Zum Erfolg von Brigitte Schwarz
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg zu haben bedeutet für mich, einem Ziel, das ich mir stecke, so nahe wie möglich zu kommen, zugleich aber auch nicht aufzugeben, wenn ich ein Ziel einmal nicht erreiche. Entscheidend und wichtig ist mir dabei, Freude an meiner Arbeit zu haben. Ein ganz wesentlicher Aspekt des Erfolges ist es, Menschen helfen zu können und zu erfahren, wie Menschen auf mich zugehen.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich versuche stets, andere Menschen zu motivieren, selbständig zu denken, ihre Kreativität zu nutzen und alles zu hinterfragen. Als Bürgermeisterin lege ich großen Wert darauf, im Gespräch mit meinen MitarbeiterInnen zu einem Ergebnis zu kommen, selbst wenn ich letztendlich die Entscheidungen selbst treffen und die Verantwortung selbst tragen muß. Ich kann mich sehr gut anpassen und mich in neue Situationen hineinversetzen. Als Perfektionistin mag ich keine halben Sachen, auch wenn dieser hundertprozentige Einsatz meine ganze Anstrengung erfordert und an die Substanz geht. Aus diesem Grund habe ich auch schweren Herzens beschlossen, der Schule einstweilen den Rücken zu kehren. Ich tue, was ich glaube, tun zu müssen. Untätigkeit kommt für mich nicht in Frage, selbst wenn ich einen Kampf gegen Windmühlen aufnehme. Nur wer bereit ist, für seine eigenen Rechte einzustehen, ist auch bereit, für andere zu kämpfen. Mit Niederlagen komme ich dann sehr gut zurecht, wenn strukturelle Ursachen dahinterstecken. Persönliche Angriffe und Diffamierungen treffen mich allerdings sehr. Treue, Disziplin, Loyalität und Verantwortungsbewußtsein sind mir eigene Charaktereigenschaften. Meine wahren Ideale gebe ich nicht auf. Meine Großmutter, Hermine Schwarz, pflegte immer zu sagen, „Wir können uns viele Dinge nicht leisten.“ Daher bemühte ich mich schon früh darum, auf eigenen Beinen zu stehen. Nie wollte ich jemandem zur Last fallen, aber auch nicht in Abhängigkeit geraten. Ich mache keine Versprechungen, wenn ich weiß, daß ich in einem bestimmten Fall nicht helfen kann, aber ich bemühe mich, für alle Anliegen der Bürger ein offenes Ohr zu haben und im Rahmen meiner Möglichkeiten alles für sie zu tun. Ich komme ja aus einer Arbeiterfamilie, und der soziale Aspekt meiner Arbeit ist mir daher ganz wichtig.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
In meinem Amt als Bürgermeisterin bin ich aufgefordert, mich täglich neuen Herausforderungen zu stellen. Ich glaube einfach, daß Herausforderungen wichtig sind, um geistig fit zu bleiben, und ich denke, daß man nach vorne schauen und sich den Herausforderungen der Zukunft stellen muß.Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? Die Statistiken sagen ganz eindeutig, daß es schwieriger sein muß. Ich selbst habe aber erlebt, daß meine Führungskräfte kein Problem mit einer Frau an ihrer Spitze haben. Ich denke, es hängt sehr stark von der eigenen Haltung der Frau ab. Das Problem vieler Mädchen und Frauen beginnt wohl schon damit, daß sie in bestimmte Ausbildungen und Berufe gedrängt werden, daß man ihnen schon in der Unterstufe sagt, sie verstünden von Technik oder Mathematik nichts. Das sind leider gesamtgesellschaftliche Ansätze. Um ihren Weg zu gehen, müssen Frauen daher in der Lage sein, einiges einzustecken. Ich bin allerdings optimistisch, was die Zukunft von uns Frauen betrifft, und glaube, daß die alten Strukturen langsam aufbrechen.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Als ich mit 100 Prozent Zustimmung zur Bürgermeisterin bestellt wurde, war das für mich ein sehr berührendes Erlebnis. Sämtliche Einsatzorganisationen waren anwesend, und es freute mich natürlich besonders, daß auch diese männlich dominierten Organisationen mich so herzlich in meinem Amt begrüßten.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Mein Großvater, Anton Schwarz, war sehr „stur“ in seinen Meinungen. Ich konnte mich aber daran reiben und lernte so auch, verbale Auseinandersetzungen auszutragen und mit Argumenten zu überzeugen. Wer in Kapfenberg aufwächst, muß auf Franz Fekete zu sprechen kommen, der als ehemaliger Bürgermeister eine richtige Vaterfigur für diese Stadt verkörperte. Manfred Wegscheider wiederum war ein sehr bürgernaher Bürgermeister und mir in diesem Punkt ein Vorbild. Sehr geprägt hat mich auch Bruno Kreisky, dem ich sogar zweimal persönlich begegnen durfte. Nicht immer teilte ich als Jungsozialistin seine Meinung, aber er stellte eine Autorität mit großem Charisma dar. Besonders schätzte ich als Germanistin seine klare und deutliche Ausdrucksweise, seinen gekonnten Umgang mit dem Instrument Sprache.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Vor allem über die kleinen Zeichen der Anerkennung freue ich mich sehr, zum Beispiel, wenn Bürger sich in einem einfachen Mail für meine Arbeit bedanken. Sehr gerührt war ich anläßlich meines jüngsten Besuches in meiner ehemaligen Schule in Eisenerz, wo ich mit einem Schild mit der Aufschrift „Willkommen zu Hause!“ empfangen wurde.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Die Tätigkeit als Bürgermeisterin ist ein knochenharter Job, der hundertprozentigen Einsatz erfordert. Man muß bereit sein, einen großen Teil des Privatlebens aufzugeben, wenn man dieses Amt innehat. Im Februar 2006 haben wir den Arbeitskreis „Neue Armut“ gegründet. Die Ziele, die wir uns damit gesteckt haben, sind sehr umfangreich. Doch leider reichen die Mittel nicht aus, um das ganze Programm sofort umzusetzen, was ich natürlich sehr bedaure.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Erfolgreich sein kann man nur im Team. Das gilt vor allem in der Verwaltung und in der Politik, insbesondere jedoch für meine Position.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Sich selbst treu bleiben, damit man auch jeden Morgen mit gutem Gewissen in den Spiegel schauen kann. Sich Ziele im Leben setzen und darauf hinarbeiten! Nicht verzweifeln, wenn es einmal nicht auf Anhieb gelingt, ein Ziel zu erreichen! Bereitschaft zum lebenslangen Lernen zeigen und nie vergessen: In jedem Beruf hat man es mit Menschen zu tun!
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Solange ich mit meinem Team die Verantwortung dafür habe, möchte ich diese Stadt gut voranbringen und weiterentwickeln, damit die Menschen sich hier stets wohl fühlen können. Im Mittelpunkt meines Denkens muß immer der Mensch stehen.
Ihr Lebensmotto?
Aufgeben gibt es nicht!