Zum Erfolg von Martina Siller
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, meine eigenen, angestrebten Ziele zu erreichen und trotzdem mit meinem Leben zufrieden zu sein und im Kreise meiner Familie und meiner Freunde glücklich leben zu dürfen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich denke, daß es viel erfolgreichere Menschen gibt - etwa viele persönliche Bekanntschaften -, die wirklich viel aus ihrem Leben machen und auch leisten. Wenn ich z.B. nach einer Saison sehe, daß die Gäste zufrieden waren und sich wohl fühlten, uns wieder viele Stammgäste besuchen kamen und wir ein gutes, familiäres Betriebsklima vermitteln konnten, da wir großteils Stammpersonal beschäftigen, bin ich zufrieden und fühle mich im Sinne meiner Definition erfolgreich. Ebenso das positive Feedback für die Speisenzubereitung, speziell durch das Angebot bzw. die Verarbeitung der eigenen Produkte und unsere selbsterzeugten Speisen und Getränke, werte ich als Erfolg. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich gebe zu, daß ich mich persönlich nicht so erfolgreich sehe. Trotzdem bin ich eher ein ehrgeiziger und zielstrebiger Mensch. Ausschlaggebend für meinen bisherigen Lebensweg waren sicher meine Eltern, meine Großmutter, weitere Verwandte und mein Mann, die doch eine sehr positive und zielstrebige Lebenseinstellung vorgaben. Im Zuge meiner beruflichen Laufbahn lernte ich viele weitere interessante Menschen kennen. Immer jedoch folgte ich dem Leitsatz: Ohne Fleiß kein Preis. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Meine Großmutter hat mich schon sehr geprägt; sie hatte zehn Kinder, war zudem mit der Führung einer Gastwirtschaft und Landwirtschaft voll ausgelastet und doch sehr erfolgreich. Auch meine Eltern haben mich durch ihren Fleiß und den Sinn für Kameradschaft geprägt. Wir mußten schon früh mitarbeiten und teils auf Dinge (etwa Urlaub) verzichten, was ich als Jugendliche natürlich nicht immer gerne akzeptiert habe. Aber wenn ich nun zurückblicke, war es doch eine sehr schöne Zeit - und der Urlaub auf der Alm mit der Natur und dem Vieh viel schöner.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Einfach, daß ich mich in meiner Umgebung sehr wohl fühle - sei es in der Familie, im Bekanntenkreis oder während der täglichen Arbeit auf 2.300 m Seehöhe mit Gästen und Mitarbeitern. Wenn ich selbst mit meiner täglichen Arbeit zufrieden bin, erfreut mich mein Beruf immer wieder und stimmt mich positiv. Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Auf der Hütte, in der Gastronomie, sind wir natürlich vom schönen Wetter abhängig. Im vergangenen August gab es ständig Regen und teils Schneefall, wo natürlich die Gäste ausbleiben. Trotzdem stehen die Aufwands- und Personalkosten. Aber das Wetter liegt nicht in unserem Einflußbereich. In unserer Landwirtschaft sehe ich das Problem, daß die Direktvermarktung durch die Richtlinien und Produktionsauflagen mit den kleineren produzierten Mengen kaum wirtschaftlich zu betreiben ist.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Die Mitarbeiter sind sehr wichtig. Wir beschäftigen sehr viele langjährige Mitarbeiter, die uns sehr unterstützen, und auf die wir uns verlassen können. Wir haben zu unseren Mitarbeitern ein persönliches Verhältnis, fast jeden Abend sitzen wir zusammen und besprechen auch oft den Tag, was gut war und was schlecht. Das ist sehr wichtig, auch für die Motivation. Wenn negative Dinge geschehen sind, sollten diese besprochen werden. Auf einer Hütte lebt man eng zusammen, da ist ein gutes Miteinander natürlich sehr vorteilhaft. Aber durch die schwere Erreichbarkeit der Hütte (1,5 Stunden Gehzeit) wird es auch immer schwieriger, motivierte Mitarbeiter bzw. Fachkräfte zu finden. Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Im Gastronomiebereich bieten wir viele Produkte aus unserer eigenen Landwirtschaft. Wir verwenden unser Obst und Gemüse (Kartoffeln), verwerten unsere Milchprodukte (Butter, Topfen, Graukäse), erzeugen selbst Joghurt und bieten fast ausschließlich das Fleisch unserer Rinder und Schweine an. Wir haben in beiden Branchen viele Stammkunden, die sich bei uns wohl fühlen und unseren familiären Betrieb schätzen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Es gibt bei uns natürlich keine strikte Trennung zwischen Beruf und Privatleben. Unsere Kinder wachsen auch bei uns auf der Hütte auf. Das ist uns sehr wichtig. Im Winter - und vor allem jetzt, wo die Kinder immer selbständiger werden - genieße ich unser Familienleben und gönne mir auch einmal einen Tag für mich und meine Hobbies und gelegentlich für Fortbildungen und dergleichen. Die Schwiegereltern wohnen im gleichen Haus und unterstützen mich/uns bei der Arbeit und im Alltag sehr. Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Wenn ich von einem interessanten Kurs erfahre, schaue ich schon, daß ich es irgendwie einteilen kann, diesen auch zu besuchen. Allerdings gehört für mich auch zur Fortbildung, einfach zu Hause ein Buch, Lehrbücher oder im Internet Inserate zu lesen. Weiterbildung ist für mich doch sehr wichtig und gleichzeitig ein Ausgleich zum Alltag.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Momentan bin ich mit mir und meinem Umfeld sehr zufrieden, doch ist es mein Ziel, mich persönlich weiterzuentwickeln. Ich möchte mich intensiver mit der Direktvermarktung bzw. dem Marketing von bäuerlichen Produkten beschäftigen. Küchentechnisch interessieren mich noch einige Themen, und weiters könnte ich mir auch vorstellen, einmal in der Erwachsenenbildung tätig zu sein oder mich mit dem Thema Schule am Bauernhof auseinanderzusetzen.
Ihr Lebensmotto?
Zufrieden sein.