Zum Erfolg von Georg König
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg gibt es in ideeller und in materieller Form. Mit 50 Jahren hatte ich einen Lebensstandard erreicht, der mir fortan genügte, ich strebte also nicht mehr nach materiellen Gütern. Ein Erfolg war für mich, daß es mir gelungen war, als einer der Ersten in Österreich die Akupunktur im Sinne der modernen Medizin anzuwenden und dafür auch anerkannt zu werden. Sogar die Krankenkasse anerkannte schließlich diese Heilmethode, was keineswegs selbstverständlich war. Um ein Haar wäre es uns auch gelungen, eine Lehrkanzel für Akupunktur einzurichten, was aber schließlich doch scheiterte. Das wäre ein noch größerer Erfolg gewesen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, das kann ich schon sagen. Ich erreichte die Anerkennung der Akupunktur und auch des Qi-Qong, was mir beides sehr wichtig war.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich glaube, daß es mir gelang, die altchinesische Medizin mit den Worten der modernen Medizin darzustellen. Ich konnte hier Zusammenhänge herstellen, die zuvor noch nicht als solche erkannt worden waren. Ich beschäftigte mich auch sehr eingehend mit Qi-Qong und brachte zwölf Qi-Qong-Lehrer nach Wien.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich machte mir bisher keine Gedanken darüber. Nachdem ich in China war, wurde ich mir bewußt, daß die meisten Europäer die chinesische Medizin eigentlich nicht verstanden hatten. Seitdem ich mich mit der Akupunktur beschäftige, habe ich auch Erfolg damit. Mit Akupunktur kann man beispielsweise einen Hexenschuß in kürzester Zeit erfolgreich behandeln. Es gibt aber auch Langzeiterfolge, für die man bei uns kaum Zeit hat. So gab es beispielsweise Kinder, die geistig behindert waren und nach einem halben Jahr Behandlung nicht nur Besserung erlebten, sondern auch fünf Zentimeter wuchsen. Es kam also nicht nur zu einer geistigen Besserung, sondern zu Entwicklungen in allen Lebensbereichen. Das waren natürlich sehr prägende Erfolgserlebnisse.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Mein Freund, Prof. Herbert Pietschmann, vermittelte mir sein modernes naturwissenschaftliches Weltbild. Ich bin kein Physiker wie er, aber die Tatsache, daß das menschliche Gehirn sich selbst nicht begreifen kann, kann ich sehr gut nachvollziehen, das geht ja aus allgemeinen Beobachtungen hervor. Es gibt so viele Faktoren, die ich schon allein bei der Behandlung meiner Patienten berücksichtigen muß. Um wieviel schwieriger ist es, die eigene Existenz zu verstehen! Mein Chef, Prof. Mair, förderte mich in jüngeren Jahren, ich durfte für ihn ca. 30 Arbeiten schreiben und entwickelte mit ihm gemeinsam eine neue Technik für Hörapparate.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Die Mehrzahl der österreichischen Kollegen bringt die Akupunktur sofort mit meinem Namen in Verbindung. Ich beschäftigte mich auch mit der Neuraltherapie und der Störfeldlehre, die grob vernachlässigt werden, auch auf diesem Gebiet genieße ich einen gewissen Ruf.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Im Bereich der Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde gibt es vor allem Probleme bei den bösartigen Erkrankungen, da schaut nicht viel heraus. Weiters haben wir das Problem der Allergien und des Immunsystems. Ich kann zwar Migräne so behandeln, daß 80 Prozent der Patienten nach sechs Monaten keine Anfälle mehr hat, aber 100 Prozent sind es nicht. Abgesehen von den medizinischen Problemen gibt es natürlich Probleme im Gesundheitssystem, wo es ja in erster Linie um Symptombehandlung und zu wenig um Prophylaxe geht. Das liegt wohl auch an den Interessen der Pharmaindustrie. Das Gesundheitssystem leidet auch daran, daß es keine kostenorientierte Bezahlung gibt.Welche sind die Stärken Ihrer Ordination? Meine Patienten haben Vertrauen zu mir und meiner Redlichkeit. Ich frage nicht nach einer etwaigen Privatversicherung, sondern nehme mir Zeit für meine Patienten und biete auch Akupunktur an.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Frei nach Goethe: Du kannst Deinen Sinnen trauen, so lange Dein Verstand kritisch bleibt. Wichtig ist auch, über den Dingen zu stehen. Oft wird heutzutage auch die Geschäftigkeit honoriert, nicht der Erfolg. Das ist auch eine Schwierigkeit für die kommende Generation. Wichtig ist es, sich nicht von den Dingen beherrschen zu lassen.