Zum Erfolg von Christine Schmid
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich arbeite wie erwähnt hauptsächlich mit Kindern und sehe es als Erfolg, wenn ich es schaffe, daß die kleinen Patienten ohne Angst meine Praxis aufsuchen. Es kommt immer wieder vor, daß Kinder beim ersten Besuch in meiner Praxis sich weinend an die Mutter klammern, aber schon nach der zweiten oder dritten Behandlung angstfrei und alleine auf dem Zahnarztstuhl Platz nehmen. Es ist ein wunderbarer Erfolg, wenn es mir gelingt, ein Vertrauensverhältnis zu den Kindern aufzubauen und sie zu motivieren, die Zahnspangen auch zu tragen, und wenn am Ende der Behandlung die Kinder mit schönen Zähnen meine Ordination verlassen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich konnte mir im Lauf der Jahre einen guten Ruf als Spezialistin für Zahnregulierungen erarbeiten. Mundpropaganda und die zahlreichen Weiterempfehlungen sind eine schöne Bestätigung meiner Arbeit. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Eine meiner größten Stärken ist, daß ich sehr gut mit Kindern umgehen kann. Ich gehe persönlich auf meine jungen Patienten ein und habe auch für ihre privaten oder schulischen Probleme ein offenes Ohr. Solche Dinge vermerke ich dann in meiner Kartei und kann so beim nächsten Termin gezielt nachfragen, wie zum Beispiel die Schularbeit gelaufen ist. Ich nehme die Kinder als Persönlichkeiten absolut ernst, sie sollen in punkto Zahnregulierung auch die maßgebliche Entscheidung treffen. Eltern, die andauernd dazwischenreden, schicke ich, wenn möglich, aus dem Behandlungsraum. Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? Nein, das habe ich nie so empfunden. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Ich hatte in der Mittelschule eine Professorin in Naturgeschichte, die mich eigentlich zum Medizinstudium motivierte. Wahrscheinlich war dieser Wunsch unbewußt schon vorhanden, aber durch ihren Unterricht kam dieses berufliche Ziel an die Oberfläche. Zweitens waren mein Großvater und mein Vater Dentisten, und ich wurde praktisch in der Ordination groß. Ich hätte mich auch für Psychiatrie interessiert, wählte dann aber doch die zahnärztliche Fachausbildung, weil diese Ausbildung kürzer ist, was meinem Wunsch nach einer Familie mit Kind entgegenkam. Von meinem Vater kam dann die Idee, mich auf Kieferorthopädie zu spezialisieren, weil auf diesem Gebiet damals ein großer Bedarf herrschte.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Mein Team und ich erfahren immer wieder Anerkennung durch unsere Patienten. Wir bekommen sehr nette Karten, Anrufe oder ein persönliches „Dankeschön“, manchmal basteln die Kinder zu Weihnachten sogar kleine Geschenke.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich habe einen sehr großen privaten Freundeskreis und bis jetzt noch keine negativen Rückmeldungen bekommen. Ich denke, daß ich auch als Mensch geschätzt und anerkannt werde.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Meine Mitarbeiterinnen tragen entscheidend zum Erfolg bei! Alle sind seit vielen Jahren bei mir, eine Dame sogar seit der Eröffnung meiner Praxis. Ich habe mit meinen Mitarbeiterinnen großes Glück, sie sind alle loyal, ehrlich und zuverlässig. Außerdem beschäftige ich seit 20 Jahren eine gelernte Kindergärtnerin, die natürlich sehr gut mit Kindern umgehen kann.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Unser Betriebsklima ist sehr familiär, meine Mitarbeiterinnen sollen sich hier wohl fühlen. Ich übertrage ihnen im Rahmen der Möglichkeiten Verantwortung und bin sehr großzügig, was freie Tage und Urlaube betrifft. Da wir nur an drei Nachmittagen pro Woche arbeiten, sind die Arbeitszeiten - speziell für Frauen und Mütter - ideal.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Mittlerweile ist unser Sohn erwachsen, aber auch als er noch klein war, gab es diesbezüglich keine Probleme. Mein Mann ist nämlich Lehrer und arbeitet vormittags, während meine Ordinationszeiten am Nachmittag sind - eine ideale Kombination! Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Früher nahm ich ein bis zwei Mal pro Jahr an verschiedenen Weiterbildungsveranstaltungen teil. Ich werde aber wahrscheinlich 2010 in Pension gehen und habe meine Aktivitäten auf diesem Gebiet inzwischen etwas reduziert. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Ich rate jungen Leuten, die sich als Zahnarzt mit eigener Ordination selbständig machen wollen, nicht zu sehr auf das Geld zu schauen, sondern eher die Menschlichkeit in den Vordergrund zu rücken. Dazu gehört auch, nicht gleich jeden Handgriff zu verrechnen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Wenn ich in wenigen Jahren in den Ruhestand gehe, möchte ich die Ordination an einen geeigneten Nachfolger übergeben, der sie mit einer ähnlichen Einstellung wie ich erfolgreich weiterführt. Mein Mann und ich reisen sehr gerne mit dem Wohnmobil, dafür wird in der Pension sicherlich genügend Zeit sein.