Zum Erfolg von Renate Houska
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Für mich ist Erfolg die Bestätigung, daß ich das Richtige mache. Meine Arbeit macht mir Spaß, ich arbeite gerne mit Materialien und Stoffen. Ich könnte mir nicht vorstellen, acht Stunden täglich nur in einem Büro eingesperrt zu sein. Wenn ich kreativ und produktiv sein kann und dafür Anerkennung bekomme, sehe ich das als meinen persönlichen Erfolg. Obwohl das Geld nicht im Vordergrund steht, freue ich mich natürlich auch, wenn am Ende des Monats genügend in der Kassa übrig ist.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich sehe mich heute als durchaus erfolgreich. Als ich mit der Plissee Werkstatt begann, habe ich nicht erwartet, daß ich damit in relativ kurzer Zeit so große Kreise ziehen kann.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Meine Kunden sind ja hauptsächlich Schneider. Ich mache die Plissees, die dann von ihnen zum fertigen Produkt verarbeitet werden. Da ich selbst aus der Schneiderei komme, weiß ich, wovon meine Kunden reden - und dadurch tue ich mir relativ leicht, ich kann gezielte Fragen stellen und mich auf einem fachlichen Niveau austauschen. Außerdem arbeite ich hart daran, wenn es sein muß auch bis in die Nacht oder am Wochenende, um alle Termine wie vereinbart einzuhalten. Ich habe Kunden in ganz Österreich, die ich meist gar nicht persönlich kenne und denen ich meine Arbeit per Post schicke. Daher muß ich bei den Abgabeterminen noch den Postweg mit einberechnen. Mit dieser Verläßlichkeit konnte ich mir speziell zu Beginn einen guten Ruf erwerben, und durch Mundpropaganda viele neue Kunden gewinnen.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Nein, das habe ich nie so empfunden.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Die Kunden sind mit meiner Arbeit zufrieden, lassen sich manchmal sogar von meiner Begeisterung zu neuen Experimenten anstacheln und freuen sich auch über den einen oder anderen guten Ratschlag von mir - das ist eine wunderbare Anerkennung.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Viele Schneider trauen sich bis auf kleine Ausnahmen nicht über das Thema Plissee. Außerdem hat es einen gewissen „altmodischen“ Touch. Daher ist es eine aussterbende Branche und auch kein Lehrberuf mehr, so geht dieses Wissen auf lange Sicht verloren. Zu Unrecht, weil es nach wie vor viele Einsatzbereiche gibt, von der Trachtenmode über Schuluniformen bis zu Theaterkostümen.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Es gibt in Österreich kaum noch jemanden, der plissiert. Und die wenigen Mitbewerber fordern oft stark überhöhte Preise. Ich reize diese Marktnische nicht aus, sondern biete gute Arbeit zu einem vernünftigen Preis. Außerdem bin ich flexibel und kann auch auf kleinere Anfragen rasch reagieren. Es können nicht nur Schneidereien zu mir kommen, sondern auch Endverbraucher, die schnell einen Faltenrock oder ähnliches benötigen. Auch mit Theaterwerkstätten arbeite ich manchmal zusammen - ich bin für alles offen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Zugegeben, das ist manchmal schwierig. Aber ich mache mir darüber kein Kopfzerbrechen, als selbständige Kleinunternehmerin muß man eben ständig am Ball bleiben. Gott sei Dank habe ich einen Mann, der das alles mitmacht und viel Verständnis zeigt. Zu Beginn half er mir sogar beim Bau diverser Hilfsmittel, um das Plissieren auch üben zu können. Es ist ein Handwerk, das einige Übung erfordert.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Sehr viel! Ich experimentiere ständig herum und bin immer auf der Suche nach neuer Fachliteratur, um meinen fachlichen Horizont zu erweitern.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Neugierig sein! Neugierde und Wißbegierde sind im Leben das A und O. Jede Information, und mag sie im Moment noch so unnütz erscheinen, kann sich eines Tages als nützlich erweisen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte dem Plissee zu neuem Ruhm verhelfen und von seinem verstaubten Ruf befreien! Bei all meiner Euphorie für den Beruf und die Materie müssen aber Familie und Freunde ihren Platz in meinem Leben behalten. Ein soziales Umfeld, das einen manchmal aus der Arbeit herausholt, ist sehr wichtig.