Zum Erfolg von Judith Brunner
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Für mich bedeutet Erfolg, etwas zum Positiven verändern oder zumindest einen Beitrag dazu leisten zu können. Diese Definition bezieht sich ganz bewusst nicht nur auf beruflichen Erfolg, sondern auf alle Lebensbereiche.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Wenn ich meinen Lebenslauf heranziehe, könnte ich sagen, dass ich erfolgreich bin. Ich empfinde das Leben aber als ständigen Entwicklungs- und Veränderungsprozess - so gesehen kommt man nie an ein Ende und ist auch nie endgültig erfolgreich.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich denke, dass ich sehr gute Fähigkeiten mitbringe, die man unter dem Begriff soziale Kompetenz subsumieren kann. Ausschlaggebend dabei ist, dass ich in jedem Menschen etwas ganz Besonderes und Einzigartiges sehe. In einem Team versuche ich, die Stärken der einzelnen Menschen zu fördern und sie für ein Thema, ein Ziel zu begeistern. Ich habe aber nicht nur ein gutes Gespür für, sondern auch Respekt vor den Menschen. MitarbeiterInnen begegne ich ehrlich, offen und direkt. Als persönliche Stärken würde ich Klarheit, Ergebnisorientierung und Durchhaltevermögen anführen.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Im Rahmen meiner Tätigkeit für die Industriellenvereinigung beschäftigte ich mich auch mit der Gender-Mainstreaming-Thematik und entwickelte eine Sensibilität dafür. Natürlich gibt es in unserer Gesellschaft und in der Wirtschaft noch immer eine Benachteiligung der Frauen, wobei ich selbst davon aber nicht betroffen war. Ich hatte durchwegs männliche Vorgesetzte, die ich aber alle als Mentoren erlebte.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Von meinen Eltern bekam ich grundlegende Werte mit auf den Weg: Verantwortungsbewusstsein, Dinge konsequent zu Ende zu bringen, und vor allem die soziale, menschliche Komponente. Auch mein Mann war und ist prägend - durch ihn verliere ich nicht den Blick auf das ganze Leben, das ja aus mehr als nur Beruf besteht. Während des Studiums war Prof. Otto Glatter von der Universität Graz eine ganz wichtige Persönlichkeit für mich. Er stellte mir zur Diplomarbeit und zur Dissertation ein Thema, von dem er sagte, dass dies ein ungelöstes Problem sei und er nicht wüsste, ob es funktionieren würde. Ich nahm das Thema an und wagte den Sprung, bat ihn aber, mir einen Fallschirm umzuschnallen, der im Bedarfsfall bitte aufgehen möge. Das machte er, und es gelang ihm, meine Begeisterung auch in schwierigen Zeiten wach zu halten. Später prägte mich auch Dkfm. Lorenz Fritz, Generalsekretär der Industriellenvereinigung, der mir sehr viel Freiraum für meine Arbeit gewährte, mich stark förderte und mir zahlreiche Möglichkeiten eröffnete. Nicht zuletzt möchte ich meinen letzten Chef bei der Industriellenvereinigung, Prof. Christian Friesl, nennen. Er hat in mir die Überzeugung geweckt, dass man in völlig neue Themenfelder gehen und dort erfolgreich sein kann. Und er förderte den Mut, Brücken zu anderen Bereichen zu bauen und hinüberzugehen.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Um wirklich erfolgreich sein zu können, braucht man immer andere Menschen - und zwar nicht nur ihr Know-how, sondern ihre Begeisterung, Kreativität und Energie.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Von guten MitarbeiterInnen erwarte ich mir eine offene Sichtweise auf Probleme sowie eine entsprechende Offenheit für unterschiedliche Lösungsansätze. Natürlich ist auch die Aufgeschlossenheit gegenüber anderen Menschen ein wesentliches Kriterium.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Durch klare Zielvereinbarungen und aktive Einbindung in Projekte. Jeder Mensch will in irgendeiner Form mitgestalten, und ich gebe den MitarbeiterInnen die Möglichkeit dazu.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Die Stärke der CDG liegt darin, dass die Unternehmen Mitglieder unseres Vereines und dadurch sehr stark eingebunden sind. Uns zeichnet die hohe Qualität der Forschung aus, die durch externe Begutachtungen gewährleistet ist.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich sehe mein Leben als Gesamtheit, in dem der Beruf eine wichtige Rolle spielt, ebenso wie mein Partner, die Familie, meine Hobbys oder mein soziales Engagement. All diese Bereiche müssen in guter Balance zueinander stehen, und das gelingt mir eigentlich recht gut.
Wie viel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Ich war am Fortbildungssektor immer sehr aktiv und absolvierte im Laufe der Zeit etliche Zusatzausbildungen zur Projekt- und Qualitätsmanagerin, Auditorin und zum Coach sowie zur Unternehmensberaterin.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Erhaltet euch die Begeisterung, und wenn sie einmal verloren geht, holt sie euch schnell wieder. Weitere wichtige Faktoren sind ständige Weiterentwicklung, permanentes Lernen, Flexibilität und Hartnäckigkeit.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Was meine Karriere betrifft, bin ich für mein Alter sehr gut unterwegs und in einer Position tätig, die mir sehr viel Spaß macht. Die weiteren Schritte lassen sich nur bedingt planen. Mir ist es wichtig, eine Aufgabe zu haben, die Sinn hat.
Ihr Lebensmotto?
Wahrscheinlich darf man ganz allgemein sagen, dass sich in der Geschichte der Menschheit oft die fruchtbarsten Entwicklungen dort ergeben haben, wo zwei verschiedene Arten des Denkens einander getroffen haben (Werner Heisenberg).