Zum Erfolg von Eva Wenninger
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Für mich bedeutet Erfolg in erster Linie Zufriedenheit in Beruf und Familie, Freude an der Arbeit und Akzeptanz von meinen Patienten. Geld spielt nur insofern eine Rolle, als ich ja auch meinen Lebensunterhalt bestreiten muß, nicht jeden Cent zweimal umdrehen möchte und meinen Kindern eine gute Ausbildung ermöglichen will.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, im Sinne meiner Definition sehe ich mich als erfolgreich, insbesondere da ich Mutter dreier Kinder bin. Möglich ist dies alles aber nur dank der Unterstützung und des Rückhaltes von Familie und Freunden. Mein soziales Netz ist Gott sei Dank sehr gut. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich arbeite genau, nehme mir Zeit für die Patienten und verfüge über ein recht gutes Organisationstalent. Auch mein Wesen, meine Art und meine Persönlichkeit tragen zum Erfolg der Praxis bei - die Patienten mögen mich einfach. Ich gehe mit den Menschen recht zwanglos um, in meiner Ordination wird auch gerne und oft gelacht. Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? Speziell während meiner Turnusausbildung machte ich die Erfahrung, daß die Herren der Schöpfung gehegt und gepflegt werden, während die Frauen wirklich hart arbeiten und ihre Kompetenz immer aufs neue unter Beweis stellen müssen. Jetzt als selbständige Ärztin empfinde ich allerdings keine Nachteile mehr. Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? Imitation war für mich nie ein Thema, ich bevorzuge Authentizität und Originalität. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Meine Kollegin Dr. Aurelia Glatz, für die ich sechs Jahre als Vertretung tätig war, prägte mich beruflich wahrscheinlich am meisten. Sie erklärte mir in ihrer überlegten und freundschaftlichen Art alles, worauf es in diesem Beruf ankommt, führte mich sehr umsichtig in ihre Praxis ein und ließ mich dann auch recht selbständig arbeiten. Mein besonderes Interesse für das Fach der Dermatologie erweckte Primar Dr. Manfred Kremser im Kaiser-Franz-Josef-Spital.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich erfahre immer wieder Anerkennung durch zufriedene Patienten, was mich wahnsinnig freut. Mir kam zum Beispiel ein Dialog von zwei älteren Damen zu Ohren, die langsam die zwei Stockwerke zu meiner Ordination hochgingen. Eine Patientin sagte: „Diese Stiegen sind aber schon mühsam.“ Darauf antwortete die andere Frau: „Ja, aber für die Frau Doktor würde ich noch zwei Stockwerke gehen!“ Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Für uns Kassenärzte gibt es sehr viele Auflagen. Ich bekomme monatlich eine Auflistung, wie hoch die Kosten sind, die ich durch meine Behandlungen und Verschreibungen verursache, und wieviel andere Ärzte im Durchschnitt verursachen. Die Krankenkasse kontrolliert auch stichprobenartig meine Rezepte, wo ich dann belegen muß, warum ich einem Patienten dieses oder jenes Medikament verschrieben habe. Bei unserem Gesundheitssystem scheint es manchmal weniger um das Wohl der Menschen als um Bürokratie und Kosteneinsparungen zu gehen. Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Ich nehme mir für jeden Patienten die Zeit, die notwendig ist, um mir ein genaues Bild zu machen. Bei mir gibt es keine Massenabfertigung im 5-Minuten-Takt. Dadurch sind die Wartezeiten vielleicht manchmal etwas länger, aber im Endeffekt fühlen sich die Leute gut betreut und gehen zufrieden wieder hinaus. Ich pflege einen sehr persönlichen Kontakt zu den Patienten. Weitere Stärken sind meine alternativen Angebote im Bereich der Akupunktur und Pulsdiagnostik. Zudem mache ich viele Hausbesuche, was heutzutage nicht mehr selbstverständlich ist. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Der Beruf des Arztes ist eine Berufung und kein Job, um möglichst viel Geld zu verdienen - bis man wirklich in eine annehmbare Verdienstzone kommt, vergehen ab Studienbeginn im Durchschnitt ohnehin 20 Jahre.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte in absehbarer Zeit in eine etwas größere und auch behindertengerechte Ordination übersiedeln. Außerdem habe ich mir vorgenommen, die Akupunktur noch stärker auszubauen, und hoffe, daß die Patienten die Alternativmedizin noch mehr akzeptieren und respektieren und in Folge auch in Anspruch nehmen.
Ihr Lebensmotto?
Wenn ich nicht mehr lache, bin ich tot.