Zum Erfolg von Hartwig Runge
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Als Schlagersänger Ingo Graf fühlte ich mich dann erfolgreich, wenn ich viele Menschen spirituell bewegte. Als Lehrer Hartwig Runge vermittelte ich an meine Schüler und Studenten nicht nur Wissen, sondern weckte und erlebte in ihnen auch das Bedürfnis nach individueller Kreativität und gesellschaftlicher Aktivität.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Das war mein Drang, eingefahrene Gleise zu verlassen, mein musisches Talent nicht verkümmern zu lassen, nicht nachzuahmen sondern eigene Ideen auf anderen Wegen zu verfolgen und mich der Öffentlichkeit als Sänger und als Pädagoge ohne Hemmungen und ohne Vorurteile zu stellen.
Wie begegneten Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags? Mein verinnerlichtes Credo war, den Hürden offen und unbekümmert zu begegnen, mit Gelassenheit und Frohsinn. Wenn ich aus Betroffenheit unkontrolliert werde, kann ich mich schnell zurücknehmen und mir vieles aus einem größeren Zusammenhang erklären.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich empfand mich oft erfolgreich: nach fast jeder der unzähligen Prüfungen, bei jedem Aha-Effekt meiner Schüler, nach jeder produzierten und gespielten Schallplatte, nach dem Erfolg meiner eigenen Kompositionen, bei und nach meinen vielen Fernsehsendungen und Schlagerfestivals sowie als einer der Sieger des Internationalen Schlagerfestivals in Budapest; Erfolg im Sinne von Glück zuallererst natürlich bei meinen Frauen und ob meiner Kinder und meines Enkelsohns.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Oft habe ich richtig entschieden, sonst würde ich mit mir nicht in Frieden leben. Daß ich als Pädagoge zum Schlagersänger wurde, das hat mir völlig neue und befreiende Welten eröffnet. Aber auch, daß ich mich nach zehn Jahren 1974 beruflich wieder aus der Schlagerwelt verabschiedete und mein weiteres Leben als Lehrer mit weiteren neun Studienjahren gestaltete, das war zwar schwer und für sehr viele Fans und Kollegen ausgesprochen unverständlich, aber dennoch mutig und für meine Zukunft goldrichtig.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Alles beginnt mit Imitation. Bleibt es dabei, sind die Erfolge auch nur Imitate und nicht nachhaltig. Spüre ich aber in den Augen der Kinder und in mir das andere, das Neue, das partiell Einmalige, dann heißt es: dranbleiben, ausbauen, durchkämpfen und genießen. Nur so ist auch meine Art von Originalität gewachsen und wirksam geworden.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Der Weg vom Lehrer zum Schlagersänger Ingo Graf ebnete sich durch die Talentebewegung in der DDR 1962-1965. Talentevater Heinz Quermann und Komponist Gerd Natschinski entdeckten mich. Durch sie kam ich zur Schallplatte, zum Funk, auf die Bühne, ins Fernsehen und zu meinen Welttourneen mit dem Alfons-Wonnerberg-Orchester.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter zwei Goldmedaillen der DDR-Talentebewegung, Kunstpreis der FDJ, Medaille für Verdienste im künstlerischen Volksschaffen der DDR, Pestalozzi-Medaille in Bronze und Silber, siebenfache Auszeichnung als Aktivist der sozialistischen Arbeit, 1996 Würdigung durch das Oberschulamt Leipzig.