Zum Erfolg von Gerhard Ulrichshofer
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich sehe Erfolg teilweise als zweischneidiges Schwert, weil der Erfolg des einen oft Mißerfolg eines anderen nach sich zieht. Daher ist es wichtig, sogenannte Win-Win-Situationen herbeizuführen. Bei einem erfolgreichen Geschäft sollen auch Partner und Endkunden überzeugt sein, das Richtige getan zu haben.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja - in über 22 Jahren Berufstätigkeit habe ich keine verbrannte Erde hinterlassen, sondern sehe viele Wegbegleiter nach wie vor als Kunden, Partner oder Marktbegleiter und nicht als Gegner.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ein großes Maß an Selbstdisziplin ist ebenso ein wichtiger Faktor wie das Bestreben, ständig am Puls der Zeit zu bleiben - das ist gerade in der schnellebigen IT-Branche unabdingbar. Ständiges Lernen, egal ob in Kursen oder autodidakt, ist in diesem Beruf ein absolutes Muß. Aufgrund des enormen Informationsangebotes ist es aber mittlerweile notwendig, genau zu filtern, auf welchem Gebiet man sich neues Wissen aneignen will.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Meine wichtigste private Entscheidung war, meine Frau zu heiraten und Kinder zu bekommen. Ein harmonisches Familienleben ist ein guter Rückhalt, um auch im Beruf Erfolge zu erzielen. In beruflicher Hinsicht war es eine absolut richtige und erfolgreiche Entscheidung, in die IT-Branche einzusteigen.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Bei der Firma Schoeller hatte ich mit Peter Grohs einen Vertriebsleiter, der mir Vorbild und Mentor war. Er holte mich in den Vertrieb, förderte mich und prägte damit meinen Berufsweg ganz entscheidend.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Österreich hat eine hohe Konzentration an wirtschaftlicher Macht in wenigen Systemhäusern, was diesen Markt - im Unterschied zur Schweiz oder Osteuropa - zu einer besonderen Herausforderung macht.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Sie spielen natürlich eine sehr wichtige Rolle, daher bin ich auch immer auf der Suche nach umfassend talentierten Mitarbeitern. Dies spiegelt sich auch in meinem Team wider.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Eine profunde Ausbildung und fachliches Know-how sind nur eine Seite der Medaille, ich achte auch sehr auf Persönlichkeit und Auftreten. Ein Mitarbeiter, der engen Kontakt zu unseren Kunden hat, muß auch etwas darstellen und begeistern können. Er muß mit Menschen genauso gut umgehen können wie mit der Technik.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Avnet ist ein traditionsreiches amerikanisches Familienunternehmen, das 1921 gegründet wurde und derzeit 12.000 Mitarbeiter weltweit beschäftigt. Wir sind in über 300 Niederlassungen in 73 Ländern tätig, was sich aber durch Firmenübernahmen und Zukäufe immer wieder ändert. Dadurch verfügen wir über ein gewachsenes Netzwerk mit umfassendem Know-how, das den Kunden zugute kommt. Wir arbeiten stark lösungsorientiert, was man von einem Distributor nicht unbedingt gleich erwartet. Außerdem legen wir großen Wert auf die ständige Weiterbildung der Mitarbeiter, sei es fachlich mit den Herstellern gemeinsam oder hausintern in Kooperation mit der Personalabteilung.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Bleibt euch selbst treu und steht zu dem, was ihr verkörpern wollt. Jagt nicht einem Scheinbild nach, gerade im Vertriebsprozeß fällt man da sehr schnell durch den Raster. Die sehr hell scheinenden Stars verbrennen leider auch sehr schnell.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich will mich nicht auf meinen Lorbeeren ausruhen, sondern den Erfolg des Unternehmens weiter ausbauen. Gerade in den osteuropäischen Ländern sehe ich für uns sehr große Chancen.
Ihr Lebensmotto?
Ich lebe und arbeite nach dem Prinzip, daß ich mich am Abend reinen Gewissens in den Spiegel schauen kann. Man muß zu dem stehen können, was man tagsüber getan oder entschieden hat.