Zum Erfolg von Christina Wolff-Staudigl
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Prinzipiell ist Erfolg für mich die befriedigende Erfüllung eines langersehnten Zieles. Dazu stecke ich mir kleine Ziele, um zum großen Ziel zu gelangen. Als Unternehmerin ist man täglich damit konfrontiert, Schwächen überwinden und Grenzen überschreiten zu müssen und wenn ich abends den Tag Revue passieren lasse und es wieder geschafft habe, dann ist das ein Erfolg.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, nach meiner Definition sehe ich unser Geschäft und mich als erfolgreich an.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Das Geschäft ist Teil meines Lebens. Schon mit fünf Jahren machte ich mich nützlich - sobald ich von der Schule ins Geschäft kam, wollte ich dort mitarbeiten und packte an. Ich war immer schon sehr wissbegierig und liebe meinen Beruf insbesondere die damit verbundenen vielseitigen Bereiche, wie Marketing, Verhandlungen oder Kundenbetreuung, und Kundenberatung. Großen Wert lege ich darauf, dass meine Kunden sich im Geschäft wohl fühlen. Ich bin kreativ und gestalte und dekoriere sehr gerne, genauso wie meine Mutter. Ich habe die Gabe, eine angenehme Gesprächsatmosphäre zu erzeugen, und achte auf persönliche Kontaktpflege. Mit einigen Partnern pflegen wir schon eine dreißigjährige Geschäftsbeziehung. Da ich authentisch bin gelingt es mir Kunden und Partner zu überzeugen. Mit meinen Eltern arbeitete ich immer harmonisch zusammen. Sie gaben mir nach und nach mehr Entscheidungsfreiheit, übergaben die Verantwortung also langsam und in verkraftbaren Portionen. Ein Erfolgsrezept besteht darin, Trends zu erkennen und umzusetzen. Schon meine Eltern handelten nach diesem Prinzip.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Die Herausforderungen lassen sich nur mit exzellenter Organisation bewältigen. Das Geschäft sah ich immer als Freude und nie als Belastung, obwohl die Verantwortung für 25 Mitarbeiter und zwei Unternehmen beachtlich ist. Fehler passieren, doch sind sie eine Chance, es das nächste Mal besser zu machen. Für mich gibt es keine Niederlagen sondern nur Umwege zum Erfolg. Und so, wie man die Dinge sieht, sind sie auch.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Nein! Der bisherige Weg zeigte mir, dass es der richtige Weg war und ist. In unserer Branche fand in den letzten Jahrzehnten ein geschlechtsspezifischer Wandel statt, das heißt: Früher dominierten die Männer, heute ist es umgekehrt.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Meine Großmutter väterlicherseits und meine Mutter sind meine Vorbilder. Meine Großmutter führte während des Krieges einen Bauernhof, zog die Kinder groß und flüchtete mit der ganzen Familie; in dieser extremen Zeit behielt sie trotz der Anstrengung und der Umstände ihren Humor und gab viel Liebe weiter. Sie war belesen, kochte gerne und hatte Freude am Leben. All diese Eigenschaften und ihre Stärke strebe ich an. Meine Mutter ist auch eine starke Persönlichkeit, die vieles ordnen kann. Sie gab meinem Bruder und mir sehr viel Liebe mit ins Leben und zeigte uns, wie man eine Familie zusammenhält und wie man sich gegenseitig in der Familie helfen kann. Außerdem zeigte sie mir, wie es gelingt, ein Unternehmen aufzubauen und dabei als Mutter liebevoll zu bleiben.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ich lege größten Wert auf sehr gute Umgangsformen. Erst in zweiter Linie beobachte ich den oder die Bewerber/in am Schnuppertag. Dieser Schnuppertag dient für mich dazu um festzustellen wie die gestellten Aufgaben gelöst werden und ob er oder sie in das bestehende Mitarbeiterteam passt. Der menschliche Aspekt ist mir sehr wichtig, weil der Mensch in unserer Unternehmenskultur sehr im Vordergrund steht.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich führe meine Mitarbeiter so, wie ich gerne geführt werden möchte. Meine Mitarbeiter entscheiden bei wichtigen Angelegenheiten mit, und ich achte sehr auf das zwischenmenschliche Klima bzw. die Atmosphäre. Außerhalb des Geschäftes führen wir mit einer externen Beraterin Motivationsgespräche und haben alle gemeinsam ein Motivationsbuch (Das Fisch-Buch) durchgearbeitet. Gemeinsam überlegen wir Strategien und Verbesserungen im Verkauf. Wenn es den Mitarbeitern gut geht, spüren das die Kunden und fühlen sich noch wohler. Auch die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter hat bei uns einen hohen Stellenwert. Dieser spiegelt sich darin, dass jeder Mitarbeiter pro Kalenderjahr bis zu dreißig Stunden für die Aus- u. Weiterbildung verwendet.
Wie verhalten Sie sich dem Mitbewerb gegenüber?
Konkurrenz ist zwar vorhanden, aber nicht wirklich für uns ein großes Thema. Der Grund ist darin zu sehen, dass wir ein sehr spezialisiertes Produktsortiment führen, die es im allgemeinen Konsummarkt nicht zu kaufen gibt. Wir versuchen immer am Ball zu bleiben und richten unsere Produkte einerseits nach den neuesten Trends und andererseits nach den Kundenwünschen aus.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
In 35 Jahren haben wir uns einen exzellenten Ruf im Bereich der Reform- und Biowaren aufgebaut. Wir vertreiben Produkte von höchster Qualität, die getestet, gefühlt und verkostet werden, bevor der Kunde sie erwerben kann. Das Ambiente, das Aussehen und das Wohlgefühl beim Einkauf ist der innere Wert der Marke Staudigl. Wir vermitteln ein Lebensgefühl, das durch hochwertige Ernährung und Schönheitspflege erzielt wird. Unser Anbot reicht von hochwertiger biologischer Ernährung und Nahrungsergänzung für die Gesunderhaltung bis hin zu Pflanzen und Heilmitteln zum Gesundwerden. Mit unserer Saftbar und den kalten Imbissen zeigen wir den Kunden, wie gesundes Essen auch schmecken kann. Ziel ist Schönheit von innen und außen. 2003 eröffneten wir in Österreich die erste Naturparfümerie, in der wir über 25 Kosmetikmarken, die rein und hochwertig sind, führen. In beiden Geschäften haben wir nur Drogisten angestellt, die über ein hohes Wissen in Pflanzenheilkunde verfügen, und dementsprechend hoch ist die Qualität der Beratung. Selbst im Geschäft präsent zu sein ist mir wichtig, da ich dadurch am Puls der Wünsche und Bedürfnisse meiner Kunden bin.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Entsprechend meiner eigenen familiären Erfahrung bin ich bemüht, trotz vieler Arbeit ausreichend Zeit mit meinen Kindern zu verbringen. Durch mein intaktes Familienleben, ich habe tolle Schwiegereltern, die meine Kinder gern und liebevoll betreuen, und durch sehr gute Organisation gelingt mir das ganz gut. Da mein Mann einen anderen Beruf ausübt, sind unsere Gesprächsthemen abwechslungsreich, und es ist einfacher, Abstand vom Beruf zu gewinnen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Wenn man als Drogist/in im Verkauf erfolgreich tätig sein möchte, sollten sehr gute Umgangsformen kein Fremdwort sein. Leider ist gutes Benehmen für manche Bewerberinnen keine Selbstverständlichkeit. Den fachlichen Teil kann man lernen, wenn man mit Begeisterung und Interesse an dieses Metier herangeht. Auch die Lebenseinstellung sollte passen, das heißt: Der Wille zur bewussten Ernährung sollte vorhanden sein. Der Drogistenberuf ist ein attraktiver Beruf. Obwohl Nachwuchs gesucht wird, entscheiden sich sehr wenig Jugendliche dafür, diesen interessanten Beruf zu erlernen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein Ziel sehe ich darin, den bisher eingeschlagenen Weg weiter zu führen, um die Marktposition halten zu können bzw. zu festigen.