Zum Erfolg von Alois Lugstein
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, meine Arbeit zielführend auszuüben, um damit für meine Patienten etwas Positives zu erreichen. Erfolg bedeutet für mich auch, mein Arbeitsumfeld mitgestalten zu können, denn es ist nicht belanglos, welche Materialien und Techniken man anwendet. Schließlich muß man als Arzt auch die wirtschaftlichen Probleme des Gesundheitssystems erkennen und sich auch nach diesen Parametern richten. Wenn man Erfolg erreichen will, muß schließlich das Familienumfeld bzw. das ganze soziale Gefüge stimmen - erst dann kann man wirklich erfolgreich werden. Erfolg ist für mich eine sehr globale Sache.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich sehe mich nicht als extrem erfolgreichen, sondern eher als zufriedenen Menschen, der in der Lage ist, seine Arbeit adäquat zu machen und bei dem die Rahmenbedingungen einigermaßen stimmen.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
In medizinischer Hinsicht ist es meine exzellente Ausbildung, die ich durch Prof. Köhle und Prof. Gattinger erhielt. Ein wesentlicher Teil meines Erfolges sind für mich meine Familie und meine Eltern. Diese haben mir beigebracht, daß man andere Menschen achten muß, unabhängig davon, wer sie sind oder was sie tun, wieviel Geld sie haben oder welcher Meinung sie sind. Meine Frau und meine Kinder haben für mich und meinen medizinischen Beruf immer Verständnis aufgebracht und die daraus entstehenden Defizite liebevoll kompensiert. Das Eingebettetsein in das Sozialgefüge einer Kleingemeinde war und ist für mich sehr wichtig und hat mir zusätzliche Kraft gegeben.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Im Regelfall kann ich mich sehr gut selbst zurücknehmen, im Einzelfall werde ich aber auch Opfer einer Streßsituation, und das wirkt sich bei mir bei in den administrativen Tätigkeiten aus. Meine medizinische Tätigkeit ist davon nicht betroffen, das Defizit zeigt sich in der Administration.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich fühlte mich zum ersten Mal bei Einsätzen als Sanitäter und bei meinen ersten schweren Unfalloperationen, die ich ohne Hilfe meiner Vorgesetzten durchführte, erfolgreich.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Als ich die Entscheidung für meinen Beruf traf und als ich meine Frau bat, mich zu heiraten.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Man muß das Rad nicht immer neu erfinden und man muß nicht immer so tun, als wäre man der Gescheiteste. Es gibt Ideen, bei denen es sehr klug, ist sie nachzumachen und durchaus darauf hinzuweisen, daß das jetzt von einem anderen ist. Erst wenn man alles kann, sollte man eigene Ideen einfließen lassen. Eine Hinterfragung der eigenen Ideen ist dabei sehr wichtig. Sinnvoll ist es auch, diese von anderen Menschen begutachten zu lassen, um festzustellen, ob sie wirklich so gut sind.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Mein beruflicher Lebensweg wurde von den Professoren Köhle und Gattinger geprägt. Auch Frau Dr. Baumann, sie war während meiner Zeit im Salzburger Krankenhaus als Oberärztin tätig, hat mich zu Beginn meiner Karriere stark beeindruckt.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Wenn Patienten mit meiner Behandlung zufrieden sind, dann ist das für mich eine sehr schöne Anerkennung. Als ich eingeladen wurde, die ärztliche Leitung des Zahnambulatoriums Vöcklabruck aufgrund meiner bis dahin gezeigten Leistungen zu übernehmen, fühlte ich auch Anerkennung.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Es gibt eine ganze Reihe von Problemen, die nicht gelöst sind. Für meine Berufsgruppe gibt es zum Beispiel keinen Kassenvertrag und zahlreiche Hürden im Krankenanstaltengesetz. Die Dualität des Berufes setzt ein medizinisches und ein zahnärztliches Studium sowie eine Facharztausbildung voraus. Noch heute werden meine Berufskollegen und ich mit besseren Zahnärzten verglichen. Auch auf europäischer Ebene gibt es Probleme, weil es in diesem Staatenverbund verschiedene Wege zu diesem Fach gibt. Nachdem die zahnärztliche Ausbildung von der Medizin getrennt wurde, muß dieses Problem gelöst werden, da es sonst rechtliche Probleme geben wird.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Manchmal gelte ich vielleicht als ein bißchen autoritär, aber ich spüre auch, daß mir Wertschätzung entgegengebracht wird.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Eine ganz wesentliche, denn als Einzelkämpfer ist man einfach nicht in der Lage, gewisse Dinge umzusetzen. Dazu braucht man Mitarbeiter, die Freude an der Arbeit haben, und das kann man am besten erreichen, indem man sie dabei unterstützt, ihre Kenntnisse zu erweitern.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Anerkennung durch den Vorgesetzten ist ein wichtiger Faktor. Aber auch regelmäßige Gespräche, in denen Neuigkeiten auf fachlicher Ebene mitgeteilt und Probleme auf wirtschaftlicher Ebene besprochen werden, wobei die Mitarbeiter in Problemlösungen eingebunden werden, betrachte ich als Motivation.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Ich denke, sie sehen mich als konziliante Person, die sich ernsthaft um Lösungen bemüht.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Die Stärken im Zahnambulatorium sehe ich darin, daß wir uns deutlich weiter entwickelt haben als vergleichbare Einrichtungen und eine sehr breite Palette an Zahn- und Kieferchirurgie abdecken, sofern diese ambulant durchführbar sind. Wir haben sehr viel auf fachlicher Ebene und in Hinblick auf die Patienten erreicht.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Ein Zahnambulatorium eines Versicherungsträgers sehe ich nicht als Mitbewerber der Zahnärzte. Mitbewerber kann man nur sein, wenn man die selben Möglichkeiten hat, und da unsere Behandlungen auf Kassenleistungen beschränkt sind, haben wir nicht die selben Möglichkeiten wie ein frei arbeitender Zahnarzt. Ich bin jedenfalls um ein sehr faires Verhältnis zu den freien Zahnärzten bemüht.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich schaffe es nicht ganz, die beiden Bereiche zu trennen. Meine Frau arbeitet in meiner Praxis mit, und manchmal nehme ich auch belastende Probleme eines Patienten mit nach Hause. Gott sei Dank kann ich über diese und andere Probleme vernünftig mit meiner Frau sprechen und bekomme von ihr immer wieder Unterstützung.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Ich besuche zwei bis drei Kongresse jährlich und assistiere im AKH Linz bei Operationen, um Neues kennenzulernen. Insgesamt wende ich etwa zwei Wochen jährlich für diese Tätigkeiten auf.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ein junger Mensch sollte seinen Bereich erst einmal lernen und dann erst versuchen, Neues zu entdecken. Jungen Ärzten möchte ich empfehlen, darauf zu achten, daß die Medizin patientenorientiert bleibt und nicht total unpersönlich wird. Für den Patienten muß es ein Erfolg sein, und nicht für den Arzt!
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Im fachlichen Bereich möchte ich die Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie zu einer fixen Einrichtung im Krankenhaus Vöcklabruck machen. Als Arzt möchte ich meinen Patienten möglichst lange zur Verfügung stehen.
Ihr Lebensmotto?
Versuchen, ein zufriedener Mensch zu sein - und daß die Menschen im eigenen Umfeld auch die Möglichkeit haben, diese Zufriedenheit zu erreichen.