Zum Erfolg von Oscar del Campo
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Wenn ich von Erfolg spreche, gehen für mich die beiden großen Lebensbereiche Beruf und Privatleben hier Hand in Hand. Wer kein zufriedenes und ausgeglichenes Leben im privaten Bereich führt, kann langfristig beruflich nicht erfolgreich sein.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich bin sowohl privat als auch beruflich glücklich.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Natürlich sind eine gute Ausbildung und Fachwissen die Grundlage für beruflichen Erfolg. Je höher man aber die Karriereleiter emporsteigt, desto mehr Gewicht bekommt der Faktor soziale Kompetenz. Kommunikation, Offenheit, der richtige Umgang mit Menschen und die Auswahl der geeigneten Mitarbeiter sind dabei von entscheidender Bedeutung. Da die Mitarbeiter speziell in der Hotellerie ganz wesentlich zum Erfolg beitragen, muß man ihnen auch das entsprechende Vertrauen entgegenbringen. Außerdem hatte ich niemals Scheu, von Menschen in meinem beruflichen Umfeld zu lernen oder auch einmal nachzufragen, wenn mir etwas nicht ganz klar war. Ich bin in einem sehr schönen, interessanten Dienstleistungsberuf tätig und sehe mich als Repräsentant der Häuser, für die ich arbeite. Es wäre meiner Meinung nach ein Fehler, sich aufgrund der Führungsposition als etwas Besseres zu fühlen. Nicht zuletzt wirkt sich die Möglichkeit, andere Länder und Kulturen kennenzulernen, sehr positiv auf die persönliche Entwicklung aus. Natürlich sollte man sich den jeweiligen Gegebenheiten des Landes, speziell was Mentalität und Sprache betrifft, anpassen.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Erfolg ist kein kontinuierlicher Zustand, daran muß man ständig arbeiten. Daher gibt es auch keinen bestimmten Zeitpunkt, ab dem ich mich als erfolgreich fühlte. Jede neue Position, jede neue Aufgabe, jeder neue Tag bringt neue Herausforderungen, die es erfolgreich zu bewältigen gilt. Gott sei Dank hat sich meine Karriere über die Jahre ohne größere Rückschläge sehr positiv entwickelt.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Ich bin seit nunmehr 16 Jahren mit meiner Lebensgefährtin Sonia glücklich zusammen - das war und ist die beste Entscheidung meines Lebens. Sie hat meinen beruflichen Werdegang mitgemacht und brachte immer Verständnis dafür auf, obwohl sie nicht in der Hotelbranche arbeitet.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ich hatte zwar keinen Mentor im klassischen Sinne oder ein Vorbild, an dem ich mich orientierte, dennoch war Peter Tschirky eine prägende Persönlichkeit auf meinem Berufsweg. Er war damals Area Director für Arabella Sheraton auf Mallorca und damit mein direkter Vorgesetzter. Von ihm lernte ich sehr viel, außerdem beeindruckte er mich durch seine Entscheidungsfreudigkeit.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Sie spielen die entscheidende Rolle - ohne ein gutes Team kann auch der beste Hoteldirektor nichts ausrichten. Ich muß ihnen vertrauen und mich auf sie verlassen können.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Gerade im Dienstleistungsbereich achten wir auf Dinge wie Kommunikationsfähigkeit, Ausstrahlung oder Offenheit. Bei der Entscheidung vertraue ich dann zu einem guten Teil auf meine Menschenkenntnis und mein Bauchgefühl. Natürlich sind die Faktoren je nach Position unterschiedlich gewichtet, ein Rezeptionschef muß andere Voraussetzungen mitbringen als ein Buchhalter.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich gebe ihnen so viel Freiraum und Vertrauen wie möglich. Bei entsprechendem Einsatz ist in puncto Karriere in unserem Unternehmen vieles möglich.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir gelten in der Hotellerie als eines der innovativsten Unternehmen, wir probieren neue Konzepte aus und sind die einzige Company, die sich in dieser Branche der laufenden Qualitätssicherung nach der Methode „Six Sigma“ stellt.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Wenn meine Anwesenheit in den Hotels vonnöten ist, bin ich da - egal, um welche Uhrzeit. Dafür nehme ich mir die Freiheit, auch einmal etwas früher Schluß zu machen, sofern es die Situation zuläßt. Meine Lebensgefährtin reist beruflich sehr viel, und wir versuchen, die verbleibende Freizeit möglichst optimal zu koordinieren.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Die Hotellerie ist eine tolle Branche, die aber sehr großen Einsatz und - auch aufgrund der Wochenend- und Nachtdienste - viel Flexibilität verlangt. Es ist speziell zu Beginn nicht einfach, sein Privatleben diesem wechselhaften Rhythmus anzupassen. Dann aber ist es ein wunderbarer Beruf mit Zukunft, bei dem man viele Menschen kennenlernt und ausgezeichnete Karrierechancen hat.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein nächstes Ziel ist es, die Hotels Bristol und Imperial in Wien erfolgreich zu führen. Dann werden wir sehen, welche Aufgaben der Starwood-Konzern für mich bereithält. Da gibt es ja, wie gesagt, viele Möglichkeiten.
Ihr Lebensmotto?
Man sollte allen Menschen offen und freundlich begegnen - und zwar generell, nicht nur, weil man sie möglicherweise eines Tages wieder trifft.