Zum Erfolg von Heimo Stix
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Die frustriertesten Leute sind meist jene, die ihre Karriere ganz genau in Jahresschritten planen. Wer in der Vergangenheit oder in ferner Zukunft lebt, hat häufig keinen Bezug zur Realität. Ich peile keine bestimmten Positionen innerhalb einer Zeitspanne an, sondern stelle mir nur die Frage, was ich mir beruflich in nächster Zeit erwarte. Und trotzdem kam es immer anders als ich erwartet hätte. Auch meine Berufung in den Vorstand von Böhler-Uddeholm war in dieser Form nicht geplant, sondern geschah, weil sich mein damaliger Chef einen Monat vor Vertragsunterzeichnung doch noch anders entschied. Erfolg ist also von vielen Faktoren und Umständen abhängig.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich fühle mich durchaus erfolgreich. Ich wurde mit 43 Jahren Geschäftsführer des größten Produktionsunternehmens im Konzern und bin seit 2001 im Vorstand.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich bin seit 1980 für die nunmehrige Böhler-Uddeholm AG tätig, weil ich in regelmäßigen Abständen neue Aufgaben und Herausforderungen erhielt. Speziell in den schwierigen achtziger Jahren lernte ich, wie sehr es darauf ankommt, die Bedingungen dafür zu schaffen, daß die Mitarbeiter mit der entsprechenden Kompetenz auch die Entscheidungsgewalt und die Verantwortung erhalten. Leider war das zu Zeiten der Verstaatlichten Industrie meist nicht der Fall. Um in einem solchen Konzern Karriere machen zu können, braucht man aber auch Glück und Gelegenheiten. Selbst wenn ich noch so qualifiziert bin, werde ich ohne die passenden Gelegenheiten und Chancen nicht vorankommen.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Bei fachlich-sachlichen Fragen analysiere ich die Lage zwar genau, lasse mir aber nicht zu lange Zeit mit der Entscheidung. Wenn es aber in emotionale Dinge hineingeht, schlafe ich gern eine Nacht darüber.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
1989 verursachte die damals größte Investition des Konzerns, ein Mehrlinienwalzwerk, schwere Probleme; es gab Anlaufschwierigkeiten ohne Ende. Der verantwortliche Betriebsleiter warf kurzfristig das Handtuch, und ich wurde gefragt, ob ich neben dem Block- und Grobwalzwerk auch das Problemkind in der Hochfahrphase mit übernehmen würde. Ich sagte zu, und es gelang uns auch, die Schwierigkeiten zu beheben. Das war sicher eine Weichenstellung in meiner Karriere. Wäre mir das nicht gelungen, wäre ich wahrscheinlich noch heute Betriebsleiter.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ich kam 1980 bei Böhler in einen Betrieb, der von seinem Image und seinem Zugang her nicht der beste war. Ich konnte in den ersten drei Jahren schalten und walten wie ich wollte und mir Aufgaben suchen, die wirklich Sinn hatten. Während dieser Zeit als Betriebsassistent arbeitete ich mit einem neuen kaufmännischen Leiter zusammen, und diese Zusammenarbeit gefiel uns beiden extrem gut. Er ist inzwischen in Pension, aber wir stehen immer noch in freundschaftlichem Kontakt. Aber es gab zu jeder Zeit meiner Laufbahn Menschen, von denen ich etwas lernen konnte.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Sie spielen eine entscheidende Rolle. Ich führe teamorientiert, aber trotzdem konsequent. Ich muß nicht auf jedem Gebiet der beste Spezialist sein, sondern versuchen, die besten Leute für ein Team zusammenzuspannen. Und je mehr unterschiedliche Charaktere in einem Team arbeiten, desto besser, weil sich dadurch auch andere Sichtweisen ergeben. Das Team in meinem Bereich ist eine bunte Mischung diverser Nationalitäten, was sehr erfrischend ist.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Die fachliche Qualifikation vorausgesetzt, achte ich bei einem neuen Mitarbeiter auf Selbständigkeit und Entwicklungspotential. Auch Einsatzbereitschaft setze ich voraus - jemand, der um 16:30 Uhr den Bleistift fallen läßt, ist bei uns fehl am Platz.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Im Jahr 2001 die Berufung in den Vorstand anzunehmen war sicher eine der schwierigsten Entscheidungen meines Lebens. Damit war eine Übersiedlung nach Wien verbunden, und das kam für meine Frau und die Kinder nicht in Frage, da sie in der Steiermark ihr soziales Umfeld haben. Das fiel mir also nicht leicht, weil wir uns nur am Wochenende sehen. Inzwischen studiert meine größere Tochter in Wien, und wir haben hier wochentags so eine Art Wohngemeinschaft. Trotzdem ist der Preis, den man für eine tolle berufliche Karriere zahlen muß, die fehlende Zeit für das private Umfeld. Insgesamt kann ich inzwischen Beruf und Privatleben recht gut trennen. Ich nehme keine beruflichen Probleme nach Hause und schlafe sehr gut.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Es gibt in jedem Beruf Leute, die Erfolg haben und solche, die keinen haben. Ich werde meine Töchter bei der Berufswahl nicht beeinflussen, denn ich halte die Freude und das Interesse am Beruf für ganz entscheidend, um später erfolgreich werden zu können. Jeder muß seinen eigenen Weg gehen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Im Beruf ist es mein primäres Ziel, den erfolgreichen Weg der letzten Jahre weiterzugehen. Privat gewinnt die Erhaltung der Gesundheit mit zunehmendem Alter immer mehr an Bedeutung.