Zum Erfolg von Hannes Weninger
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Für mich bedeutet Erfolg, die Möglichkeit zu bekommen, jene Dinge, die ich bewegen will, auch dort in Angriff nehmen zu können, wo sie tatsächlich bewegt werden können. Die Grundvoraussetzung dafür ist, von der eigenen Partei als Kandidat für eine Wahl nominiert zu werden. Wenn es mir dann gelingt, die Anliegen in der Praxis umzusetzen und Probleme zu lösen, kann man von Erfolg sprechen. Dabei ist die Bandbreite sehr umfangreich - kann ich einem Menschen bei persönlichen Problemen behilflich sein, ist das ebenso ein Erfolg wie ein Gesetz im Niederösterreichischen Landtag zu verabschieden, das meine Handschrift trägt. Ich habe beispielsweise mit sichergestellt, daß ab 2008 alle zweieinhalbjährigen Kinder Anspruch auf einen Kindergartenplatz haben und Wählen mit 16 Jahren möglich wird.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich komme aus einer typischen Arbeiterfamilie der siebziger Jahre und sehe mich als ein Kind der „Ära Kreisky“ mit all den damals neuen Bildungschancen. Wenn ich auf meine bisherige Entwicklung zurückschaue, sehe ich mich durchaus als erfolgreich. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich pflege meinen eigenen politischen Stil, bin zuverlässig und kann gut zuhören. Außerdem vermag ich politische Ereignisse sehr gut zu analysieren und daraus Strategien zu entwickeln. Ich stelle mich auch kontroversiellen Diskussionen, setze dann aber meine Entscheidungen mit Konsequenz durch.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Manche Entscheidungen lassen sich aufgrund der vorliegenden Kriterien relativ rasch treffen; andere Entscheidungen wollen reiflich, eventuell auch unter Beiziehung von Experten, überlegt sein. Je mehr ich das Gefühl habe, von meinem vis-à-vis zeitlich bedrängt zu werden, desto mehr Zeit nehme ich mir. Ich lasse mich nicht überrumpeln.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Je länger man politisch aktiv ist, desto öfter kommen dann auch die Früchte der Arbeit zum Tragen. Mittlerweile erfahre ich sehr viel Anerkennung aus der Bevölkerung, von Menschen, die offen auf mich zukommen und ihren Dank aussprechen. Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Das größte Problem ist die Beurteilung der Politiker und der Politik in der öffentlichen Meinung. Unser Image ist aufgrund verschiedener Faktoren leider nicht sehr positiv. Die überwiegende Mehrheit der Politiker macht diesen Job, weil sie etwas zum Positiven verändern will. Das darf man trotz aller Kritik, ob berechtigt oder nicht, nie vergessen.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Ich war im Laufe meiner beruflichen Laufbahn viele Jahre auf mich allein gestellt, verfüge heute aber über einen relativ großen Mitarbeiterstab und weiß diese Unterstützung sehr zu schätzen. Es gelingt mir noch nicht ganz, wichtige Aufgaben vollständig zu delegieren, aber ich bin auf einem guten Weg dorthin - schließlich sind meine Mitarbeiter absolut kompetent und verläßlich. Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Bei der Einstellung neuer Mitarbeiter verlasse ich mich zunächst auf die Empfehlung von Freunden. Natürlich sehe ich mir dann die beruflichen Qualifikationen und die bisherigen Stationen des Lebensweges näher an. Sympathie, Fleiß und Einsatzbereitschaft sind mir normalerweise wichtiger als schriftliche Zeugnisse.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich versuche sehr freundlich zu sein, bin aber auch konsequent, wenn es notwendig ist. Auch gemeinsame Aktivitäten und gesellschaftliche Zusammenkünfte wie zum Beispiel Theaterbesuche, Ausflüge oder Geburtstagsfeiern stehen am Programm. Außerdem trinke ich meinen Frühstückskaffee jeden Morgen im Büro meiner Mitarbeiterinnen und nehme mir die Zeit, um mit ihnen über Gott und die Welt zu plaudern. Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Die SPÖ ist ein Spiegelbild der Gesellschaft, mit allen Stärken und Schwächen auch bei uns Politikern. Der gemeinsame Nenner der Sozialdemokraten sind die gesamtgesellschaftlichen Interessen quer durch alle sozialen Schichten. Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Auf ideologischer und menschlicher Ebene habe ich gewisse Grundprinzipien, von denen ich nicht abrücke. Darüber hinaus bin ich aber sehr offen und habe im Landtag mit den Vertretern der anderen Parteien ein konstruktives Verhältnis. Ich halte es für falsch, einen guten Vorschlag abzulehnen, nur weil er vom politischen Gegner kommt.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Das Privatleben ist als Politiker sehr eingeschränkt, da ich ja den Menschen als Ansprechperson zur Verfügung stehe, sobald ich mich in der Öffentlichkeit bewege - sei es beim Einkaufen, beim Spazierengehen oder am Sportplatz. Obwohl meine Frau selbst beruflich stark engagiert und erfolgreich ist, unterstützt sie mich mit viel Verständnis. Mein Terminkalender ist meist auch am Wochenende ausgefüllt, zu gesellschaftlichen Ereignissen und Veranstaltungen begleitet mich in den meisten Fällen meine Gattin. Das ist dann nicht nur Verpflichtung, sondern auch privates und kulturelles Vergnügen. Sofern es zeitlich möglich ist, verreisen wir gerne zwischendurch für einige Tage, um Abstand zu bekommen und neue Eindrücke zu erfahren. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Es ist enorm wichtig, daß auch in der heutigen Zeit das gesellschaftliche und politische Engagement nicht verlorengeht. Jeder kann etwas bewegen oder verändern, wenn er sich nicht in sein privates Schneckenhaus zurückzieht und die Umstände als gottgegeben hinnimmt. Wir brauchen mündige und gut gebildete Leute, die die Gesellschaft weiterbringen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich habe eine gewisse Grundzufriedenheit entwickelt, weil man in der Politik kaum etwas lange Zeit im voraus planen kann. Eine politische Karriere hängt von sehr vielen unterschiedlichen Ereignissen ab. Mein großes Anliegen ist es, politische Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen sich die Menschen bestmöglich entwickeln können.
Ihr Lebensmotto?
Ich möchte einen Teil von dem, was mir gegeben wurde, zurückgeben. Daher engagiere ich mich für Menschen.