Zum Erfolg von Christine Hohenbüchler
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Wenn es mir gelingt, mit Hartnäckigkeit und Konsequenz die beruflichen und privaten Hürden zu meistern, dann fühle ich so etwas wie viele kleine Erfolge.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Mit dem Begriff erfolgreich im landläufigen Sinn kann ich mich nicht identifizieren. Ich gehe meinen Weg. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich bin einer der glücklichsten Menschen, weil ich meine Leidenschaft zum Beruf machen konnte. Das ist sicher die beste Voraussetzung, um erfolgreich zu sein. Bei meiner Bewerbung für die Professur hatte ich das Glück, daß eine Frau für diese Position gesucht wurde und ich den Vorstellungen und Anforderungskriterien am ehesten entsprach. Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? Als freischaffende Künstlerin habe ich schon einige Male festgestellt, daß die großen Ausstellungen eher Männer bekommen. In meiner Funktion als Professorin am Institut bin ich möglicherweise etwas zu gutmütig. Meine männlichen Kollegen haben meist ein professorales Auftreten, können sich da und dort besser durchsetzen und werden auch ernster genommen. Das hat aber mehr mit meiner Persönlichkeit als mit meinem Geschlecht zu tun. Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? Ich denke, daß man mit Originalität und Eigenständigkeit seine Ziele erreicht.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Für mich als Künstlerin war es beispielsweise eine tolle Anerkennung, zu renommierten Ausstellungen wie documenta oder biennale eingeladen zu werden. Auch die Professur ist eine Form der Anerkennung, aber differenzierter.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
In meinem privaten Umfeld werde ich manchmal als stur bezeichnet. Aber ein gewisses Maß an Beharrlichkeit brauche ich in meinem Beruf .
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Natürlich tragen meine AssistentInnen am Institut wesentlich zu unserem Gesamterfolg bei, Teamarbeit ist sehr wichtig. Ich weiß aber, daß ich in bestimmten Bereichen einfach strenger werden und die Zügel fester in der Hand halten muß.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich versuche die beiden Bereiche zu vereinbaren, als alleinerziehende Mutter ist es aber einfach schwierig. Männer, deren Frauen sich um Haushalt und Kinder kümmern, haben es da schon viel leichter. Als ich meine Stelle am Institut antrat, war meine Tochter gerade eineinhalb Jahre alt - das war schon eine Gratwanderung. Ohne Unterstützung meiner Schwester und Eltern und Tagesmutter wäre das nicht möglich, trotzdem ist es für das Kind zeitweise nicht ideal. Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Leider bleibt mir durch die Doppelbelastung als Mutter und Universitätsprofessorin derzeit zu wenig Zeit für Weiterbildung. Ich würde gerne verschiedene EDV-Kurse besuchen, aber so beschränkt sich meine Fortbildung momentan eher auf private Aktivitäten wie das Lesen. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Ich rate jedem, sich nicht unterkriegen zu lassen und, wenn es sein muß, sich gegen Widerstände zu wehren. Es ist schwer, sich mit der Kunst, mit der Architektur sein Brot zu verdienen, man kann nicht nur mit Talent und Leidenschaft allein erfolgreich sein - man benötigt eine große Portion an Durchhaltevermögen. Es gibt sehr viel Konkurrenz.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich wußte zwar schon als Kind, daß ich einen künstlerischen Beruf ergreifen möchte, aber sonst ist mein Leben und meine Karriere mit ups and downs gewachsen. Ich bin kein besonders zielorientierter Mensch, weil es ohnehin meist anders kommt, als man denkt. Ein versteckter Wunsch von mir ist es, eines Tages doch noch von meiner Arbeit als freischaffende Künstlerin leben zu können, ohne zu große andere Verpflichtungen - zumindest im Alter.