Zur Karriere von Joseph Hausberger
Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach der Grundschule besuchte ich kurz eine HTL, doch wollte ich einmal viel lieber einen Beruf ausüben, wo nicht nur mein Kopf, sondern etwas Artistisches, vor allem der Einsatz meiner Hände, angesagt ist. Als junger Mensch verband ich berufliche Vorstellungen hohem Verdienst, war dafür bereit, auch viel zu arbeiten und wollte unbedingt in die weite Welt hinausziehen. Ich war ein guter Schifahrer, Sport war überhaupt wichtig für mich, ebenso habe ich gerne gekocht. Meine Großmutter hatte eine Hütte in den Bergen Alpbachs, wo ich gerne viel Zeit verbrachte. Die Erlebnisse auf der Alm prägte mich sehr, und schon damals lernte ich, eigenhändig Käse zuzubereiten. Ich absolvierte die Lehre zum Koch und ging nach dem Militär nach Südafrika, wo ich nach einer einmonatigen Jobsuche ein Jahr im Southern Sun Hotel als Chef de Partie arbeiten konnte. Ein weiterer Meilenstein war mein Einsatz als Chef Saucier im Amsterdam Hotel in Holland von 1975 bis 1976. In der Folge arbeitete ich sechs Monate als Chef de Partie auf dem Luxusdampfer Queen Elisabeth II. Ich erinnere mich noch daran, daß die Überstunden erst im nachhinein per Postüberweisung ausbezahlt wurden. Nach einer kleinen Weltreise begann ich 1977 im Küchenbereich des Relaix Chateau Hotel in Salzburg zu arbeiten und war von 1978 bis 1980 als Production Manager for Restaurants im Marriott Lake of the Ozark tätig. Wir bewirteten dort viele prominente Gäste, und ich lernte ein ganz anderes Küchensystem als hierzulande kennen. Noch in Amerika wurde mir 1980 das Angebot unterbreitet, als Executive Chef im Manila Hilton zu arbeiten, das ich annahm, um dort vier Jahre lang zu arbeiten. In Manila lernte ich auch meine Lebenspartnerin kennen, die ich später heiratete. Eigentlich wollte ich dann nach Brasilien gehen, doch kam ein anderes Angebot dazwischen, und ich landete 1984 im Seoul Hilton, wo ich bis 1985 tätig war. Ich konnte mich in dieser Zeit in einem Küchenmanagementkurs in New York weiterbilden, der von Hilton bezahlt wurde. Von 1986 bis 1988 war ich als Executive Chef im Hotel The Regent - Four Seasons Bangkok beschäftigt. Weitere interessante Erfahrungen erwarb ich von 1988 bis 1989 im Hotel Lotte Seoul als Executive Chef for Olympics, wo 584 Köche die Gaumen der Gäste verwöhnten, und anschließend, von 1989 bis 1992, als Executive Chef im Seoul Hilton. Da ich wieder einmal in Tirol sein wollte, habe ich eine Datenbank mit zahlreichen Rezepten und Raffinessen aus der Küche zusammengestellt und der Tiroler Wirtschaftskammer angeboten, Schulungen und Trainings durchzuführen. Da ich auch die Ausbildnerberechtigung im Bereich Gastronomie besaß, war eine Trainertätigkeit in der Gastronomie möglich, doch nach einem Jahr zog ich wieder weiter. Ich trat 1995 als Kitchen Director in das Imperial Hotel Wien ein, das damals weltbestes Hotel des Jahres war. Das Seoul Hilton hat mich 1996 im wahrsten Sinne des Wortes zurück in seine Dienste geholt, und ich zog mit meiner Familie für zwei Jahre - wieder als Executive Chef - nach Asien. 1997 gab es aufgrund einer Finanzkrise Probleme. Die Zahlungsunfähigkeit des Unternehmens führte zu meiner Kündigung. Zum ersten Mal arbeitslos und aufgrund der Entwertung des Geldes packte mich Panik, einfach, weil diese Situation völlig neu für mich war. Aufgrund eines guten Ratschlags von Vertrauenspersonen machte ich dann in Seoul ein Restaurant im Finance Center auf. Meine Küche war sehr beliebt und viele Manager kamen zu Gast, dennoch zog ich schließlich nach Japan weiter und konnte 1999 im Osaka Hilton Fuß fassen - wieder als Executive Chef. Diese Tätigkeit kam meinen Ersparnissen sehr zugute, wobei zu sagen bleibt, daß in Japan ein enormer zeitlicher Arbeitseinsatz - von acht bis 20 Uhr - an der Tagesordnung stand. 2001 nahm ich noch einmal eine Beschäftigung in einem der besten Hotels Japans an. Ich war im The West Inn Tokyo, wo 215 Köche rund um die Uhr beschäftigt waren, zum letzten Mal als Executive Chef eingesetzt. Seit 2005 bin ich selbständiger Gastronom in Wien und biete meinen Gästen im Global Bistro Kokoro meine vielseitigen Kochkenntisse, die ich im Laufe meines Lebens erwarb. Mittlerweile habe ich meine Erfahrungen in 15 Büchern niedergeschrieben. Im Kokoro erwarten den Gast internationale Spezialitäten mit Schwerpunkt auf asiatischer Küche.