Zur Karriere von George Rado
Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Meine Familie stammt aus Montenegro; meine Schulzeit verbrachte ich aber bereits in Österreich. Nach der AHS-Unterstufe absolvierte ich die HTL für Hochbau, und nach der Matura begann ich das Architekturstudium an der TU Wien. Die Entscheidung für dieses Studium war aber weniger rational als vielmehr durch meinen älteren Bruder geprägt, der auch Architektur studierte und immer ein Vorbild für mich war. Nebenbei arbeitete ich bei einem Baumeister, der sich gerade selbständig gemacht hatte. Er war allerdings nicht ausführend, sondern planend und im Bereich der Bauaufsicht tätig. Im Berufsleben stellte sich dann bald heraus, daß die Planung nicht mein bevorzugtes Tätigkeitsgebiet ist und damit auch das Architekturstudium nicht wirklich sinnvoll ist. Mich interessierten vielmehr die Bauleitung und die Arbeit direkt auf der Baustelle. Bei diesem Baumeister konnte ich drei Jahre Erfahrung im Bereich der Bauleitung sammeln. Es folgte ein kurzes Intermezzo bei einer Hausverwaltung, ehe ich über die Vermittlung eines Freundes zu Architekt Steinböck kam und wieder als Bauleiter arbeiten konnte. Ich lernte dort nicht nur technisch, sondern vor allem im kaufmännischen und kalkulatorischen Bereich sehr viel dazu. Nach zwei Jahren lagerte Herr Steinböck die Bauaufsicht an Architekt Kempf aus, und ich wurde von ihm praktisch mit übernommen. Allerdings sah ich dort kein berufliches Vorankommen. Dann vermittelte mir ein Studienkollege ein Vorstellungsgespräch bei B&M Architektur, bei dem ich gefragt wurde, welches Zeichenprogramm ich beherrsche. Wie sich herausstellte, wurde nämlich ein technischer Zeichner gesucht, und ich wollte natürlich wieder in der Bauaufsicht arbeiten. So endete dieses Gespräch zunächst ohne Ergebnis, allerdings erhielt ich zwei Tage später einen Anruf von B&M, in dem mir die Assistenz der Bauleitung für ein großes Projekt in der Innenstadt angeboten wurde - drei Zinshäuser im Besitz der Raiffeisen sollten zu Eigentumswohnungen umgebaut werden. Der eigentliche Bauleiter betreute noch andere Projekte, daher konnte ich auf dieser Baustelle relativ selbständig arbeiten. Ich sagte mit Freude zu. Bei diesem Job lernte ich vor allem in technischen Belangen enorm viel dazu, da ich zwei Jahre lang täglich mit dem Polier und den Arbeitern zu tun hatte und alle Probleme mit den entsprechenden Lösungsmöglichkeiten kennenlernte. Der Umbau war in dieser Lage und mit dieser Exklusivität damals einzigartig und ein echtes Prestigeprojekt, worauf ich noch heute stolz bin. Auch die Klientel, die diese Wohnungen gekauft hatte, war sehr prominent, und dementsprechend mußten wir beim Bau zahlreiche Sonderwünsche berücksichtigen. Das war zwar manchmal sehr anstrengend, aber insgesamt lernte ich wahnsinnig viel, und auch der Kontakt zu diesen einflußreichen Persönlichkeiten gefiel mir ausgesprochen gut, weil er zudem das eigene Selbstbewußtsein stärkte. In weiterer Folge betreute ich bei B&M noch ein Projekt für Raiffeisen Leasing, die mich schließlich abwarb. So arbeitete ich drei Jahre im Projektmanagement der Raiffeisen Leasing, was wieder eine zusätzliche interessante Erfahrung war. Mit diesem breiten Spektrum an Know-how war schließlich der Punkt gekommen, wo für mich als nächster Schritt nur mehr die berufliche Selbständigkeit in Frage kam. Auch mein direkter Vorgesetzter war damals erst Mitte vierzig, sodaß ein künftiger Aufstieg noch in weiter Ferne lag. 2003 wagte ich den Sprung ins kalte Wasser und gründete die Firma Rado Projektmanagement. Ich hatte zu Beginn nur meine Vision und den Glauben, daß es funktionieren würde, allerdings keinen einzigen Auftrag. Zum Glück kam dann bald der erste Auftrag zustande, der unser Überleben sicherte, und auf dem wir weiter aufbauen konnten.