Zum Erfolg von Susanne Siebert
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Für mich bedeutet Erfolg, das zu erreichen, was ich mir vorgenommen habe.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Es von einer Kindergärtnerin bis zur Direktorin einer großen Schule zu bringen, kann man natürlich als Erfolg werten. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Mein beruflicher Erfolg war nur möglich, weil ich ständig bewußt dazulernte und mich weiterbildete. Auf diesem Gebiet ging mir nie die Luft aus; ich bin ein neugieriger Mensch und habe nach wie vor Spaß daran, meinen Wissenshorizont zu erweitern. Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? Es mag durchaus sein, daß es Frauen in anderen Branchen schwerer haben, sich gegen Männer durchzusetzen. In meinem Beruf, der ja von Frauen dominiert wird, habe ich diese Erfahrungen aber nicht gemacht. Erst in den Führungspositionen und in der Direktionsetage sind Frauen nicht mehr so stark vertreten - ich hatte aber den Vorteil, daß ich den Beruf der Kindergartenpädagogin von der Pike auf erlernte, was bei Männern nur selten der Fall ist. Als Direktorin dieser doch sehr fachspezifischen Schule weiß ich genau, wovon ich rede. Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? Originalität - ich halte es für durchaus richtig, ein Stück weit unangepaßt zu sein und anders zu denken. Ich bin wie gesagt ein neugieriger Mensch, daher gehe ich auch nicht stur auf eingetretenen Pfaden, sondern probiere neue Dinge, die mir erfolgversprechend erscheinen, aus. Ich traue mich, Gedankengängen zu folgen, die von der vorherrschenden Meinung abweichen. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Ich wurde im Laufe meines Berufsweges zu unterschiedlichen Zeiten von unterschiedlichen Menschen geprägt. Der sozialpädagogische Beruf war schon durch meine Eltern, die beide Lehrer waren, ein wenig vorgegeben. Als Mädchen wollte ich zuerst Prinzessin werden, doch es ergab sich selbstverständlich anders. Wichtig war mir immer der Umgang mit Menschen, egal welchen Alters. Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Wir haben in den Klassen zwischen 28 und 32 Schüler, was viel zu viel ist und sowohl die LehrerInnen als auch die SchülerInnen überfordert. Wieviel Zeit bleibt in einer 50-Minutenstunde, wenn 30 Schülerinnen in der Klasse sind, um individuell auf Begabungen oder Defizite einzelner Schüler tatsächlich einzugehen?
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Sehr unterschiedlich, das kommt darauf an, wer mich gerade in welcher Situation wie erlebt. Es wird Menschen geben, die mich als sehr strikt und klar sehen; andere Leute werden mich als chaotisch, unkonventionell, flexibel oder viel zu gutmütig beschreiben. Im engsten Freundeskreis gelte ich als verläßlich und hilfsbereit. Man kann mich auch um drei Uhr früh mit einem Problem anrufen, und eine halbe Stunde später stehe ich schon auf der Matte. Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Die Lehrkräfte werden mir vom Stadtschulrat zugewiesen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich versuche, den Lehrern und Lehrerinnen, aber auch allen anderen Mitarbeitern ein Vorbild zu sein - ob das angenommen wird, bleibt jedem selbst überlassen. Ich behandle die Mitarbeiter so, wie ich selbst behandelt werden möchte. Außerdem gebe ich ihnen im Rahmen der Möglichkeiten viel Freiraum und lasse Initiativen zu, die den Boden für umfangreiche Projekte aufbereiten. Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Die Bundesbildungsanstalt für Kindergartenpädagogik ist sehr stark im Bereich der Persönlichkeitsbildung mit vielen sozialen, musisch-kreativen Elementen - bei uns wird nicht einfach nur stur auswendig gelernt. Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Es gibt in Wien noch vier andere vergleichbare Bildungsanstalten. Alle DirektorInnen treffen einander mindestens vier bis sechs Mal pro Jahr, um sich informell und kollegial auszutauschen. Solange alle Schulen ausreichend SchülerInnen haben, ist Konkurrenz kein Thema.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Das gelingt mir leider sehr schlecht, weil wahnsinnig viel Zeit und Energie in den Beruf fließt. Ich arbeite im Normalfall ja nicht 40, sondern zwischen 50 und 60 Stunden pro Woche, allerdings habe ich auch Ferien, das gleicht sich dann wieder ein bißchen aus. Auch in den Sommerferien verwende ich einige Wochen für Vor- und Nacharbeiten sowie für Fortbildungen. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Der wichtigste Rat lautet: Findet heraus, was euch wirklich interessiert, und welcher Beruf euch Freude bereiten würde. Das ist die beste Voraussetzung, um darin später auch erfolgreich zu sein. Wer sich für einen pädagogischen Beruf entscheidet, sollte das Herz am richtigen Fleck, einen klaren Verstand und zwei Hände zum Anpacken haben.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte es schaffen, weniger Energie und Zeit in den Beruf zu stecken und weniger Belastung ins Privatleben mitzunehmen. Mein Ziel ist es, mir etwas mehr Freizeit zu gönnen.