Chef sagte immer: Gratuliere, Du hast einen Job! - das ist schon sehr viel. Es ist durchaus nicht üblich, daß ein Land für mehrere Länder zuständig ist. Die Tatsache, daß wir von Österreich aus so viele Länder mitbetreuen, ist auch eine klare Anerkennung unserer Arbeit. Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Es wird sich zeigen, wer am Ende dieses Geschäft noch betreiben kann, denn die Wirtschaftlichkeit im Bereich des Correspondent Banking geht zurück. Wir arbeiten antizyklisch: wenn es der Wirtschaft allgemein schlecht geht, verdienen wir gut, wenn es ihr gut geht, könnten wir mehr tun, aber dann gibt es keinen Bedarf. Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Flexibilität und Kundennähe. Wir heißen zwar American Express, aber nur sieben Prozent des Unternehmens gehören Amerikanern, der Rest ist international aufgeteilt, und diese Multikulturalität ist eine wesentliche Stärke. Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Wir respektieren sie und halten mit. Ich erwähne keine Namen von Konkurrenten, kenne sie jedoch, treffe sie selten und muß sie beachten.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Dafür habe ich noch kein Rezept gefunden. Ohne meine wunderbare Frau Doris, die mich immer unterstützte, hätte ich das nie geschafft. Ich versuche, die beiden Bereiche so gut wie möglich zu vereinbaren. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Sich trauen und sich gut vorbereiten. Wenn man gut vorbereitet ist, dann kann man auch überzeugen. Sich trauen, ehrlich zu sein, innovativ zu sein, nur dieses ermöglicht die notwendige Nachhaltigkeit, plus ein gewisses Maß an Flexibilität und Mobilität.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein Ziel ist es, in Österreich zu bleiben. Es zieht mich nichts nach London oder New York. Wenn ich noch eine Stufe der Karriereleiter erklimmen sollte, dann möchte ich dies von Wien aus tun können, diese Position nach Wien bringen und somit Wien weiter aufwerten.