Zum Erfolg von Renate Scheidenberger
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, mein Unternehmen trotz großer Herausforderungen wirtschaftlich zu führen, ohne dabei Soziales zu vernachlässigen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Erfolgreich sehe ich mich deshalb, weil es mir recht gut gelang, eben diese wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen mit fachlicher Kompetenz, Offenheit und Humor positiv zu meistern. Auch wenn es zu Tiefschlägen kam, gelang es mir, diese mit Mut und Einsatz zu bewältigen.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Neben der fachlichen Qualifikation waren sicherlich meine Hartnäckigkeit und meine sozialen Kompetenzen dafür ausschlaggebend. Wenn in unserer Branche Projekte zu scheitern drohen, dann nicht aus Mangel an technischen Möglichkeiten, sondern an falschen Teamkonstellationen und fehlender Kooperation der handelnden Personen. Soziale Kompetenz sehe ich als einen jener Faktoren, welche zum Erfolg führen.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Ich denke, dass es Frauen in unserer Branche per se nicht schwerer haben, als Männer. Sicher ist man als Frau in diesem Beruf eine Ausnahme, aber vieles hängt ab vom individuellen Auftreten und der Professionalität. Ich persönlich hatte in meiner fünfundzwanzigjährigen Berufslaufbahn noch nie ein Problem damit.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Eigentlich nicht - was mich besonders interessiert und auch fasziniert, ist die Ortsbildpflege und die Revitalisierung und Sanierung von Altbauten.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Verbale Zustimmung und vor allem Folgeaufträge von Bauherren, das ist die allerbeste Anerkennung.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Es gibt meiner Ansicht nach, mehrere Probleme! Der Kostendruck ist enorm, und damit muss man umgehen können. Bedingt durch die Fülle von Gesetzen, Normen und Novellierungen ist es sehr aufwendig immer am neuesten Stand zu sein. Die ständigen Gesetzesänderungen machen einem die Arbeit nicht leichter! Jedes Jahr gibt es neue Schwerpunkte bei den Novellierungen und es wird nicht einfacher. Dabei stelle ich mir öfter die Frage, ob diese oder jene Änderung in der Praxis auch Sinn macht.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Jeder Mensch hat seine Eigenheiten, und darauf muss man sich als Führungskraft einstellen. Einen pauschalen Führungsstil betrachte ich nicht als sehr zielführend, Motivation sollte auf den einzelnen Mitarbeiter abgestimmt sein. Es gibt zwar viele Bücher zum Thema Mitarbeiterführung, in der Praxis sieht es aber meistens anders aus. Ein Umstand, den folgender Ausspruch treffend zum Ausdruck bringt: "Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis, ist in der der Praxis größer als in der Theorie!"
Wie verhalten Sie sich dem Mitbewerb gegenüber?
Abgesehen von der betrieblichen Eigenständigkeit, spürt man einen Trend zu mehr partnerschaftlichem Verhalten zwischen Betrieben. Bei größeren Projekten schließt man sich zusammen, statt sich gegenseitig zu bekämpfen. Selbstverständlich gibt es auch einen Preiskampf, bei dem man aber nicht mitmachen sollte. Manchmal ist es nach meiner Erfahrung besser -Nein- zu sagen.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Unsere Stärken sehe ich in unserer Flexibilität und in unserer lösungsorientierten Arbeitsweise.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Am Beginn meiner Laufbahn habe ich das etwas unterschätzt, mittlerweile schaffe ich es recht gut, beide Bereiche unter einen Hut zu bringen. Als Selbstständiger hat man immer eine starke Bindung zu seinem Unternehmen, wenn ich 'mal eine Woche im Urlaub bin, ist das Abschalten nicht immer einfach.
Wie viel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Das lässt sich schwierig messen; ich sehe es als einen laufenden Prozess. Bei den vielen Änderungen von Gesetzen und Normen wartet man schon gespannt auf die übernächste Änderung. Es ist sehr zeitintensiv stets am aktuellen Wissensstand zu bleiben. Daher hat es in unserer Branche der Generalist schwerer als der Spezialist.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Wer den Beruf des Baumeisters ergreifen möchte, sollte emotional stabil sein, um die zu erwartenden Belastungen zu verkraften. Der Termindruck ist enorm! Wenn man ein Projekt übernimmt hat man gegenüber dem Bauherrn eine hohe Verpflichtung, und auch die Verantwortung gegenüber den Bauausführenden muss mitberücksichtigt werden. Entscheidend sollte die Identifikation mit der Tätigkeit sein. Wem Verantwortung ein Fremdwort ist, der sollte diesen Beruf nicht ergreifen. Die schulischen Ausbildungen sind meiner Ansicht nach zu theoretisch und gehen teilweise an der Praxis vorbei. Trotz eines gesamten technischen Studiums, fehlen oft Kenntnisse über wesentliche Aufgabenbereiche, wie zB. der Erstellung eines Polierplans oder Terminplans. Mittlerweile kann man Baumanagement an der Fachhochschule studieren und danach die Baumeisterprüfung ablegen, ohne jedoch jemals auf einer Baustelle gewesen zu sein, und dieser Umstand ist definitiv nicht von Vorteil! Die Nachwuchschancen in unserem Beruf sehe ich durchaus positiv, weil auch in Zukunft saniert und umgebaut werden wird. Es ist ein vielfältiger und auch kreativer Beruf, und zukünftig wird man verstärkt mit innovativen Techniken und Baustoffen konfrontiert werden.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Einerseits werde ich jene Projekte, welche in der Schublade liegen, unter Berücksichtigung der aktuellen Erfordernisse, in die Tat umsetzen. Andererseits werde ich mein Augenmerk darauf richten, dass dieses Unternehmen weiterhin auf einem stabilen Fundament steht, um auch für die kommenden Herausforderungen des Marktes gewappnet zu sein. Darüber hinaus arbeiten wir mit einer Partnerfirma zum Thema Projektkultur zusammen, mit dem dringenden Anliegen soziale Kompetenzen in unserer Branche zu stärken.