Zum Erfolg von Gerhard Grill
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich messe Erfolg nicht in Euro, sondern an der persönlichen Zufriedenheit. Meine große Herausforderung war, den Vertrieb des Weines in Westösterreich aufzubauen und ein gemütliches Heurigenlokal zu errichten, in dem sich die Gäste wohl fühlen. Das ist mir gelungen, und ich bin mit dem, was ich geschaffen habe, sehr zufrieden. Mir ist auch ein gutes Familienleben sehr wichtig, auch das gehört zum Erfolg. Daher haben wir für die Kinder zwei Wohnungen eingerichtet, die sie kostenlos benutzen können. Ich wollte, daß sie in Gumpoldskirchen bleiben und nicht die Beziehung zum Weinbau verlieren.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, im Rahmen der Ziele, die ich mir gesetzt habe, sehe ich mich schon als erfolgreich. Ich möchte den Betrieb auch gar nicht weiter vergrößern, weil ich Weinbauer und Gastwirt bleiben und nicht als Großunternehmer in einem Büro Kostenrechnungen aufstellen will. Ich will selbst mit dem Traktor fahren, im Weinkeller arbeiten und meine Kunden besuchen, weil es mir einfach Spaß macht. Das geht aber nur, wenn das Unternehmen nicht zu groß wird.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich denke, mein persönliches Auftreten bei den Kunden trägt viel zum Erfolg im Weinverkauf bei. Ich trete offen und ehrlich auf und verberge meinen bäuerlichen Charakter nicht. Außerdem stehe ich hundertprozentig zu unseren Qualitätsweinen aus eigenem Anbau, was sehr gut ankommt. Ich bemerke auch einen Trend in der Gastronomie, wo immer häufiger kleinen, feinen Weinen direkt vom Weinbauern der Vorzug gegenüber der Massen-Handelsware gegeben wird. Viele Kunden schauen sich unseren Betrieb auch persönlich an und wissen genau, wie der Wein hergestellt wird.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ich habe in jüngeren Jahren sehr viele interessante und lehrreiche Gespräche mit erfolgreichen Weinhauern aus unserer Region geführt. Diese wertvollen Tips haben mir auf meinem Weg sicher weitergeholfen.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Der Heurige ist ja nur zu bestimmten Zeiten geöffnet. Daher kommen Mitarbeiter, die eine fixe Stellung suchen, für mich nicht in Frage. Wir arbeiten aus diesem Grund sehr viel mit Studenten, die sich etwas dazuverdienen. Sie haben zwar wenig Erfahrung, lassen sich aber leicht führen und sind auch lernwillig. Damit sind wir immer gut gefahren. Der Nachteil ist, daß die Personalfluktuation relativ hoch ist und sich die Gäste nicht an einen bestimmten Stammkellner oder -kellnerin gewöhnen können. Ich sehe sehr rasch, ob ein Mitarbeiter Engagement und Interesse zeigt, beziehungsweise unsere Vorstellungen erfüllt. Wir erwarten, daß unsere Servicemitarbeiter mit den Gästen ein freundliches Gespräch führen und sie über unser Speisen- und Weinangebot informieren.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Die Qualität unserer Weine und unseres Speisenangebotes ist hervorragend, wir sind alle persönlich stark engagiert und gehen offen auf die Gäste und Kunden zu. Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Eigentlich sehr gut, wir treffen uns auch regelmäßig zum Erfahrungsaustausch. Da gibt es keinen Neid. Je stärker die Mitbewerber, desto stärker wird man selbst.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Mein Beruf ist gleichzeitig mein Hobby. Im Weinbau kann man nicht überleben, wenn man die Arbeitsstunden zählt. Die Arbeit muß getan werden, egal ob es Sonntag oder Montag ist. Es macht mir aber große Freude, und vieles sehe ich gar nicht als Arbeit. Das Gefühl, durch den Weingarten zu spazieren und zu sehen, wie sich die Trauben entwickeln, ist einfach wunderschön.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Meine Tochter Birgit hat im Sommer 2006 gleich neben unserem Betrieb das Winzerhotel Vöhringer eröffnet. Nun wäre es mein größter Wunsch, auch meine beiden Söhne so weit zu begeistern, daß der Familienbetrieb fortgeführt werden kann. Die ersten Schritte in diese Richtung sind bereits getan, und sie erhalten natürlich jede Art von Unterstützung.