Zur Karriere von Christian Gaggl
Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach der Matura am Realgymnasium der Theresianischen Militärakademie studierte ich ab Herbst 1987 Lebensmittel- und Biotechnologie an der Universität für Bodenkultur in Wien. Mit Ende des ersten Studienabschnittes wandte ich mich dem technischen Umweltschutz zu und setzte mein Studium mit Agrarökonomik fort, weil mein eigentlicher Berufswunsch in diese Richtung ging. Im November 1995 schloß ich das Studium mit der Sponsion zum Diplomingenieur erfolgreich ab, kam dann aber über ein Zeitungsinserat zufällig in die Baumarktbranche. In diesem Stellenangebot der Firma bauMax AG wurde ein internationaler Einkäufer Garten Hartware gesucht, was mich interessierte, weil ich darin die von mir angestrebte Verbindung von Natur und Technik sah. Erst beim Vorstellungsgespräch, als mir die Dame vom Personalbüro etwas über Blumen und Einzelhandel erzählte, wurde mir klar, daß ich hier etwas mißverstanden hatte. Dennoch interessierte ich mich grundsätzlich für diese Position, kam als völliger Neueinsteiger auch in die Endrunde und setzte mich schließlich mit voller Punkteanzahl gegen zwölf Mitbewerber, teilweise echte Vollprofis, durch. So begann ich meine Berufslaufbahn im Jänner 1996 als Einkäufer bei bauMax, und war in dieser Funktion auch der erste Akademiker im Unternehmen. Obwohl ich meinen Titel nie erwähnte, sprach es sich rasch herum, daß ich studiert habe, und so wurde ich als Akademiker-Greenhorn von den Kollegen geschnitten und von jeglicher Information abgeschottet. Ich hatte in dieser Situation zwei Möglichkeiten: Flucht oder Gegenoffensive. Da ich nicht beim ersten Hindernis aufgeben wollte, begab mich in die Höhle der Löwen und ging offen auf die einzelnen Einkäufer der verschiedenen Abteilungen zu. Ich suchte das Gespräch, brachte mich aktiv ein und schaffte es tatsächlich binnen kurzer Zeit, als Rudelführer der Einkaufstruppe akzeptiert zu werden. Außerdem veränderte ich relativ rasch die Unternehmenskultur, implementierte diverse Prozesse und konnte so tatsächlich Karriere im Unternehmen machen - aber nicht, weil ich die Karriere bewußt anstrebte, sondern weil ich meine Arbeit so gut wie möglich machte und mich auch für Dinge links und rechts neben mir interessierte. Im Jahr 2002 trat bauMax der Firma tooMax, dem drittgrößten Baumarkteinkaufsverband Europas, bei. Ich sollte von bauMax als Geschäftsführer in diese Kooperation entsandt werden, weil ich unser Unternehmen sehr gut kannte, verhandeln konnte und über ein gutes Einkaufsgespür verfügte. Ich lehnte die Position als Geschäftsführer aber ab, weil ich auch die Haftung für den gesamten Fernost-Import übernommen hätte ohne die Produkte jemals zu sehen, und das war mir zu riskant. Also wurde ich strategischer Einkaufsleiter sowie Prokurist, und verwaltete ein Einkaufsvolumen von rund 3,5 Milliarden Euro. Das war ein wichtiger Punkt meiner Karriere, da ich lernte, was mir nicht liegt - nämlich „Politiker“ zu sein, im Rampenlicht zu stehen, von einem Boardmeeting zum nächsten zu eilen und immer vorsichtig sein zu müssen, wem ich was erzähle. Weil meine Stärken eher im operativen Geschäft liegen, war ich in dieser Position also nicht besonders glücklich. Schließlich traf ich am Frankfurter Flughafen zufällig Gregor Wolf, damals Eigentümer der Firma Wolf-Garten, den ich von früheren Verhandlungen bei tooMax kannte. Er erzählte mir, daß er sich von seinem bisherigen Großhändler lösen und eine eigene Gesellschaft in Österreich gründen wolle, und bot mir an, diese Aufgabe in leitender Funktion zu übernehmen. Ich sagte sofort zu und begann im Frühjahr 2003 mit meinem Laptop von zu Hause aus, unsere neugeborenen Zwillinge an der Seite, die Firma Wolf-Garten Austria GmbH zu gründen. Dies war eine wahnsinnig wertvolle Erfahrung mit allen Höhen und Tiefen, aber bereits im Gründungsjahr der Gesellschaft stieg das Nettoergebnis um 62 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das ist mir trotz massiver Querschüsse des vorigen Importeurs aufgrund meiner hervorragenden Kontakte zu den Einkäufern in dieser Branche gelungen. Mittlerweile haben wir uns sehr gut etabliert, das Unternehmen wächst und gedeiht, das frühere Firmen-Kleinkind ist bereits im Teenageralter.