Zum Erfolg von Reinhard Mayer
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Wenn wir einen Auftrag perfekt und zur vollsten Zufriedenheit abwickeln und dafür im Idealfall vom Kunden auch gelobt werden, sehe ich das als Erfolg. Wie in so vielen Branchen ist es aber auch bei uns häufig so, daß Feedback nur im Falle einer Reklamation kommt. Haben wir einwandfreie Arbeit geleistet, wird das als selbstverständlich hingenommen. Ist ein Auftrag erledigt und der Kunde ruft nicht an, ist das eigentlich schon die Anerkennung, weil alles gepaßt hat.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Teilweise. Es gibt Menschen, die in vier Jahren ein Doppelstudium absolvieren, nebenbei arbeiten und mit 35 Jahren im Vorstand eines Konzerns sitzen. Diese Power-Typen sind nur auf Erfolg und Karriere ausgerichtet, so sehe ich mich nicht. Im Rahmen meines Graphikstudios empfinde ich mich aber schon als erfolgreich. Wir behaupten uns seit 15 Jahren am Markt und haben eine Menge zufriedener Stammkunden.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Es ist nicht meine Intention, um jeden Preis ein Imperium aufzubauen, in dem die Kunden als Nummer wie am Fließband abgefertigt werden. Ich glaube, daß die Menschlichkeit auch im Geschäftsleben einen hohen Stellenwert hat. Ich baue mit den Kunden immer eine nette, freundschaftliche Basis auf und bin auch zu einem Konsens bereit, falls einmal etwas nicht so nach seinen Vorstellungen geklappt hat. Ich bin nicht der harte Geschäftsmann, der seine Entscheidungen nur nach dem Rechenstift trifft. Ich sehe mich als Angestellten meiner Kunden. Zum Erfolg trägt auch unsere Preispolitik bei. Wir bieten Top-Qualität zu einem leistbaren Preis an. Qualität hat zwar ihren Preis, aber oft einen zu hohen. Wenn sich ein Projekt billiger machen läßt, geben wir den Vorteil auch an den Kunden weiter. Wie begegnen Sie den Herausforderungen des beruflichen Alltags? Mein Prinzip lautet: Es gibt kein Problem, es gibt nur eine unerwartet gestellte Aufgabe. Das Wort Problem wird in meiner Firma nach Möglichkeit gänzlich vermieden, speziell im Gespräch mit Kunden. Wir arbeiten positiv und lösungsorientiert.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Es ist in der heutigen Zeit relativ schwierig, gute und motivierte Mitarbeiter zu finden. Junge Leute, die in dieser Branche Fuß fassen wollen und einen Job suchen, haben oft überzogene Gehaltsvorstellungen und können gleichzeitig viel zu wenig. Meine Anforderungen sind nicht außergewöhnlich: Fachliche Kenntnisse als Grafiker, Zuverlässigkeit und Freundlichkeit. Trifft das auf mehrere Bewerber zu, fälle ich die Entscheidung nach Sympathie.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ist ein Kunde mit unserer Arbeit zufrieden und läßt es mich im persönlichen Gespräch oder bei einem Telefonat auch wissen, gebe ich das natürlich an die Mitarbeiter weiter, denn Lob motiviert ungeheuer. Umgekehrt wird von mir auch Kritik mit angemessener, vielleicht sogar etwas übertriebener Härte weitergegeben, falls etwas nicht so geklappt hat. Das muß sein, damit sich ein Fehler nicht wiederholt.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Meine Frau und ich sind beide in der Firma tätig, da spricht man natürlich auch in der Freizeit manchmal über geschäftliche Fragen. Wir haben aber sehr viele gemeinsame Interessen und Hobbys, die wir gemeinsam pflegen. Wir sind beispielsweise beide Trekkies, also Fans der TV-Serie Star Trek und reisen regelmäßig nach Hollywood oder Las Vegas, wo die Star-Trek-Conventions stattfinden.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Die Fortbildung ist bei uns sehr fachlich ausgerichtet und beschränkt sich auf neue Software-Pakete oder neue Technologien im digitalen Foto- und Druckbereich. Hier sind die Mitarbeiter und ich gefordert, sich das entsprechende Wissen anzueignen, meist durch learning by doing.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Wer als selbständiger Unternehmer erfolgreich sein will, muß zunächst eine gute Idee und ein durchdachtes Firmenkonzept haben. Das wird oft vernachlässigt. Und dann braucht man Durchhaltevermögen und den Glauben an sich selbst. Wir sind in der Anfangsphase auch oft mit der Kreditkarte essen gegangen, weil die Bankomatkarte gesperrt war. Aber dadurch darf man sich nicht entmutigen lassen. Man sollte zu Beginn nicht zu hohe Erwartungen haben. In der freien Marktwirtschaft gibt es immer wieder Phasen, in denen die Kunden nicht Schlange stehen. Diese Zeit muß man nutzen, um sich verstärkt um das Marketing zu kümmern, neue Konzepte zu erarbeiten und Kundenkontakte zu pflegen. Wer dann die Hände in den Schoß legt und jammert, wird diesen Durchhänger auch nicht überwinden. Als Unternehmer hat man immer etwas zu tun.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte in den nächsten Jahren einen Geschäftsführer, möglicherweise mit Unternehmensbeteiligung, aufbauen. Er soll mich dann im Alltagsgeschäft entlasten, damit ich mehr Zeit für die Familie und meine Hobbys habe. Mein Ziel ist es nicht, mehr Geld, eine Villa oder andere Statussymbole zu haben, sondern mir mehr Urlaub und Lebensqualität leisten zu können.