Zum Erfolg von Rudolf Prokschi
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Wenn ich das Gefühl habe, daß meine Arbeit von den Menschen mit Interesse wahrgenommen wird und ich ein positives Echo erhalte, freue ich mich.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, da mir meine Arbeit große Freude macht und ich beispielsweise nach Vorträgen spüre, daß meine Botschaft bei den Menschen ankommt. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich strebte ursprünglich keine Universitätskarriere an, da ich mich der Praxis näher fühlte als der Theorie. Während meiner Tätigkeit als Pfarrer in Ober St. Veit rechnete ich keinesfalls damit, jemals wieder in die Wissenschaft und in den universitären Bereich zurückzukehren. Dann stand aber das Angebot eines Studienaufenthaltes in Moskau im Raum, was ich als großen Reiz und als Herausforderung sah. Außerdem hatte ich ja nicht viel zu verlieren. Daß all dies eines Tages in die Berufung zum Institutsvorstand münden würde, konnte ich nicht ahnen. Ich selbst war gar nicht so sehr die treibende Kraft, ich fühlte mich zeit meines Lebens immer geführt. Trotzdem ist eine gewisse Flexibilität erforderlich, um sich auf neue Situationen einzulassen und sich nach einer Anlaufphase in neuen Bereichen zurechtzufinden.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Meine Priestertätigkeit als Kaplan in der Pfarre Altlerchenfeld war damals nicht ganz einfach, trotzdem ist es mir bereits ab dem zweiten Jahr gelungen, die Menschen ein Stück weit zu begeistern. Dabei spürte ich, daß ich im Umgang mit den Leuten über ein gewisses Charisma verfüge. Es macht mir zum Beispiel bis heute Freude, zu predigen. Natürlich bereite ich eine Predigt gut vor (teilweise schriftlich), aber es ist mir wichtig, frei zu sprechen, und im Blick auf die Mitfeiernden kann so mancher Gedanke spontan kommen.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Die schwierigste Entscheidung mit großer Tragweite war - unabhängig vom Theologiestudium - das Ja zum Priestertum. Eine weitere wichtige Weichenstellung war die Entscheidung, meine Pfarre aufzugeben und nach Rußland zu gehen. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Am stärksten prägte mich sicherlich mein Vorgänger und Lehrer Univ.-Prof. Ernst Christoph Suttner. Bei ihm schrieb ich meine Diplomarbeit, er war mein Primizprediger und mein Doktorvater. Er gab auch den Anstoß, nach Moskau zu gehen.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich erfahre Anerkennung in vielerlei Hinsicht - sei es von den Studenten und Studentinnen oder von Gottesdienstbesuchern. Das ist mir auch wesentlich wichtiger als offizielle Titel, Ehrungen oder Orden. Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Wir befinden uns derzeit wieder in einem Umstrukturierungsprozeß der Studienpläne, was mit sehr viel Bürokratie und Sitzungen verbunden ist. Dadurch vermisse ich manchmal Zeit, um mich wissenschaftlichen Themen widmen zu können. Welche sind die Stärken Ihres Instituts? Im gesamten deutschsprachigen Raum gibt es nur eine vergleichbare Einrichtung in Münster. Unser Institut für Theologie und Geschichte des Christlichen Ostens ist also österreichweit ein Unikat. Es wurde 1974/75 auf Initiative von Kardinal König und der Stiftung „Pro Oriente“ gegründet.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Mein Privatleben ist ein sehr schmales. Aber ich fahre fast jeden Samstag nachmittag aufs Land, wo noch meine Mutter und meine Geschwister mit ihren Familien leben. Dort verbinde ich das Nützliche mit dem Angenehmen und helfe beispielsweise dem örtlichen Pfarrer. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Ich plädiere dafür, das Studium - egal welche Richtung - sehr ernst zu nehmen. Es ist wunderbar, studieren zu können oder zu dürfen, daher sollte man in dieser Zeit viel in sich aufnehmen. Wer sich für ein Theologiestudium entscheidet, soll flexibel bleiben; es gibt neben Priestertum und Religionslehrer noch viele Möglichkeiten und schöne Aufgaben.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Es ist mir ein Anliegen, dieses Institut so zu etablieren, daß es national und international Anerkennung findet. Hoffentlich gelingt es mir, viele junge Leute auf dieser Schiene so auszubilden, daß ich mir nach meiner Pensionierung keine Sorgen um den Fortbestand des Instituts machen muß.
Ihr Lebensmotto?
Die Treue im Kleinen!