Zum Erfolg von Meinhard Paul Kneussl
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, Ziele zu erreichen und dabei glücklich und zufrieden zu sein. Das begann mit der Matura, setzte sich über mein Studium und meine Auslandsaufenthalte bis hin zu den diversen Facharztausbildungen und meiner Habilitation fort. Außerdem arbeitete ich immer relativ viel im wissenschaftlichen Bereich. Wenn man gute Vorträge hält und Auszeichnungen bekommt, sind auch das sichtbare Zeichen des Erfolges. Der finanzielle Erfolg ist dabei nur eine Begleiterscheinung, aber nicht die Triebfeder.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich habe vieles erreicht und bin mit meiner Situation durchaus zufrieden.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich denke, daß der Grundstein für späteren Erfolg bereits zu Hause gelegt wird. Ich wurde zwar sehr konsequent erzogen, stand aber nicht unter Leistungsdruck. Nach meiner Promotion verbrachte ich zwei Jahre nach Amerika, was für die damalige Zeit doch außergewöhnlich war. Auch dabei erhielt ich von meinen Eltern finanzielle Unterstützung. Diese Mittel versuchte ich immer sparsam und richtig einzusetzen. Ich bin zielstrebig und in positivem Sinne ehrgeizig. Man darf nicht blind ehrgeizig sein und die menschlichen Aspekte aus den Augen verlieren. Nicht zuletzt trägt auch meine Frau wesentlich zum Erfolg bei, weil sie sehr verständnisvoll ist und mir in vielen Dingen den Rücken freihält.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Mein Vater war ebenfalls Arzt und führte in Innsbruck eine gut gehende Praxis, die ich eines Tages übernehmen hätte sollen. Ich entschied mich aber für eine klinisch-wissenschaftliche Laufbahn, was er auch voll akzeptierte. Es gab deswegen nie einen Konflikt. Mein Vater war mir immer ein Vorbild in Bezug auf Seriosität und menschliche Kompetenz. Auch mein Jahr in Montreal war prägend und motivierend, weil ich dort in einem tollen Team arbeiten durfte. In Wien am Wilhelminenspital hatte ich mit Prof. Kummer und Prof. Mlczoch zwei Chefs, die mir nicht nur Lehrer, sondern auch Vorbilder waren. Auch Prof. Dr. Kaindl, Vorstand der Kardiologischen Universitätsklinik, spielte auf meinem Berufsweg eine wichtige Rolle. Von all diesen Menschen konnte ich etwas ganz wesentliches mitnehmen, nämlich Fairneß. Gerechtigkeit ist eine der wichtigsten Tugenden.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Die Auswahl neuer Mitarbeiter ist immer eine Teamentscheidung. Ich treffe hier keine einsamen Entscheidungen, es muß immer das ganze Team einverstanden sein.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich lege großen Wert auf ein angenehmes, positives Arbeitsklima. Außerdem machen wir sehr viel für die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter. Es wird alles von uns übernommen, sie müssen sich um nichts kümmern. Seit ich Primararzt bin, betreue ich auch keine Privatpatienten aus dem Spital mehr, um die Kollegen mitleben zu lassen. Es wäre unfair, wenn ich an Sonderklassepatienten verdiene und die anderen aber nicht. Auch das trägt zur Motivation bei. In puncto Arbeitseinsatz versuche ich ein Vorbild für die Mitarbeiter zu sein.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Meine Tätigkeit als Primar am Wilhelminenspital und die Führung meiner eigenen Ordination erfordern doch einen Arbeitseinsatz von 50 bis 70 Wochenstunden. Früher waren es durch die Nachtdienste noch wesentlich mehr. Seit meiner Habilitation versuche ich daher, das Wochenende für meine Familie und mich freizuhalten. Das gelingt mir im großen und ganzen auch, wobei es natürlich immer wieder Ausnahmen gibt, beispielsweise wenn ich einen Vortrag vorbereiten muß oder ein medizinischer Notfall eintritt. Das Wohl meiner Patienten liegt mir selbstverständlich am Herzen, daher lasse ich mich auch am Wochenende von meinen Kollegen im Spital über aktuelle Vorkommnisse informieren.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Ich fahre mindestens ein- bis zweimal pro Monat zu Kongressen und Tagungen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Es ist egal, für welche Richtung sich ein junger Mediziner entscheidet - wichtig ist, daß er es gern macht und dahintersteht. Auch an die Eltern habe ich einen Rat: Wenn man selbst erfolgreich ist, besteht die Gefahr, seine eigenen Kinder zu sehr unter Druck zu setzen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich bin an fünf Ausbildungsstellen tätig, und es ist mir ein großes Anliegen, die jungen Kollegen gut auszubilden. Wir haben ein angenehmes Arbeitsklima, unsere Abteilung genießt einen ausgezeichneten Ruf, und die meisten meiner Assistenzärzte wollen auch bleiben. Ein zweites Ziel ist der Aufbau einer speziellen Lungenstation am Wilhelminenspital, wo nicht nur Intensivpatienten betreut werden sollen.