Zum Erfolg von Hans Gerhard Degen
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Wenn das, was ich mit meinen Mitarbeitern vereinbare, umgesetzt wird und die gesteckten Ziele erreicht werden, sehe ich das als Erfolg. Viele Mitarbeiter, die bei mir begannen, haben Karriere gemacht - das ist für mich einer der größten Erfolgsfaktoren. Es gibt ja Menschen in Führungspositionen, die ein Problem damit haben, Mitarbeiter Karriere machen zu lassen, weil sie Angst haben, Macht und Einfluß zu verlieren. Das ist natürlich Unsinn, denn ich bin nur solange gut, solange meine Mitarbeiter es sind.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, in jeder Hinsicht. Ich habe es im Unternehmen vom Lehrling bis zum Generaldirektor für Österreich gebracht, was man als erfolgreiche Karriere bezeichnen kann. Dazu kommen der geschäftliche Erfolg und ein Team, das zu mir steht.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Das war bei Metro schon recht früh, als ich für den Einkauf von 100 Tonnen Frischware verhandelte und einen sehr guten Preis aushandelte. Von meinem Vorgesetzten erfuhr ich dafür großes Lob. Da fühlte ich mich schon erfolgreich, und es folgten noch viele weitere Erfolgserlebnisse. Trotzdem hätte ich es mir als junger Zentraleinkäufer nicht träumen lassen, daß ich eines Tages Country Manager bei Metro sein werde. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Joachim Suhr, ein ehemaliger AG-Vorstand der Metro, förderte mich sehr stark, und ich fühlte mich ihm auch menschlich verbunden. Er hat wesentlich dazu beigetragen, daß ich heute das bin, was ich bin.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Wir haben Anforderungsprofile für soziale Kompetenz, Leadership, Ergebnisorientierung und viele andere Faktoren. Das sind standardisierte Fragebögen, die wissenschaftlich definiert wurden und in allen 30 Metro-Ländern zur Anwendung kommen. Zusätzlich werden natürlich persönliche Gespräche geführt, anschließend gibt es noch ein Assessment. Dabei wird der Bewerber anhand von Verhaltensausprägungen beobachtet und beurteilt, ob er auch wirklich zum Unternehmen paßt. Bei zwei gleichwertigen Kandidaten entscheidet der Sympathiefaktor.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich lobe, ich kritisiere, ich habe eine relativ lockere Art und pflege persönlichen Kontakt mit meinen Mitarbeitern. Bei Geburtstagen gratuliere ich entweder persönlich oder schriftlich, außerdem gibt es regelmäßige Beurteilungsgespräche. Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Auf der Handelsseite sind wir ein Unternehmen, das seinen Kunden alles unter einem Dach anbietet. Wir haben kundenfreundliche Öffnungszeiten, ein sensationelles Preis-/Leistungsverhältnis, und wir kommunizieren mit unseren Kunden persönlich. Außerdem hat Metro als weltweit agierendes Unternehmen entsprechende Beschaffungsmöglichkeiten. Der Konzern läßt sein internationales Know-how in die jeweiligen Länder einfließen, ohne dabei die landestypischen Gegebenheiten zu vergessen. Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Unser Verhalten der Konkurrenz gegenüber ist geprägt von Respekt, aber auch von Wettbewerb. Wir greifen uns nicht unterhalb der Gürtellinie an, wie das etwa in Amerika an der Tagesordnung ist. Man muß sich eben jeden Tag neu bemühen, um ein gutes Geschäft zu machen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Seit ich in Österreich tätig bin, hat sich auch unser Privatleben etwas verändert - wir nehmen beispielsweise gerne das große Kulturangebot in Wien wahr. Trotzdem gibt es keinen Tag in der Woche, wo die Metro in meinem Kopf abgeschaltet ist. Das kann ich nicht. Aber ich kann privat sehr gut damit umgehen. Ich versuche, meine Familie so wenig wie möglich mit beruflichen Dingen zu belasten. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Die Anforderungen an die Mitarbeiter werden immer höher und sind immer schwieriger zu erreichen. Jungen Menschen, die noch nicht voll im Job stehen, rate ich, ins Ausland zu gehen, Sprachen zu lernen und sich mit anderen Kulturen und Mentalitäten zu beschäftigen. Interkulturelle Kompetenz halte ich für ganz wichtig. Ansonsten kann ich nur empfehlen: Lernen, lernen, lernen. Man lernt niemals aus.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte weiter in Wien bleiben und in Österreich noch mehr Wachstum generieren, was aber in diesem stabilen Markt schwierig ist. Wir wollen aber nicht nur umsatzmäßig wachsen, sondern auch zwei oder drei neue Standorte etablieren. Ich persönlich will den richtigen Zeitpunkt nicht verpassen, rechtzeitig aufhören und dann mit meiner Familie viele Dinge, die bisher zu kurz kamen, nachholen.