Zum Erfolg von Sonja Grohs
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, glücklich zu sein. Ich habe lang danach gesucht, weil ich spürte, da muss es noch etwas geben. Das Ziel, das ich heute schon erreicht habe, wollte ich mit 30 erreichen, bin also meiner Zeit voraus. Ich will mich aber nicht zu sehr auspowern, um später auch noch mit einem Lächeln mein Geschäft zu betreten.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich stamme aus einer einfachen Familie, wo mir immer gesagt wurde, ich solle nicht nach dem Unmöglichen streben. Obwohl meine Eltern meinten, ich solle am Boden bleiben, steckte ich mir immer hohe Ziele, die ich aufgrund meines Ehrgeizes und mit viel Einsatz auch erreichte. Antrieb war sicher auch das Streben nach mehr Geld. Ich bin heute stolz auf die Dinge, die ich mir bereits erarbeitet habe.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich versuche Probleme so rasch wie möglich aus dem Weg zu schaffen. Ich habe schon gehört, dass ich jemand sei, der mit dem Kopf durch die Wand will, was ich aber noch nie bereut habe.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Nicht sosehr als Frau, sondern als junger Mensch wurde ich doch ab und zu nicht ernst genommen. Als schwierig empfand ich den Umgang mit den Banken. Dennoch bin ich der Ansicht, dass man als Frau dreimal so gut wie ein Mann sein muss, um an die Spitze zu kommen.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
In meinem Beruf ist das keine Frage. Ich kann nur am Rande Herkömmliches übernehmen, der Rest ist Kreativität und der eigene Stil.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Mein Lehrherr in Krems, der eine sonnige Ausstrahlung besaß und mich in meiner Entwicklung unterstütze, war mir ein Vorbild. Auch prägte mich meine Chefin in der Wiener Friseurschule, die mir zeigte, dass man es als Frau zu etwas bringen kann.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Hier in der Region sehe ich als Problem, dass die Kunden in das nahe Tschechien zum Friseur fahren. Vermehrte und gezielte Aus- und Weiterbildung würde wahrscheinlich Abhilfe schaffen. Ich selbst habe an der konservativen Berufs- und Meisterschule gelitten, wo kaum jemand offen für Neues ist und die Kreativität unterbunden wird. Ich bin der persönlichen Ansicht, dass ich, wenn ich gute Lehrlinge heranziehe, später hervorragende Arbeitskräfte habe, die etwas bewirken können.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Die Mitarbeiter spielen eine große Rolle, und ich möchte zufriedene Mitarbeiter um mich haben, die gerne für mich arbeiten. Es ist für mich eine Freude zu sehen, wie ein Lehrling sich unter meiner Obhut entwickelt.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Fachliches kann man lernen, die Freude am Beruf muss aber schon vorhanden sein.
Wie verhalten Sie sich dem Mitbewerb gegenüber?
Ich habe nichts gegen Billiganbieter, weil ich meine, dass der Weg ohnehin wieder zurück zur Qualität führt. Die Kunden legen vermehrt Wert auf persönliche, ruhige Betreuung in einem kleinen Salon.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Das ist oft sehr schwierig, man muss auf vieles verzichten, Freundschaften bleiben auf der Strecke, und Neid wird spürbar. Ich trenne die beiden Bereiche so gut es geht. Für den Partner bleibt oft zu wenig Zeit, aber mein Ehrgeiz ist sehr ausgeprägt, und der Beruf hat oft Vorrang.
Wie viel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Ich bilde mich ständig weiter, indem ich eine Kollektion pro Jahr entwickle, ständig an neuen Schnitttechniken arbeite und mir jedes Jahr eine Weiterbildungsreise nach London zu Vidal Sassoon leiste. Ich erlebe immer wieder, dass ich eigentlich meiner Zeit voraus bin.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Es hat sich für mich als sehr fruchtbar erwiesen, nicht zu lange bei meinen Eltern zu wohnen. Ich rate einem jungen Menschen zu viel Mut. Wenn man sich die Freude am Beruf bewahrt, kommt der Rest von selbst. Man muss sich selbst treu bleiben, und der finanzielle Aspekt darf nicht im Vordergrund stehen, dann wird auch der Erfolg nicht auf sich warten lassen.