Zum Erfolg von Andrea Reiss
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg heißt für mich, daß ich mit der Qualität meiner Arbeit zufrieden bin und das Gefühl habe, etwas Positives zu bewegen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich habe aber auch noch Zielsetzungen im Leben und bin gespannt auf das, was noch kommt. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ganz sicher die Bereitschaft, 1991 nach Moskau zu gehen - gerade damals war diese Stadt ja nicht gerade einladend, die Lebensmittelgeschäfte waren leer, es war die Zeit des politischen und wirtschaftlichen Umbruches, es gab sehr wenig Komfort. Aber meine Risikobereitschaft, gepaart mit einer guten Ausbildung, harter Arbeit und Zielstrebigkeit, war sicher ausschlaggebend, wobei man natürlich nicht vergessen darf, daß ich auch das Glück hatte, zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein zu dürfen. Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? Nein: wir werden alle nach unseren Leistungen beurteilt. Natürlich - und das ist ja das Schöne - sind Männer und Frauen in ihrem Managementstil unterschiedlich; wir Frauen haben oft das Gefühl, daß wir etwas beweisen müssen, während Männer doch mit einem anderen Selbstverständnis auftreten. In Rußland habe ich als Frau in einer Führungsposition sehr viel Respekt und Achtung genossen.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ganz sicher ab dem Moment, als ich nach Moskau ging. Hier hatte ich einmal die Gelegenheit, gemeinsam mit einem russischen Kollegen einen Abend der Gazprom vor ca. 300 ausländischen Gästen zu gestalten, dies war zweifellos eine große Ehre.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Die sehr kurzfristige Entscheidung, nach Moskau zu gehen, war ein wesentlicher Meilenstein auf meinem Weg. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Ich habe in all den Jahren immer erkannt und persönlich erfahren, daß unser Management Einsatz und Engagement unterstützt und fördert.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Eine besonders wichtige und große Anerkennung war die Übertragung der Prokura, nachdem ich nach Wien zurückgekehrt war, sowie die Betrauung mit der Leitung der Abteilung Supply, die mit einer großen Verantwortung für Österreich verbunden war. Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Generell befindet sich der Gasmarkt in einer großen Umbruchphase. Die Liberalisierung des Gasmarktes in Europa bietet aber auch große Chancen für die Gasindustrie. Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Die OMV ist ein starkes mitteleuropäisches Unternehmen. Die große Stärke der OMV liegt in der Kombination der brillanten Strategie unseres Managements und einem sehr engagierten und hervorragend ausgebildeten Mitarbeiterpotential. Wir durften in der letzten Zeit eine starke Expansion erfahren. Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Jeder Konzern muß nach betriebswirtschaftlichen Richtlinien arbeiten - aber man muß dabei immer trachten, Mensch zu bleiben und auch seinen Konkurrenten zu respektieren.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Durch meine Doppelfunktion muß ich leider sagen, daß die Wochenenden sehr oft in Arbeit aufgehen, um jene Dinge aufzuarbeiten, die den Ort betreffen, an dem ich die vorangegangene Woche gerade nicht war. Meine berufliche Aktivität nagt doch sehr an meiner freien Zeit. Ich würde mir wünschen, mehr Zeit für mich zu haben.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte gerne mehr Zeit für Freunde und Familie haben und mehr Sport betreiben. Beruflich möchte ich zur weiteren Expansion meines Unternehmens beitragen.