Zum Erfolg von Birgit Fellinger
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Grundsätzlich sehe ich es als Erfolg, wenn ich meine Vorstellungen und Ziele realisieren kann. Ein wesentlicher Teil des Erfolges liegt aber darin, daß es dabei den Menschen, mit denen ich zusammenarbeite - also Mitarbeitern und Kunden - auf dem Weg dahin gutgeht. Werden sie durch meine Arbeit erfolgreich, bin ich es auch. Diese menschliche Komponente ist mir besonders wichtig, da Werbung sonst ein eher oberflächliches Geschäft ist. Es ist mir zu wenig, fachlich tolle Arbeit zu leisten - mir geht es immer auch darum, die Menschen erfolgreich zu machen, die dahinter stehen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Natürlich gibt es auch Tage, an denen ich mich nicht besonders erfolgreich fühle, aber im großen und ganzen bin ich doch sehr zufrieden. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich habe nie gearbeitet, weil ich das Gefühl hatte, ich mußte meine Arbeit tun, oder weil es meine Chefs wollten, sondern immer weil ich es wollte und es mir persönlich wichtig war. Mein Job macht mir Freude, und daraus schöpfe ich eine ganze Menge an Eigenmotivation. Und im Laufe der Zeit merkte ich, daß ich mit meiner inneren Freude andere Menschen anstecken kann. Während meines Marketingstudiums sagte unser Professor, Herr Dr. Pinzolits, bei dem ich auch meine Diplomarbeit schrieb: „Wenn ihr kein Feuer in euch habt, könnt ihr auch niemanden anzünden!“ Diese Worte waren ebenso prägend und wichtig wie sein Ausspruch: „Jede Chance hat ihr Ablaufdatum.“ Es gibt also viele Chancen im Leben, man muß sie nur erkennen und rechtzeitig nutzen, sonst gehen sie vorbei. Außerdem bin ich ein Mensch, der sich immer wieder hinterfragt - will ich erfolgreich sein, muß ich bei mir selbst damit anfangen und darf mich nicht auf mein Umfeld verlassen. Daher konnte ich auch Situationen meistern, wo andere Leute wahrscheinlich aufgegeben hätten. Nicht zuletzt trägt auch meine Ausdauer zum Erfolg bei, von Rückschlägen lasse ich mich nicht entmutigen. Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? Ja, ich hatte es nicht nur schwerer, weil ich eine Frau bin, sondern auch, weil ich für meine Positionen relativ jung war und zusätzlich für mein Alter auch sehr jung aussehe. Ich mußte meine Kompetenz in beinharten Fachgesprächen immer wieder unter Beweis stellen. Mittlerweile geht es aber leichter, weil mich die Menschen kennen und nicht mehr nach Äußerlichkeiten urteilen. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? In meinem beruflichen Umfeld wünschte ich mir immer einen Mentor, aber das ergab sich bis jetzt leider nicht. Ich mußte also auf meine eigenen Fähigkeiten und Vorstellungen vertrauen.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Meine Arbeit wird von der Geschäftsführung geschätzt. Diese Anerkennung muß nicht immer direkt ausgesprochen werden, ich merke sie auch in vielen kleinen Dingen des täglichen Umgangs. Und ganz besonders freue ich mich über Anerkennung, die ich von Kundenseite erfahre - sie bezieht sich nicht nur auf meine Arbeit, sondern auch auf meine Person. Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Eine fachspezifische Ausbildung ist Grundvoraussetzung, je nach Position ist dann auch die entsprechende praktische Erfahrung gefragt. Bei den persönlichen Eigenschaften lege ich vor allem Wert auf Ehrlichkeit. Ich erwarte, daß Mitarbeiter mit mir offen darüber sprechen, wenn etwas nicht paßt oder es Probleme gibt. Nur dann kann ich etwas ändern. Natürlich ist auch die Freude an der Arbeit ein wesentliches Kriterium - wer nur aus finanzieller Motivation in die Werbebranche geht, ist in meinem Team fehl am Platz.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich leite ein Team von vier Mitarbeitern und bin gerade dabei, ihnen mehr Kompetenz und Eigenverantwortlichkeit zu übertragen. Wenn ich gefragt werde, stehe ich ihnen mit meiner Erfahrung und meinem Wissen zur Seite. Die Möglichkeit zur persönlichen Entwicklung ist für Mitarbeiter sicher eine gute Motivation. Außerdem achte ich auf eine gute und möglichst herzliche Arbeitsatmosphäre.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich arbeite durchschnittlich zwischen 60 und 70 Wochenstunden, oft auch am Wochenende, und dadurch bleibt für das Privatleben relativ wenig Zeit. Mit meinem Lebenspartner läßt sich das nur vereinen, da er auch berufstätig ist und in den letzen Jahren außerdem noch nebenbei studierte. Dieses Arbeitspensum ist aber auf Dauer anstrengend und zehrt an den Kräften, daher bin ich dabei, die Work-Life-Balance etwas ausgeglichener zu gestalten und gewisse berufliche Grenzen zu setzen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein nächstes Ziel ist es, meine Führungsqualitäten weiterzuentwickeln, um beispielsweise beim Delegieren das richtige Maß zu erwischen. Mir fällt es prinzipiell schwer, Arbeit oder Verantwortung abzugeben, weil ich es oft anders machen würde, auch wenn ich weiß, daß das Endergebnis gut sein wird. Was die Agentur selbst betrifft, wollen wir uns in Zukunft auch in anderen Branchen abseits von Pharma und Gesundheit positionieren. Daran arbeite ich seit 2006 sehr intensiv, und die ersten Erfolge zeichnen sich bereits ab.