Zum Erfolg von Gernot Schieszler
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, daß ich Unternehmen, für die ich arbeite, in ihrer Nachhaltigkeit steigere. Aus diesem Grund wählte ich auch die Berufsbezeichnung Change-Manager, denn ich bin der Meinung, daß sich heutzutage jedes Unternehmen in einem permanenten Veränderungsprozeß befindet. Den Wert eines Unternehmens zu steigern bezieht sich immer auf den Vergleich zum Mitbewerb, und zwar zur Absicherung der Unternehmenssubstanz, der Arbeitsplätze und der Zulieferindustrie. Unser Unternehmen gibt es seit 125 Jahren, und noch immer sind Kommunikation und Datenaustausch in allen Lebenslagen, von der Nachricht der Geburt eines Menschen bis zu der seines Todes, ein ständiger Begleiter unseres Lebens. Sie werden es immer bleiben. Ich möchte dazu beitragen, daß es dieses Unternehmen auch in 125 Jahren noch gibt, und daß man sich dann vielleicht auch noch an meine Zeit erinnert.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich bin froh, nicht einem Umfeld wie in Amerika ausgesetzt zu sein. Für mich selbst bin ich erfolgreich, und ich hoffe, daß ich diesen Erfolg beibehalten kann. ich bin zufrieden.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich habe Freude an dem, was ich mache. Nur wenn man von dem, was man tut, überzeugt ist, kann man das Unternehmen weiterbringen. Dazu gehört aber auch, daß Sie die Kernmannschaft, mit der Sie arbeiten, zu der gleichen Überzeugung bringen. Es ist mir wichtig, daß jeder meiner Mitarbeiter jeden Tag mit derselben Freude und derselben Motivation an die Arbeit geht wie ich. Wenn ich einen schlechten Tag habe, das passiert jedem, dann fange ich am nächsten Tag zwei Stunden früher an. Mein erster Chef sagte: Arbeiten kann jeder, aber Glück muß man haben. Man kann aber Zufall auch durch Wahrscheinlichkeit ersetzen, und die stellt sich durch Arbeit und Leistung ein.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Schon bei meinem ersten Posten verlangten die Kunden (Geschäftsführer und Vorstände) sehr oft nach mir, obwohl ich der Jüngste im Unternehmen war, weil ich über eine große soziale Kompetenz verfüge und ihre Probleme verstand. So wurden die schwierigen Projekte stets mir anvertraut. Dabei fühlte ich mich natürlich erfolgreich.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Die wichtigste Entscheidung meines Lebens bestand darin, daß ich auf eigene Faust die HTL verließ, um an ein Gymnasium mit musischem Schwerpunkt zu wechseln. Seither treffe ich alle meine Entscheidungen ausschließlich selbst und übernehme auch die Verantwortung dafür.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Das war Alois Czipin, mein erster Arbeitgeber. Er erkannte mein Potential und meinen Einsatz und nutzte beides. Ich trennte mich später in sehr gutem Einvernehmen von ihm, weil wir jeweils eine andere Managementphilosophie vertreten.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Jedes Mal, wenn mir eine neue Aufgabe anvertraut wurde, empfand ich dies als Anerkennung.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Unser Problem sind die Grenzen des Wachstums. Ansonsten sind Probleme da, um gelöst zu werden.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Wir sind ein Dienstleistungsunternehmen. Die Qualität und der Einsatz jedes einzelnen Mitarbeiters bestimmen den Erfolg des Unternehmens.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Es gibt zwei Kategorien von Menschen: die einen setzen sich ins Büro, bekommen eine Funktion zugeteilt und warten dann darauf, daß man ihnen sagt, was zu tun sei. Die anderen haben immer eine Arbeit, denn sie wissen, was zu tun ist. Wichtig ist mir auch, daß meine Mitarbeiter frei von hierarchischen Bedürfnissen oder sonstigen Ressentiments sind. Ich brauche Leute, die frei sind und von selbst etwas wollen. Ich arbeite übrigens sehr gerne mit Frauen, weil sie ganz besondere Impulse in das Team einbringen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich motiviere sie dadurch, daß prinzipiell jeder, der gute Ideen hat, zu mir kommen kann. Für mich ist die Erfahrung eines Mitarbeiters nicht ausschlaggebend, sondern vielmehr, ob er seine Funktion noch besser ausfüllen würde als meine Definition davon. Bei Firmenfeiern unterhalte ich mich auch gerne mit den Mitarbeitern. Wenn Sie an einem solchen Abend 50 Gespräche geführt haben, dann haben Sie am nächsten Tag 50 motivierte Mitarbeiter.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Als sehr fordernd und sehr fördernd. Wenn jemand von meinen Leuten ein Problem hat, dann mache ich es zu meinem Problem. Ich bin allerdings auch sehr anspruchsvoll, und wenn es jemandem an Loyalität fehlt, dann wird es für ihn eng. Das wissen alle.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir bieten das besten Service mit der besten Qualität zu einem adäquaten Preis. Durch Innovation und laufend steigende Qualität können wir auch das außerordentliche Image unserer Marke halten und entwickeln.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Da wir auf allen Gebieten Marktführer sind, sind wir für jede Konkurrenz, die den Markt belebt, dankbar. Gerade im Management ist Konkurrenz sehr hilfreich. Man geht ja keine Extrameilen, wenn man nicht gefordert wird. Darüber hinaus schätze ich es, wenn man mit offenem Visier kämpft.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Wo viel Licht, da auch viel Schatten. Man muß wohl immer irgendwo Opfer bringen. Ich habe kaum mehr Freunde außerhalb des Berufes. Zwei Abende in der Woche gehören meiner Familie.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Ich habe zwar zahlreiche Fortbildungen besucht (Harvard, Insead, etc.), doch lerne ich das meiste im täglichen Geschäft.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte immer so glücklich und ausgeglichen sein wie jetzt. Ich möchte andere immer positiv überraschen.
Ihr Lebensmotto?
Be slow to promise and quick to deliver.