Zum Erfolg von Susanne Wegerth
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Für mich bedeutet Erfolg das Erreichen von Zielen, die ich mir gesetzt habe. Dabei ist mir wichtig, daß an meinem Erfolg auch mein Umfeld, speziell die Familie, partizipiert.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, mein Lebensweg verlief bisher so, wie ich mir das vorgestellt hatte, und daher sehe ich mich auch als erfolgreich. Ich bin ein glücklicher Mensch, und das zählt. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich habe eine tolle Familie, mit der ich sehr glücklich bin - das ist eigentlich die wichtigste Voraussetzung für beruflichen Erfolg. Natürlich haben auch meine Eltern zum Erfolg beigetragen, weil sie mir die schulische Ausbildung und das Studium ermöglichten. Der Zusammenhalt innerhalb der Familie spielte damals ebenso wie heute eine wesentliche Rolle. Mein Mann, den ich schon mit elf Jahren kennengelernt hatte, trug stark zu meiner persönlichen, menschlichen Entwicklung bei. Er kommt im Gegensatz zu mir aus einer weniger wohlhabenden Familie, durch ihn lernte ich gewisse Dinge zu schätzen und nicht alles als selbstverständlich hinzunehmen. Obwohl er aus sehr bescheidenen Verhältnissen stammt, hat sich mein Mann aus eigener Kraft hochgearbeitet und war Direktor eines pharmazeutischen Großhandels. 2004 machten wir uns gemeinsam in diesem Bereich mit der Firma Lewepharm selbständig. Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? Ja, diese Erfahrung mußte ich leider machen. Wenn ich mit Männern in höheren Positionen zu tun hatte, speziell bei Banken, merkte ich häufig, daß ich von oben herab behandelt wurde. Das passiert mir heute noch manchmal, aber inzwischen bringe ich meine Meinung auch zum Ausdruck, was ich mich früher nicht traute. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Meine Eltern und deren berufliches Umfeld waren sicherlich prägend für mich. Schon als Kind im Vorschulalter durfte ich - natürlich rein spielerisch - in der Apotheke „mithelfen“ und beispielsweise Staub wischen. Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Derzeit ist noch keine Entscheidung gefallen, ob das gesamte Gesundheitswesen, und damit auch die Pharmazie, verstaatlicht werden soll, oder ob wir auf dem privaten Weg bleiben. Die Tendenz geht leider in Richtung Verstaatlichung. Einerseits müssen wir wie private Kaufleute agieren, auf der anderen Seite werden uns Dinge vor die Nase gesetzt, auf die wir keinen Einfluß haben. Wir dürfen ja zum Beispiel unsere Preise nicht selbst festsetzen, und seit 2000 wurden unsere Spannen vom Staat um rund 50 Prozent gekürzt. Ich fürchte, unser Berufsstand ist zu schwach, um sich hier mit seinen Forderungen durchzusetzen. Dann sind wir, ähnlich wie früher die Greißler, von einem Apothekersterben bedroht.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Sicher als erfolgreiche Frau, die ihren Weg geht; aber auch als hilfsbereiter, verständnisvoller Mensch.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Ohne meine Mitarbeiter wäre ich nicht da, wo ich heute stehe. Ich kann ja nicht alles alleine bewältigen, daher brauche ich Mitarbeiter, auf die ich mich verlassen kann. Gott sei Dank habe ich ein solches Team. Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Ich lege großen Wert auf guten, freundlichen Umgang mit den Kunden, aber auch mit dem anderen Personal; ebenso auf Ehrlichkeit und Pünktlichkeit. Ich beschäftige außerdem Lehrlinge, wobei ich hier sozial Schwächeren, die schon länger eine Lehrstelle suchen, gerne eine Chance gebe.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Wir machen alles gemeinsam, es gibt keine Arbeit, die ich nicht auch machen würde. Wenn beispielsweise ein Lehrmädchen mit einer anderen Aufgabe beschäftigt ist und die Sperrstunde naht, nehme ich den Besen selbst zur Hand und wische den Boden auf. Das ist eine Vorbildwirkung, die sich sehr positiv auswirkt. Die Mitarbeiter dürfen sich auch ihren Dienstplan selbst einteilen. Das Arbeitsklima ist also von Vertrauen, gegenseitiger Unterstützung und Teamgeist geprägt. Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Eine ganz große Stärke ist der persönliche Kontakt zu unseren Patienten, den Apotheken in Großstädten eigentlich kaum haben. Aufgrund unserer geographischen Lage fällt teilweise auch der starke Wettbewerb zu anderen Apotheken weg, wir können uns voll auf unsere Kunden konzentrieren. Außerdem habe ich sehr guten Kontakt zu allen Ärzten aus der Umgebung. Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Damit habe ich keine Probleme - je stärker die Konkurrenz, desto mehr Mühe müssen wir uns geben.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Nachdem unsere Kinder inzwischen erwachsen sind, ist es auch wesentlich leichter, Beruf und Privates zu vereinbaren. Ich war aber immer ein Mensch, der die beiden Bereiche voneinander getrennt hat. Geschäftliche Angelegenheiten erledige ich zu Geschäftszeiten, in der Freizeit bin ich Privatperson. Das ist aber meines Erachtens auch Teil des Erfolges - ich bin nicht nur auf den Beruf und die Firma konzentriert, sondern habe durchaus auch andere Interessen. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Junge Leute sollten viel mehr Verantwortungsgefühl entwickeln und sich nicht scheuen, die Dinge anzupacken. Wer die Chance hat, sollte sich soviel wie möglich von der Welt anschauen, das wahre Leben spielt sich nicht vor dem Computer ab. Natürlich kann manchmal etwas schiefgehen, aber davon darf man sich nicht abschrecken oder entmutigen lassen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
2002 kauften wir im Ort ein Haus, das wir fünf Jahre lang revitalisierten und zur Frühstückspension umbauten. Mit diesem Betrieb wollen wir es unserem Sohn ermöglichen, auf eigenen Füßen zu stehen; die Apotheke soll unsere Tochter übernehmen. Wenn das so funktioniert, ist eines meiner großen Lebensziele erreicht. Dann wollen sich mein Mann und ich in einigen Jahren unseren großen Traum erfüllen und nach Italien ziehen. Dort haben wir ein schönes Schiff und wollen den Hauptteil unseres Lebens am Meer verbringen.
Ihr Lebensmotto?
Laß dich von Niederlagen nicht unterkriegen, es wird auch wieder aufwärts gehen.