Zum Erfolg von Otto Reich-Rohrwig
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg heißt für mich, seine Ziele mit vernünftigen Mitteln und mit vernünftigem Aufwand ohne allzu große Überschreitung des Zeitrahmens zu erreichen. Man sollte sich die Latte zwar hoch, aber nicht unerreichbar legen, was ja sonst nur Unzufriedenheit auslöst. Je höher die Latte aber liegt, wenn ich sie erreiche, desto höher ist auch das Glücksgefühl. Das gilt nicht nur für den Beruf, sondern beispielsweise auch in sportlicher Hinsicht. Risiken muß man abwiegen und allenfalls begrenzen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Viele Ziele habe ich zwar erreicht, andere wieder nicht. Ich wollte mich beispielsweise stärker im Wirtschaftsrecht verankern, was aber nicht gelungen ist. Aber unterm Strich denke ich doch, daß die Bilanz positiv ist. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Erfolg, egal ob als Anwalt oder in anderen Dingen, fliegt einem nicht zu, sondern ich mußte dafür immer relativ hart und diszipliniert arbeiten. Um das durchzuhalten, muß man Freude und Interesse an der Sache mitbringen. Ich bin zwar in einem gewissen Rahmen ehrgeizig, trotzdem war mir auch das Privatleben immer wichtig. Daher habe ich auch eine Kammerfunktion abgelehnt, um nicht völlig im Beruf aufzugehen und die Familie nicht zu vernachlässigen. Als Anwalt sehe ich meine Stärke in der Ehrlichkeit gegenüber dem Klienten; ich sage konkret, wie ich eine Sache wirklich sehe und wie gut ich die Chancen aufgrund meiner Erfahrung einschätze. Das hat sich bewährt, weil sich die Klienten gut beraten und gut aufgehoben fühlen, auch wenn es manchmal und kurzfristig gesehen gegen die eigenen wirtschaftlichen Interessen ist. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Mein Lehrherr Dr. Walter Böhm ließ mir relativ viele Freiheiten, und außerdem war er ein genauer und guter Jurist. Er formte mich, weil er auch mich zur Genauigkeit anhielt und mich früh zu selbständigem Arbeiten ermunterte.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich erfahre immer wieder Lob, Anerkennung und Dankbarkeit von den Klienten, aber auch von privater Seite. Wenn ich Menschen helfen konnte, bekomme ich auch Anerkennung dafür. Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Der Beruf des Rechtsanwaltes ist um vieles härter geworden. Mitte der Siebziger Jahre waren wir in Wien 980 Anwälte, bei der letzten Vollversammlung war die Zahl bereits auf 2.245 gestiegen. Dabei ist der Kuchen, der für Rechtsausgaben zur Verfügung steht, aber etwa gleich geblieben.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Das klappt mittlerweile sehr gut, ich nehme mir sieben bis acht Wochen Urlaub pro Jahr und soweit wie möglich auch die Fenstertage frei. Natürlich nehme ich dabei auf die Bedürfnisse meines Kollegen und Partners Dr. Illedits, der ein schulpflichtiges Kind hat, Rücksicht. Berufliches und Privates trenne ich strikt und pflege auch keinen privaten Kontakt mit den Klienten. Ein ausgeglichenes Privatleben ist sicher leistungsfördernd. Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Unsere Gesetze werden ja laufend novelliert, und wer sich nicht entsprechend informiert und weiterbildet, kann in diesem Beruf innerhalb kürzester Zeit nicht mehr mitreden. Daher besuche ich regelmäßig Seminare, denn dort kann ich mich in Ruhe und ohne störende Telefonate den neuen Themen widmen. Ich verwende durchschnittlich alle zwei Monate ein bis zwei Tage für derartige Veranstaltungen. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Jungen Menschen kann ich nur empfehlen, die eigenen Stärken und Interessen zu entdecken. Dort, wo sich der Spaß an einer Sache mit den Talenten deckt, wird man bei entsprechender Leistung wahrscheinlich den größten Erfolg haben.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte noch einige Zeit als Anwalt aktiv bleiben und meine Erfahrung an jüngere Kollegen weitergeben.