Zum Erfolg von Sylvia Mattl-Wurm
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg heißt für mich, daß ich durch meine Arbeit etwas Positives bewirken bzw. eine Entwicklung oder eine Neuorientierung begleiten kann. Dabei lege ich Wert darauf, daß dies zur Zufriedenheit der Kollegen und der Mitarbeiter erfolgt.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich denke schon, daß ich erfolgreich bin.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Sicher war es sehr wichtig, daß ich ein Mensch bin, der gut auf andere zugehen kann, und daß ich schon früh begann, in größeren Teams zu arbeiten und diese auch zu führen. Ich vertraue auf die Gabe, die Talente und Stärken meiner MitarbeiterInnen zu erkennen und diese zu fördern. Und ich glaube, daß ich größere Zusammenhänge erkennen kann und entwickle gerne Gesamtstrategien. Ist es für Sie als Frau in Ihrem Beruf schwieriger, erfolgreich zu sein? Ich habe das Glück, in einem Bereich zu arbeiten, in dem Frauen durchaus anerkannt sind. Ich arbeite allerdings hier in einer von Männern dominierten Abteilung, was vor allem im Sinne der Gruppendynamik nicht immer ganz leicht ist.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Eigentlich schon relativ früh, ich würde sagen, spätestens ab 1985, der großen Ausstellung Traum und Wirklichkeit und ab der Übernahme eines eigenen Bereiches als Kuratorin im Wien Museum, was mich immer sehr erfüllte.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Ganz sicher war dies die Entscheidung, mich für diesen Posten zu bewerben und damit auch das Risiko einzugehen, etwas doch anderes als bisher zu machen.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Mein Dissertationsvater, Prof. Gutkas, prägte mich vor allem insofern, als er mir zeigte, wie wichtig der Umgang mit Menschen ist. Der bereits erwähnte damalige Direktor des Historischen Museums der Stadt Wien, Robert Waissenberger, war eine für mich sehr prägende Persönlichkeit. Auch ihm lag viel am Gespräch mit den MitarbeiterInnen, wobei er deren persönliche kulturelle Interessen besonders förderte. Schließlich ist auch mein Mann, der ebenfalls Historiker ist, eine für mich und meinen Erfolg sehr entscheidende Persönlichkeit.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Anerkennung erfahre ich täglich durch die Zufriedenheit der KundInnen, aber natürlich vor allem durch die Tatsache, daß mir die Position, die ich heute bekleide, anvertraut wurde. Dadurch wurde mir gezeigt, daß meine bisherige Arbeit auch geschätzt wurde.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Mitarbeiter spielen natürlich eine große Rolle für den Erfolg, denn nur mit und innerhalb eines Teams kann man erfolgreich sein.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich glaube, daß die öffentliche Präsenz einer Kulturinstitution, aber auch die Anerkennung durch KundInnen und die verschiedenen Umwelten sehr viel Motivation mit sich bringt. Welche sind die Stärken der Wienbibliothek? Wir sind die drittgrößte wissenschaftliche Bibliothek Wiens und verfügen über großartige Sammlungen, insbesondere im Themenbereich Wien bzw. Österreich mit ca. 550.000 Büchern. In der Handschriftensammlung befinden sich etwa 650 Nachlässe von Grillparzer, Nestroy und Raimund bis zu H.C. Artmann oder Wolfgang Bauer, eine international überaus bedeutende Musiksammlung mit 350 Schubert-Autographen - die übrigens kürzlich in Zusammenarbeit mit der Universität vollständig digitalisiert wurden -, eine große Strauß-Sammlung sowie Autographen aller bedeutenden Komponisten. Wir haben eine riesige Plakatsammlung, darunter das gesamte Gewista-Archiv mit rund 250.000 Plakaten. Weiters verfügen wir über eine Sammlung namens Wien-Dokumentation, mit einem Zeitungsindex, einer Aufnahme von Artikeln der wichtigsten Wiener Zeitungen seit 1900, einer enormen Zeitungsausschnittesammlung sowie dem sogenannten Tagblatt-Archiv, dem wichtigsten historischen Zeitungsarchiv Wiens.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Neugierig zu bleiben, möglichst viel auszuprobieren und vor allem kulturell möglichst breit orientiert zu sein.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte ich die Bibliothek öffentlich noch bekannter machen, ich möchte, daß möglichst viele junge Menschen hier wissenschaftlich gut beraten arbeiten, in bezug auf die interne Organisation wünsche ich mir hoch motivierte, inhaltlich leidenschaftliche und zufriedene MitarbeiterInnen.