Zum Erfolg von Klaus Richard Konrad Lippstreu
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich ein persönliches Wohlbefinden, aber natürlich auch ein gewisses Maß an Anerkennung, das man spüren muß. Es ist aber sehr wichtig, den Erfolg jederzeit in Frage zu stellen. Erfolg verführt ja auch zur Nachlässigkeit.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, es wäre schlimm, wenn ich das nicht sagen würde, dann wäre ich auf dem falschen Platz.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich wurde schon öfters von jungen Leuten gefragt, wie man denn Karriere mache, Karriere ist in diesem Sinne mit Erfolg gleichzusetzen. Ich behaupte, daß sich Karriere zu 50 Prozent aus Glück und zu 50 Prozent aus Können zusammensetzt. Ich hatte das Glück, daß mir mehrmals im richtigen Moment die richtigen Leute begegneten. Ich strebte keinen einzigen Posten bei Schenker aktiv an, ich wurde stets mehr oder weniger dazu überredet. Die Komponente Glück ist einfach sehr bedeutend, obwohl man mit Glück alleine natürlich auch keine Karriere macht.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich denke, ich fühlte mich schon während der Lehrzeit erfolgreich. Es kam durchaus vor, daß man mir Aufgaben anvertraute, die über jene eines normalen Lehrlings hinausragten. Das erste wirklich bewußte Erfolgsgefühl hatte ich nach meiner Berufung nach Athen. Ich nahm diese Aufgabe damals hochmotiviert und mit fliegenden Fahnen an, in der Überzeugung, daß ich auch fähig war, diese Funktion fachlich und persönlich auszufüllen.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Wir haben völlig neue Zugkonzepte entwickelt, um im Güterverkehr zwischen Zentral- und Südosteuropa mehr Güter auf die Schiene zu bringen, wir haben völlig neue Ganzzugkonzepte entwickelt - auch bei uns zählt Innovation natürlich sehr.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Es gibt drei, vier Personen, die für meinen beruflichen Werdegang entscheidend waren. Vor allem war da während meiner Lehrzeit ein Abteilungsleiter, der mir erklärte, daß er es bereue, es in jungen Jahren verabsäumt zu haben, ins Ausland zu gehen. Er verwirklichte in mir gewissermaßen seinen eigenen Traum. Es gab noch zwei, drei andere Leute, die meinen beruflichen Lebensweg ähnlich entscheidend beeinflußten, auch weil sie mich dazu animierten, Chancen zu nutzen, die ich ohne sie vielleicht gar nicht gesehen hätte.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Die größte Anerkennung besteht sicher in den Karriereschritten, zu denen man mich teilweise überreden mußte, was mit sehr vielen – vor allem auch privaten – Gründen zusammenhängt. Ich habe in diesem Unternehmen auch sehr viel bewegt, und dafür werde ich wohl auch geschätzt. Neben der Zufriedenheit ist das eine hohe Form der Anerkennung.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Das Hauptproblem unserer Branche liegt in der mangelnden Akzeptanz unseres Gewerbes durch die Wirtschaft und die Bevölkerung. Transport ist noch immer negativ besetzt: übelriechend, Lärm erzeugend, etc. Wenn man aber bedenkt, daß es ohne Transport keine Wirtschaft gäbe und daß Wirtschaftswachstum zwangsläufig auch Transportwachstum heißt, ist diese Einschätzung kurzsichtig und ungerecht. Auch die Presse hat da ihre Mitverantwortung. Transport ist ein beinhartes Geschäft mit einem enormen Kostendruck, das wird einfach übersehen.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Eine extrem wichtige Rolle. Wir sind ein „people business“. Unser Kapital sind unsere Mitarbeiter. Nicht umsonst nennt man die Spedition „die Architektur des Transports“.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Besonders durch Gespräche, aber auch durch Delegieren von Verantwortung und durch gesundes Zügellassen und Zügelnehmen, Feedback geben, etc.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Ein hohes Maß an Kreativität, Mitarbeitermotivation, ein ausgeprägtes Aus- und Weiterbildungswesen für Mitarbeiter, etc. Damit hängt auch unser gutes Betriebsklima ohne zementierte hierarchische Stufen zusammen. Darüber hinaus sind Marke, Name und Größe des Unternehmens natürlich auch wesentliche Stärken von Schenker.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Sehr offen. Konkurrenz ist ein Leistungsmotor. Das kommunistische System ist auch daran zerbrochen, daß es keine Konkurrenz gab.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Sehr schwer, das ist wirklich ein Problem. So wie ich meinen Beruf lebe, ist dies nur Dank einer außerordentlich verständnisvollen Ehefrau möglich.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Junge Leute sollten das Risiko möglichst nicht scheuen. Sie sollten ihren Erfolg permanent in Frage stellen und sich dem Umfeld gegenüber so verhalten, wie sie es vom eigenen Vorgesetzten erwarten.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Am Ende meines beruflichen Lebens möchte ich das Unternehmen mit dem guten Gefühl, viel erreicht zu haben, verlassen können. Ansonsten möchte ich endlich all das machen, wozu ich bisher nicht kam.
Ihr Lebensmotto?
Der Erfolg von heute ist das Handeln von gestern.