Zum Erfolg von Johann Prettenhofer
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Der größte Erfolg für mich ist es, wenn ich für jemanden, der nicht in meiner Position ist, in meiner Funktion als Betriebsrat, als Krankenkassenobmann oder einer anderen Eigenschaft, etwas Positives erreichen kann. Den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens Böhler Uddeholm, für das ich tätig bin, sehe ich deshalb als grundlegend wichtig an, weil es, wenn es der Firma gutgeht, auch ihren Mitarbeitern gutgeht. In der Vergangenheit gab es Zeiten, wo Mitarbeiter freigesetzt werden mußten, und das war für mich der größte Mißerfolg. Es freut mich, daß wir eine positive Entwicklung im Bereich der Lehrlingsausbildung haben. Es ist unter anderem uns als Betriebsrat zuzuschreiben, daß die Überzeugung, eine fundierte Ausbildung von Facharbeitern komme schlußendlich dem Unternehmen selbst zugute, auch in der Unternehmensleitung Platz greifen konnte, sodaß derzeit allein am Standort Kapfenberg 182 Lehrlinge in Ausbildung sind, worauf ich besonders stolz bin.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich habe eine ganz nette, ruhige, zuvorkommende Frau. Seit dem Jahr 1972 sind wir verheiratet und führen eine glückliche Ehe. Wir unternehmen viel gemeinsam. Ich habe einen großen Freundes- und Bekanntenkreis hier in Kapfenberg. Ob mit Kindern, mit jungen oder alten Menschen, ich komme mit allen gut zurecht, da ich auf sie zugehe und mit allen gerne ins Gespräch komme. Die Menschen nehme ich so, wie sie sind und auch ich selbst bin authentisch. Es gelingt mir gut, mit allen Verhandlungspartnern eine Gesprächsbasis zu finden, um über Sachthemen zu verhandeln. Eine weitere Eigenschaft von mir ist, daß ich mich nicht aus der Ruhe bringen lasse, sondern seriös und kompetent meinen Standpunkt vertrete. Spreche ich mit einem Kollegen über ein Problem und ich stelle fest, daß ich für ihn nichts erreichen kann, sage ich von vornherein, woran er ist - ich mache keine falschen Versprechungen. Auch das Nein-Sagen halte ich - wo es erforderlich ist - für wichtig. Niederlagen und Rückschlägen suche ich einen positiven Aspekt abzugewinnen. Ich werde demnächst 58 Jahre alt, und es freut mich, daß ich heute noch lebe. 1999 erlitt ich unschuldig einen schweren Motorradunfall, bei dem mein Freund ums Leben kam und auch ich selbst fast gestorben wäre. Den schuldigen Unfallenker, damals Führerscheinneuling, empfing ich als Schwerverletzter am Krankenbett, doch obwohl ich meinen Freund damals verloren hatte, war ich diesem jungen Mann nicht böse, denn ich sagte mir, dasselbe hätte mir oder meinem Sohn auch passieren können. Bis heute habe ich mit dem jungen Mann einen guten Kontakt.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Erst abwägen, dann handeln. Tritt ein Arbeitnehmer mit einem konkreten Problem an mich heran, versuche ich, die Gewerkschaft und die Arbeiterkammer nach Erfordernis mit einzubinden, um für den Kollegen in seiner schwierigen Situation das Beste zu erreichen. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Die Ära Kreisky prägte meine politische Einstellung sehr stark. Mitte der 70er Jahre gab es in Kapfenberg eine große Betriebsversammlung, anläßlich derer Kreisky sagte, ein paar Millionen Schilling Schulden seien ihm lieber als Arbeitslose in der Region. Dieser Ausspruch ist mir bis heute lebhaft in Erinnerung. Neben Bruno Kreisky war mir Alois Rechberger ein besonderes Vorbild, in meinen jungen Jahren war er Betriebsratsvorsitzender hier bei Böhler, später Arbeiterkammerpräsident und langjähriger Nationalratsabgeordneter. Ich kannte Herrn Rechberger persönlich sehr gut. Er hat viel für unsere Region getan. Eine von ihm realisierte Maßnahme war zum Beispiel die Errichtung des Tanzenbergtunnels.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Die größte Anerkennung für mein Engagement erfahre ich, wenn mir bei den Betriebsratswahlen das volle Vertrauen ausgesprochen wird. Bei unseren letzten Betriebsratswahlen beispielsweise hatten wir eine Wahlbeteiligung von 95 Prozent, davon entfielen 93,2 Prozent der Stimmen auf meine Person.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Die jüngsten Enthüllungen rund um den BAWAG-Skandal haben mich zutiefst erschüttert, da ich mich mit Leib und Seele in der Gewerkschaft einbringe und weil ich weiß, was die Gewerkschaft im Laufe der Jahre alles an Positivem bewirken konnte. So ist zum Beispiel die Einführung des 13. und 14. Monatsgehaltes eine Errungenschaft, die seinerzeit von den Sozialpartnern ausverhandelt wurde. Heute führen wir einen schweren Kampf, um das für unsere Mitarbeiter zu erhalten, was seinerzeit ausverhandelt wurde. Dabei sind wir ganz schön gefordert.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich habe eine 67 Quadratmeter große Eigentumswohnung und verbringe meine Freizeit vorwiegend in meiner Gartenhütte am Land. Auch wenn ich in meiner Position sehr gut verdiene, habe ich meine sozialistische Lebenseinstellung und damit eine bescheidene Lebensführung beibehalten.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich bin ein geselliger Mensch und gehe ganz gerne einmal am Abend auf ein Bier, oder meine Frau und ich gehen gemeinsam aus. Doch wenn jemand mit mir über die Firma oder meine Tätigkeit diskutieren möchte, weise ich freundlich darauf hin, daß ich gerade privat unterwegs bin, aber gerne am nächsten Tag wieder für seine Anliegen da bin. Auf diese Weise gelingt es mir ganz gut, Berufliches und Privates zu trennen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
In meiner Funktion als Betriebsrat werde ich mich auch in Zukunft darum bemühen, meiner Aufgabe so gut wie möglich gerecht zu werden. Ich möchte gesund bleiben. Die Beziehung zu meiner Frau soll so glücklich bleiben wie bisher, und, davon abgesehen, strebe ich die Rolle als Opa an.
Ihr Lebensmotto?
Ich möchte der Mensch bleiben, der ich bin.