Zur Karriere von Peter Loidolt
Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich besuchte ein Gymnasium in Wien-Neubau, ging aber noch vor der Matura von der Schule ab und machte eine einjährige Lehre in einem Schmuckgroßhandel. 1969 zog es mich ins Ausland, und ich sammelte bei zwei großen Weltreedereien in England und Holland wertvolle Erfahrungen. Dort war ich bis 1972 vorwiegend als Disponent in der Leitung der Reedereien tätig, kehrte dann aber nach Wien zurück und arbeitete hier für eine Agentur, welche die Generalvertretung dieser Reedereien für Österreich und Osteuropa inne hatte. Bereits ein Jahr später gründete ich eine eigene Agentur, die die „Seatrain Lines“ vertrat - eine der größten Reedereien im Bereich Containerverkehr zwischen Europa und USA. Damit war ich, teilweise gegen den Widerstand mancher Wirtschaftszweige, maßgeblich an der hiesigen Einführung der Container als Transportmittel beteiligt. Ich machte mir in der Branche aber auch einen guten Namen, weil ich eine damals völlig neue Politik vertrat - die Spediteure waren nicht mehr die Mittler zwischen Exporteur und Schiffahrtsgesellschaft, sondern die Reedereien arbeiteten direkt mit den Exportfirmen zusammen. Dann wurde ich abgeworben, um mit der damaligen staatlichen sowjetischen Reederei den Containerverkehr in Hamburg und auf der Donau aufzubauen. 1978 war ich beruflich bereits höchst erfolgreich, die Karriere weit vorangeschritten, aber ich hatte den Punkt erreicht, nicht mein Leben lang Container verkaufen zu wollen. So stieg ich von einen Tag auf den anderen aus der Branche aus und konzentrierte mich auf meine künstlerische Tätigkeit. Ich hatte seit früher Jugend leidenschaftlich gern gemalt und organisierte 1978 meine erste Ausstellung in Reichenau. Das war ein entscheidender Schritt in meinem Leben, der ohne die Unterstützung und das Verständnis meiner Frau nicht möglich gewesen wäre. Diese Ausstellung wurde zum durchschlagenden Erfolg - binnen 24 Stunden waren alle 50 Bilder verkauft! 1979 übersiedelten wir von Mödling nach Reichenau, und meine zweite Karriere als Maler lief unter dem Management meiner Frau perfekt. Der Preis meiner Bilder stieg, und ich konnte bei etlichen internationalen Ausstellungen tolle Erfolge feiern. Anfang der achtziger Jahre entdeckten wir ein Theater in Reichenau, und es wurde uns bewußt, welch historischer Boden diese Gegend eigentlich ist. Etliche berühmte Autoren und Künstler - von Werfel über Schnitzler bis zu Hoffmannsthal und Hauptmann - waren früher in Reichenau gewesen. Dieses Theater, 1929 von Gustav Mahler eröffnet, war über die Jahrzehnte langsam verkommen und spielte nur mehr im Sommer einfachstes Boulevardtheater. So gründete ich gemeinsam mit 70 Leuten in Reichenau einen grandiosen Kulturverein, um hochkarätige Veranstaltungen zu organisieren und die literarische und künstlerische Tradition aufrecht zu erhalten. Zwischen 1980 und 1988 führten wir nach besagtem Sommertheater bekannte Kabarettisten in diesem Theater auf. Für die Künstler war das eine hervorragende Gelegenheit, ihr neues Programm zu testen, ehe sie damit nach Wien gingen. Dann wurde Erwin Pröll Landeshauptmann von Niederösterreich, und wir schlugen ihm vor, in Reichenau ein Kulturzentrum mit Fokus auf Theater zu errichten. So begannen wir 1988 mit der Subvention von damals einer Million Schilling jährlich, die Festspiele Reichenau zu etablieren. Schon die Premiere war eine Sensation, weil wir dafür Burgschauspieler wie Karl-Heinz Hackl und Robert Mayer gewinnen konnten. Die sechs Vorstellungen 1988 waren mit 3.400 Zuschauern restlos ausverkauft. Unser Konzept ist voll aufgegangen, mittlerweile spielen wir knapp 130 Vorstellungen für 42.000 Besucher jährlich. Reichenau ist heute neben Salzburg der größte Theaterbetrieb eines Landes, und diese Festspiele als Intendant zu leiten, ist eine wunderbare Aufgabe für mich. Außerdem male ich für die meisten Aufführungen auch die Bühnenbilder. Ich verstehe meine Aufgabe nicht als reine Intendanz bzw. Direktion, sondern auch als Produktion, sodaß ich immer eng mit dem finanziellen Erfolg durch die Einnahmen verbunden war. Ich bekam für meine Tätigkeit niemals ein fixes Gehalt.