Zur Karriere von Rainer Kotz
Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Da ich aus einer ausgesprochenen Technikerfamilie stamme, schwankte ich zunächst zwischen Architektur und Medizin. Während des Medizinstudiums war ich auch Leichtathlet (1500-Meter-Lauf) und als Schilehrer tätig, wobei ich mich damals sehr intensiv mit dem Sport auch im Hinblick auf die Medizin beschäftigte. Nach dem Studium famulierte ich zunächst auf einer Unfallchirurgie. Meine berufliche Wahl sollte nicht nur meiner Neigung, sondern auch meinen Talenten entsprechen. Mein gutes dreidimensionales Vorstellungsvermögen, das in der Orthopädie unumgänglich ist, beeinflußte diese Wahl. Ich promovierte 1967 und meldete mich für einen Turnusplatz an. Für eine kurze Zeit studierte ich noch Anthropologie, die ich dann jedoch nicht weiter verfolgte. Von 1967 bis 1971 absolvierte ich meine postgraduale Ausbildung in den Fächern Chirurgie (Prim. Jelinek), Innere Medizin (Prof. Jesserer), HNO (Prof. Bauer), Kinderheilkunde (Prof. Swoboda) und Neurologie (Prof. Tschabitscher und Doz. Berner). Ich mußte bis 1970 auf eine Stelle an der Orthopädie warten, doch schon 1974 konnte ich meine orthopädische Facharztausbildung bei Prof. Chiari abschließen. Bereits auf der Chirurgie hatte ich eine Arbeit über die Kreuzbänder verfaßt, die ich jedoch nicht veröffentlichte, da ich von ihrer Qualität nicht vollkommen überzeugt war. In der Folge publizierte ich dann vier wirklich gute Arbeiten, die es mir erlaubten, die Stelle an der Universitätsklinik für Orthopädie zu bekommen. Es gab zahlreiche Hürden auf dem Weg zur Orthopädie und auch zahlreiche Angebote in anderen Fachgebieten. Als Dr. Hubenstorf, Oberarzt an der Orthopädie, plötzlich verstarb, wurde ich dessen Nachfolger. Zunächst gab es noch diverse Widerstände gegen mich, doch machte ich schließlich sehr rasch Karriere. Ich führte das Tumor-Team für Prof. Salzer, bei dem ich die Operationstechnik für Tumorpatienten erlernte. Während man in der Orthopädie nur direkt am Knochen operiert, muß man bei der Tumorchirurgie auch das gesamte Umfeld, d.h. sämtliche Nerven und Gefäße mitberücksichtigen. Als Prof. Salzer an das Orthopädische Krankenhaus Gersthof wechselte, wurde ich dessen Nachfolger an der Klinik. Ich habilitierte mich 1979 mit der chemotherapeutischen Behandlung des Osteosarkoms, eigentlich keinem chirurgischen Thema. 1981 erhielt ich das ASG-Stipendium in den USA. 1983 starb Prof. Chiari, ich bewarb mich um seine Stelle, doch lag Prof. Bauer aus Innsbruck als Erstgereihter vor mir, sodaß ich mir kaum Chancen ausrechnete. Ich ging also zunächst an das Sanatorium Hera als Orthopädischer Primarius und Nachfolger von Prof. Franz Endler, während die Verhandlungen mit Prof. Bauer noch liefen. Als Prof. Bauer seine Kandidatur zurückzog, erhielt ich die Stelle. In der Hera war ich schließlich nur acht Monate geblieben, doch war diese Zeit der fachlichen vollkommenen Selbständigkeit für mich sehr wertvoll. Damals war schon die Übersiedlung aus dem alten AKH geplant, sodaß ich keine weiteren Berufungsforderungen stellte. Als sich diese um einige Jahre verzögerte, konnte ich zunächst noch die Modernisierung der alten Klinik durchsetzen, was sich dann aber bei der Übersiedlung als sehr vorteilhaft herausstellte. Als Ordinarius wurde ich bald Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Orthopädie, dann auch der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie, was für einen Österreicher außergewöhnlich war, schließlich fungierte ich von 1999 bis 2002 als Weltpräsident der Orthopädie (SICOT). Schließlich wurde ich auch noch als erster Orthopäde Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Chirurgie. Derzeit bin ich Mitglied des Senats der Medizinischen Universität Wien, nach 2003 bis 2006 nun in der zweiten Periode von 2006 bis 2009.