Zum Erfolg von Andreas Mirecki
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg heißt für mich, unbeeinträchtigt leben und meinen Kindern das bieten zu können, was sie benötigen, oder anders, mit einer antiken Weisheit, ausgedrückt: nichts zu begehren und nur das Nötigste zu brauchen. Erfolg mit wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit gleichzusetzen, erschiene mir als eine stark verkürzte Sichtweise.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Gemessen an meinen Zielen sehe ich mich als erfolgreich. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Als Anwalt spielt die Klientel im eigenen Bekanntenkreis zunächst sicher eine große Rolle. Heute wird auch in unserem Beruf das Marketing zunehmend wichtiger. Ausschlaggebend ist schließlich die Fähigkeit, mich in relativ kurzer Zeit in das Rechtsgebiet einzuarbeiten, das ein Klient braucht.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Eigentlich mit Beginn meiner Berufstätigkeit. Gegen Ende meiner Konzipientenzeit war ich mit der Verteidigung schon sehr erfolgreich. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Ich habe keine Anwälte als Vorbilder, durchaus aber Juristen. Während meines Studiums war dies Hans Kelsen mit seinem theoretischen Konzept der Reinen Rechtslehre, das mich intellektuell anspricht, während andere Konzepte mich intellektuell abstoßen. Man könnte meinen, daß für jemanden, der wie ich gut Latein liest, Cicero ein Vorbild sein könnte. Doch das ist durchaus nicht der Fall, weder aus inhaltlicher noch aus politischer Sicht; ich schätze ihn eigentlich nur seiner Sprache wegen. Der Einsatz für einen spezifischen Menschen: das ist etwas, das mir gefällt; sei dies nun, indem man ihn psychisch aufrichtet oder ihm bei einem konkreten Problem hilft. So sehe ich auch meine Mutter, die Psychotherapeutin und Sozialarbeiterin war, als ein großes Vorbild. Ich hätte mir auch vorstellen können, Arzt zu werden, doch die Rechtswissenschaften fielen mir dann leichter.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich bin eitel genug, um zu sagen: viel zu wenig. Das Feedback der Menschen läßt durchaus zu wünschen übrig. Manchmal gibt es durchaus viel und ernstzunehmende Anerkennung, zuweilen auch dort, wo es einem gar nicht so besonders vorkommt. Andererseits werden gewonnene Verfahren auch als vollkommen selbstverständlich hingenommen. Das Verständnis für meine Arbeit ist seitens der Klienten nicht immer sehr groß. Im allgemeinen bin ich jedoch nicht jemand, über den man sich beschwert. In 18 Jahren gab es keine einzige nennenswerte Beschwerde - und das ist vielleicht auch eine Form von Anerkennung. Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Eines? Es gibt unzählige ungelöste Probleme in der Advokatur. Allein der Zuwachs der Anwälte: in den letzten zehn Jahren hat sich die Anzahl der Anwälte - nur in Wien - verdoppelt. Dadurch wird die Konkurrenz immer größer und der Kuchen kleiner. Ein weiteres Problem besteht darin, daß immer mehr andere Berufe Leistungen anbieten, die früher uns Anwälten vorbehalten waren. Dies bezieht sich keineswegs nur auf Notare, mit denen es traditionellerweise Überschneidungen gibt; auch Betriebsberater, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer etc. weiten ihre Aktivitäten zunehmend aus. Das wird jedenfalls mit der Zeit ein Problem. Welche sind die Stärken Ihrer Kanzlei? Da ich ein Einzelkämpfer bin, bekommt man bei mir tatsächlich das, was drauf steht. Ich berate alle meine Klienten persönlich. Verträge sind von mir selbst gemacht, ich trete selbst vor Gericht auf und zeichne persönlich dafür verantwortlich. Ich kann daher auch sehr individuell auf die jeweiligen Bedürfnisse meiner Klienten eingehen. Auch Strafverteidigung gehört zu den Stärken meiner Kanzlei, weil ich sie auch gerne mache.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Mittlerweile gelingt mir das ganz gut. Ich war lange Junggeselle und wurde relativ spät Vater - früher, als ich es noch leicht schaffte, 60 bis 70 Stunden pro Woche zu arbeiten, hatte ich kaum ein Privatleben. Ich sehe meine Kinder heute aber sicher nicht seltener als andere Väter auch. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Ich denke, man sollte sich nicht fragen, was man mit einem Studium anfangen kann, sondern das studieren, wozu man eine Neigung fühlt. Man muß ja gerne Jurist sein, sonst hält man diesen Beruf nicht ein Leben lang aus. Man kann bei der heute vorherrschenden Verschulung vermutlich jeden durch jedes Studium bringen, aber wirklich erfolgreich wird man nur in jenem Fach, das den eigenen Neigungen entspricht.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte meinen Beruf so lange wie möglich ausüben können, in der Hoffnung, daß meine Gesundheit mir dies erlaubt. Ich wollte auch einmal Schriftsteller werden, und vielleicht gelingt mir das noch einmal.