Zum Erfolg von Gerhard Macho
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Das Zusammenspiel mehrerer Faktoren ist unabdinglich, um erfolgreich zu werden. Diese Faktoren sind aus meiner Sicht, die erfüllende Arbeit einerseits, die ein Gefühl der Zufriedenheit auslöst, mein geordnetes und strukturiertes Familienleben mit Ausgleich und Ruhe, und andererseits eine gesunde wirtschaftliche Basis. Es soll alles im Fluss sein und miteinander harmonieren. Die Highlights sind dann für mich gelungene Projekte mit positiven Resonanzen und auch gewonnene Wettbewerbe. Auch Teilerfolge geben mir oft Kraft, wenn zum Beispiel Entwürfe passen, oder Änderungen positiv ankommen. Oft entwickeln Projekte ein Maß an Eigendynamik, das ich gar nicht vorhersehen konnte. Die gesunde wirtschaftliche Basis, die es allen Beteiligten ermöglicht gut auszukommen, ist wichtig, wiegt aber am Ende oft weniger als Erfolgserlebnisse.
Sehen Sie sich selbst als erfolgreich?
Im Rahmen meiner Definition bin ich zufrieden.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich war für den Schritt in die ungewisse Selbstständigkeit gut vorbereitet. Ich hatte vorher ungefähr ein Jahr lang alles intensiv und reiflich durchdacht. Welche Projekte kommen in Frage? Welche Bauherren könnten mit mir zusammenarbeiten wollen? Wer wird sein Wort auch halten? Zum Start konnte ich dann zwei Projekte bekommen, die mir Mut zum Start gegeben haben. Es brauchte dann schon noch ein bedeutendes Maß an Konsequenz und Beharrlichkeit, weil ich ja nicht einfach wieder die Selbständigkeit aufgeben konnte. Es entstehen ja als Selbständiger sofort Fixkosten, weil man als Architekt Mitarbeiter braucht. Man kann nicht alles alleine schaffen. Außerdem spezialisiert sich jeder Mitarbeiter auf einen bestimmten Bereich. Mitarbeiter brauchen eine längere Einarbeitungsphase um erst voll einsatzfähig zu werden, und ein rascher Austausch ist daher vor allem in ländlichen Gebieten nicht möglich. Die verlässlichen Mitarbeiter helfen mir nun sehr die Zufriedenheit meiner Bauherren, die wirkliche Basis unseres Erfolges, zu erreichen.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich schaue am abends und am Wochenende oft nicht auf die Uhr. Ich arbeite fleißig und viel. Mein Augenmerk lenke ich auf die Termine des Bauherren, auf die Kosten und die gesamte Betreuung. Wenn das passt, dann bekomme ich Folgeaufträge. Ich suche dann aber auch regelmäßig den Ausgleich in Form von fix eingeplanten Auszeiten, fürs Tanzen, oder auch für Golf und Tennis, dies sehr oft auch gemeinsam mit den Mitarbeitern.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Otto Wagner und seine Jugendstilarchitektur hat mich sehr stark fasziniert. Ich habe während dem Studium viele Freihandstudien gemacht, und habe seine Projekte in Wien dabei detailliert studiert.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich habe die Goldene Kelle 2009 für den Umbau des Objektes Krisenzentrum Allentsteig erhalten, den wir gemeinsam mit der Landeshochbauabteilung getätigt haben. Wir haben den Entwurf geliefert, und das Projekt auch zur Gänze umgesetzt. Wir haben dort Raum in Raum umgebaut. Es waren relativ hohe Räume, und wir haben überall eine zweite Ebene eingefügt. Die ehemaligen Schlafsäle der Kaserne wurden dann in entsprechende Raumgruppen mit Nischen und Rückzugsbereichen aufgelöst. Es war auch die Präsentation sehr schwierig, weil die verschachtelten Räume kaum fotografiert werden konnten, und für Außenstehende war alles wenig nachvollziehbar. Gerade auch wegen der sehr kurzen und daher eher flüchtigen Auswahlzeiten der Jury hat mich das sehr gefreut. Anerkennung erhalte ich auch durch die Bestellung zum Jurymitglied beim Gestaltungsbeirat der Wohnbauförderung im Land Niederösterreich. Jetzt bin ich sogar Vorsitzender dieses Rats geworden. Im großvolumigen Bereich, nicht für den Einfamilienbau, entscheiden wir da, ob die Projekte den Förderrichtlinien entsprechen. Wir wollen keine Kopien von anderen Projekten sehen, sondern wir prüfen ob aufgrund der Platzsituation, auf Grund des Ortes und all der Nebenbedingungen ein entsprechendes Projekt erstellt wird. Wir prüfen ob auf alle Faktoren entsprechend Rücksicht genommen wird. So steigern wir die Qualität und die Energieeffizienz. Dies ist wichtig, weil da beträchtliche Mittel verbaut werden.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Ungelöst erscheint mir die Thematik der Gebührenordnung, der Honorarregelung. Die HOA, die Honorarordnung der Architekten wurde ja aufgelöst. Jetzt wird sie vielerorts weiterhin angewendet. Ich halte mich auch immer noch daran. Jedoch erscheint mir die prozentuelle Abgeltung anhand der Baukosten problematisch, weil ich dadurch bei Beratungen für den Kostenvorteil des Bauherren mein eigenes Honorar schmälere, obwohl mir eigentlich eine Sondervergütung für effizientes Bauen zustehen sollte. Gleichzeitig entsteht dadurch Misstrauen, wenn ich teurere Lösungen, aus welchem Grund auch immer vorschlage, dann denkt der Bauherr sofort, aha da schneidet er beim Honorar mit, deswegen empfiehlt er das. Dass zum Beispiel ein teurer, robuster Boden oft langfristig für ein Projekt sinnvoll ist, geht dann aus diesem Grund leider manchmal unter. Darüber hinaus ist ein großer Teil meines Aufwandes, nämlich die Abgeltung für Änderungen nicht berücksichtigt. Bei jedem Handwerker ist Zusatzleistung sonnenklar geregelt. Wenn er beispielweise eine Mauer bereits errichtet hat, die mir nicht gefällt, die ich nun woanders haben möchte, er diese nun abreißen und auf einem anderen Platz neu errichten muss, erhält er seine Regieleistung bezahlt, klipp und klar. Wenn ich Pläne abändern muss, dann wird das nicht als Regieleistung gesehen, als mache der Computer das von selbst. Oft sind es nur Striche, aber oft Striche mit Auswirkungen, jedenfalls wird das nicht als Leistung gesehen. Und der Architekt ist eben für alles zuständig. Ich lege das bei den Aufträgen nun ganz klar fest, was ich angeboten habe, und was nicht. Ich habe mir angewöhnt alle möglichen Punkte anzuführen, die es noch gibt, und bei den angebotenen Positionen schreibe ich einen Preis dazu, und bei den nicht angebotenen Leistungen schreibe ich dann „nicht angeboten“. So kann ich im Fall des Falles entsprechend auf die Aufträge verweisen. Wenn er dann im Nachhinein beispielsweise meint die Vermessung ist inkludiert, dann kann ich ihm zeigen, dass bei Vermessung eben klar ersichtlich steht „nicht angeboten“. Diese Sicherheit, dass es nun leicht nachvollziehbar wird, hat sich aus meiner Erfahrung und vergangenen Diskussionen ergeben. Es hilft auch mir für die eigene Kontrolle. Also bei meiner Leistungsabgeltung scheint mir die Politik gefordert ein neues einfaches und sinnvolles Abgeltungssystem zu entwickeln.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Wir haben hier eher eine familiäre Struktur. Ich habe auch kaum einen Wechsel. Ich lege Wert darauf, dass die Leute hier bleiben, weil ich auch hier am Land schwer zu neuen qualifizierten Personen Zugang finde, und es eben auch längere Zeit in Anspruch nimmt, bis sie voll einsetzbar sind. Mit jedem neuen Mitarbeiter wird ja meine eigene Arbeit vorerst nicht gleich weniger, sondern vor allem anfangs eher mehr.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich veranstalte regelmäßige Entspannung gemeinsam mit den Mitarbeitern. So grillen wir eben manchmal abends im Sommer, gehen gemeinsam Tennis oder Golf spielen, oder auch abends noch gemeinsam in ein Gasthaus Bier trinken, anstatt gleich nach Hause zu fahren. Was meine Mitarbeiter auch motiviert, ist die Zufriedenheit der Bauherren bei gelungenen Projekten oder Projektabschnitten.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Die Vielseitigkeit, ich mache im Hochbau viele verschiedene Projekte und habe mich da nicht auf eine Gattung, wie Schulen, Krankenhäuser oder Wohnobjekte spezialisiert. Sicher ist das auch durch meine Lage in Gmünd entstanden. Hier muss ich vielseitig und flexibel sein. Für die Erfüllung der Bedürfnisse der Bauherren konzentriere ich mich immer auf das individuelle Eingehen auf jede Aufgabe und Problemstellung, sowie auf die Entwicklung einer konkreten Lösungsstrategie.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich hätte keine Freizeit, wenn ich das nicht bereits im Vorfeld fix einplanen würde, und Urlaub zu nehmen ist immer problematisch, fast nicht möglich. Wäre es anders würde ich mich aber auch nicht wohl fühlen. Wenn ich nicht zu viel Arbeit habe, wenn Zeit übrig bleibt, dann ist es wirtschaftlich schlecht.
Wie viel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Ich besuche immer wieder Seminare, und habe viele Zertifizierungen gemacht. Die Tagesseminare sind oft oberflächlich, so mache ich lieber Intensivseminare, die über mehrere Wochenenden gehen. Also drei oder vier Wochen insgesamt im Jahr sind das mindestens. Sehr aufwendig war es, Liegenschaftsbewertung zu erlernen, das im Studium nie vorkommt. Als gerichtlicher Sachverständiger habe ich auch einen Bildungspass, und ich muss meine Weiterbildungen immer beim Zentralverband nachweisen. Für die anstehenden Zertifizierungen werden dann diese Bildungspässe ausgelesen. Jetzt habe ich auch den ganzen Brandschutzbereich mit abschließender Zertifizierung gemacht. Diese Zusatzausbildungen enden alle mit entsprechenden Zertifizierungen. Vor allem zum Thema Passivhaus habe ich auch ständige Weiterbildung, weil sich die Thematik immer weiterbewegt, und sich immer neue Aspekte ergeben. Für mich ist das sehr wichtig, denn Gesamtbeurteilungen entstehen auf der Basis dieses breiten Wissens, das sich auch aus den Vorprojekten ergibt. Sicher gibt es dann in den Einzelbereichen immer noch Spezialisten die einzelne Themen noch tiefgründiger abarbeiten können. Durch die Teilnehmerlisten, durch die wir bei Bildungsveranstaltungen immer die persönlichen Daten austauschen, entwickelt sich auch ein Netzwerk an Informanten, und da geben wir dann in der Form des kostenlosen Austauschs bei Detailfragen immer gern gegenseitig Hilfestellungen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte hier in Gmünd weiterhin als erfolgreicher Architekt arbeiten, und noch eine Vielzahl an gelungenen Projekten verwirklichen.
Ihr Lebensmotto?
Ich baue auf Verlässlichkeit, Solidität und Kontinuität und habe dabei Kreativität und Innovation stets im Auge.