Zum Erfolg von Johann Georg Gsteu
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich kann nur in einer gewissen Demut arbeiten, und ich kann eine künstlerische Arbeit nicht akzeptieren, wenn ich sehe, daß es sich dabei um eine hauptsächlich therapeutische Angelegenheit handelt. Ich verlange von einem Kunstwerk, daß es auch andere als den Künstler selbst anspricht. Der Künstler hat eine dienende Rolle. Selbstzweck in der Kunst hält nicht lange.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Für mich persönlich schon. In dem, was ich bisher geschaffen habe - viel mehr wird es wohl nicht mehr werden - gibt es eine gewisse Stimmigkeit, und damit kann ich zufrieden sein.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Sicher war eine Grundbegabung vorhanden. Man spürt doch auch bei einem Arzt, ob er sich für einen interessiert, oder nur den Krankenschein will. Weshalb sollte es in der Architektur anders sein? Ich hatte immer das Gefühl, ich dürfte keine Zeit verlieren. Ich denke, eine Berufung ist eben kein Jobben, aber heute ist es nicht ganz leicht für junge Menschen, denn alles ändert sich so schrecklich schnell.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Bei der Errichtung des Seelsorgezentrums Oberbaumgarten traf ich gewisse Entscheidungen, insbesondere was die Akustik betraf, die vor allem seitens meiner Kollegen nicht von allen verstanden wurden. Ich ließ auch Bäume pflanzen, was nirgends erwähnt wurde. Diese Entscheidungen stellten sich als richtig heraus. Ich suche Formen, die zwingend aus Methoden kommen. Ich mache nicht einen Bogen, nur weil er mir gefällt, während mir der Statiker erklärt, daß es sich um eine sehr gequälte Angelegenheit handle. Ich möchte eine Form so gut ich kann decken, und zwar nicht formal, sondern methodisch.Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? Selbstverständlich Originalität. Natürlich orientiert man sich aber auch an Vorhandenem. Wenn jemand erklärt, er habe etwas zum ersten Mal gemacht, dann überlege ich mir aber auch, daß es vielleicht gute Gründe dafür geben kann, daß es bisher noch niemand gemacht hat.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Clemens Holzmeister übte auf uns alle einen großen Einfluß aus. 1977 gab es eine Ausstellung aller seiner Schüler. Da ging er zu jedem einzelnen von uns und sagte jedem etwas. Er kam zu mir, klopfte mir auf die Schultern und sagte: Mein Erfinder!. Während des Studiums waren wir manchmal ganz froh, wenn er abwesend war, aber wir hatten doch auch Respekt vor ihm. Er nahm uns sehr ernst und seine Vitalität steckte uns alle an.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Angesichts des gesellschaftlichen Wandels frage ich mich, ob es in Zukunft überhaupt noch haltbare Architektur geben wird. So stellt sich die Frage: was bleibt von uns? Adolf Loos meinte dazu: nur die Kirchen und die Grabmäler. Ein weiteres Problem ist der Denkmalschutz. Wir werden nie mehr so solide bauen, wie beispielsweise im Klassizismus, deshalb muß so manches Objekt einfach wegen der Qualität der Bausubstanz unter Denkmalschutz gestellt werden.Welche sind die Stärken Ihres Ateliers? Ich hatte das Glück, daß es für mich als Lehrer praktisch kein Thema gibt, das ich nicht beherrschen würde. Durch meine Professuren weiß ich auch, was die jungen Leute von heute bewegt.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Es ist schwierig, denn die Welt verändert sich ja so unglaublich schnell. Ich würde den Jungen raten, bei der tödlichen Konkurrenz, die jetzt läuft und bei der jeder jeden bekämpft, nicht mitzumachen. Ich rate auch dazu, jede Arbeit, die man macht, liebevoll und ordentlich zu tun.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich würde mir wünschen, daß die Architektur in Österreich, wo die darstellende Kunst und die Musik dominieren, einen höheren Stellenwert gewinnt.