Zum Erfolg von Maria Bauernfried
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Als beruflichen Erfolg sehe ich seit 2013 nachhaltig zum Unternehmenserfolg beigetragen zu haben. Als größte Herausforderung in diesem Unternehmen und Ursache meines Erfolges sehe ich den großen Entscheidungsspielraum meines Marketingbereichs, da ich in der Lage bin, ein Produkt von der Idee bis zur Vermarktung, also die gesamte Wertschöpfungskette begleiten und auch beeinflussen zu können. Durch den Produktionsstandort Österreich gelingt uns dies trotz kleinen Teams hervorragend. Immer ein wachsames Auge zu haben, um die Bedürfnisse der Konsumenten zu erkennen zeigt sich als ebenso wichtig für den wirtschaftlichen Erfolg. Der Unternehmensleitspruch: „Geht nicht - gibt`s nicht“, wird bei uns täglich gelebt: Nachhaltiger beruflicher Erfolg zeigt sich in der Markenstärke, d.h. wir haben 2 TOP-Marken im Unternehmen unter den Top-10 und die Marke Kelly´s ist im Jahre 2016 erstmals zur beliebtesten Marke Österreichs geworden.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, weil ich in einem Unternehmen tätig sein, darf, welches zu hundert Prozent meinen Vorstellungen entspricht. Im Rahmen meiner Tätigkeit konnte ich u.a. eine kontinuierliche Steigerung der Brandprofitability für Kelly`s und Soletti erreichen; beide Marken wurden Superbrands - seit 2006 bis heute. Weiters konnte ich an der Steigerung des Bekanntheitsgrades von Kelly`s und Soletti von 94 auf 98 Prozent mitwirken (Kelly`s und Soletti zählen zu den besten Marken Österreichs: Kelly´s Platz 1 und Soletti Platz 4 lt. market Brandstudie 2016). Ebenso wirkte ich wesentlich mit, bei der Einführung von salzigen Innovationen als Alternative zur Bedienung von traditionell süß besetzten Snackanlässen: Erster salziger Adventkalender 2013, erster salziger Osterhase (Kelly`s Rab bits 2014), erstes salziges Halloween-Produkt: Kelly`s Halloween 2015 und Soletti I LOVE Laugenherzen 2015.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ausschlaggebend für den Erfolg sind mehrere Eigenschaften, die man mitbringen muss, beispielsweise Disziplin, Leidenschaft, Neugierde und Mut. Disziplin benötigt man für sich selbst und auch für den Umgang mit Kollegen, um auch gemeinsam Ziele zu verfolgen. Kontinuität gehört ebenfalls dazu, um eine Marke nachhaltig zu platzieren, denn eine Marke ist erst dann eine starke Marke, wenn sie in den Köpfen der Konsumenten über Generationen hinweg, das gleiche Bild erzeugen kann. Leidenschaft und Begeisterungsfähigkeit sind notwendig, wenn Menschen im Marketing tätig sein möchten, denn diese Eigenschaften sind Voraussetzungen um andere Mitmenschen von meiner Idee zu überzeugen und für deren Werte einzustehen. Neugierde ist eine Eigenschaft, die ich von Haus aus mitbringe und die auch notwendig ist, um neue Ideen zu finden, denn manchmal muss man sich sehr tief in die Konsumenten hineindenken, um deren Bedürfnisse zu erkunden. Neugierde hat auch ihre Bedeutung im Sinne der Lernbereitschaft. Man darf also nie aufhören zu lernen. Mut benötigt man um seine Träume zu realisieren. Manchmal muss man Schritte tun, ohne zu wissen, wohin sie führen. Dies Alles ist in diesem Unternehmen im sog. Managementcodex verankert und stellt de facto gelebte Kultur dar.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich bezeichne mich als einen strukturierten Menschen wobei ich nicht der Typ bin, der eine tägliche to do Liste abarbeitet. Selbstverständlich gibt es jedoch einen Jahresplan und Wochenplan, der die unterschiedlichsten Projekte beinhaltet, um den Überblick zu bewahren. Am Wochenbeginn bespreche ich mich mit all meinen Mitarbeitern, entweder individuell oder im Team, je nach Bedarf. Neben den Planungsabläufen gilt es, wenn Problemstellungen anstehen, diese in Angriff zu nehmen und in Lösungen zu gießen.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Tatsache ist, dass sich Frauen mehr für Marketing interessieren, als Männer. Es gibt aber auch Männer, die im Marketing erfolgreich sind. In unserem Unternehmen ist das Geschlecht egal. Was zählt ist die Persönlichkeit und fachliche Kompetenz. Persönlich halte ich sehr viel von einem gemischten Mitarbeiterteam. In meiner bisherigen Karriere hatte ich nie den Eindruck, dass ich benachteiligt werde, weil ich eine Frau bin.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Vorbilder für mein Arbeitsgebiet sind Menschen die ein Unternehmen gegründet und aufgebaut haben und eine Idee realisieren konnten. Der Gründer von Kelly verlautete seinerzeit: „In Amerika gibt es Popcorn, probieren wir es in Österreich“. Somit baute er ein tolles Unternehmen auf. Auch ein schönes Beispiel ist Graf Faber-Castell, welcher mit Inbrunst über Bleistifte philosophierte und die Menschen damit begeistern konnte. Die Auflistung ließe sich beliebig lang fortsetzen. Es gab Vorbilder, die marketingspezifisch für mich interessant waren. Persönliche Vorbilder waren meine Mutter, weil sie immer „am Boden geblieben“ ist und auch mein Chef, Herr Dr. Wolfgang Hötschl, weil ich von ihm im Bereich Marketing das meiste gelernt habe.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Für mich ist die Persönlichkeit noch immer wichtiger als die fachliche Ausbildung. Es nützt nichts, wenn man einen tollen fachlichen Mitarbeiter hat, der nicht zur Unternehmenskultur passt, weil er nicht glücklich wird und als Führungskraft wird man mit ihm auch nicht glücklich. Die Persönlichkeit ist für mich ausschlaggebend, weil man fast alles lernen kann, wenn der Wille vorhanden ist.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Durch Vorbildwirkung! Ich identifiziere mich mit der Aufgabe sowie mit dem Unternehmen. Zum Führungsstil gehört auch Herz dazu, d.h. dem Mitarbeiter Vertrauen entgegenbringen, aber auch umgekehrt d.h. der Mitarbeiter muss auch meiner Person vertrauen. Weiters steht meine Tür für Mitarbeiter immer offen. Wichtig ist mir neben der Zielvereinbarung mit Mitarbeitern, diese auch zu fördern und nach ihren Stärken einzusetzen. Ich achte darauf, dass die Mitarbeiterstruktur gemischt ist, wie es den Menschen geht und pflege einen respektvollen Umgangston.
Wie verhalten Sie sich dem Mitbewerb gegenüber?
Die Konkurrenz belebt den Markt und liefert auch tolle Ideen. Die Mitbewerber fordern uns immer wieder. Die Konsumenten sind in ihren Wünschen sehr vielfältig und diese Vielfältigkeit versuchen wir aus unserem Portfolio zu befriedigen.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Die Stärke des Unternehmens zeigt sich darin, dass wir immer auf den Konsumenten ausgerichtet sind, d.h. wir produzieren dass, was die Kunden benötigen. Kelly ist ein Marketing- und vertriebsgesteuertes Unternehmen und einer unserer Erfolge resultiert aus der Tatsache, dass wir den lösungsorientierten Fokus auf die Bedürfnisse der Kunden richten.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich bin eine Gegnerin der sogenannten Work-Life-Balance-Definition. Ich vertrete die Meinung, wenn man beruflich seine Liebe gefunden hat und seine Stärken ausleben kann und dies mit großer Freude, dann kommt es immer wieder vor, dass berufliche Gedanken auch in der Freizeit von einem Besitz ergreifen. Somit ist es keine Belastung, im Gegenteil, es ist eine harmonische Ergänzung. Es gibt natürlich auch stressige und schwierige Situationen, welche es zu bewältigen gilt. Dazu ist es notwendig im Privatbereich die Kräfte zu finden um im beruflichen Alltag die Herausforderungen zu meistern.
Wie viel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Das lässt sich nicht messen. Tagtäglich erweitert man seinen eigenen Horizont durch verschiedenste Erfahrungen. Im Marketing hat man es mit Menschen zu tun, welche aus den unterschiedlichsten Berufen kommen und somit immer eine Bereicherung darstellen. Um meinen Wissensdurst zu befriedigen, besuche ich zurzeit den Zertifikatslehrgang zum Employer Brand Manager.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Wenn junge Menschen sich mit dem Gedanken beschäftigen, ihre berufliche Karriere im Bereich Marketing zu starten, sollte man sich vorerst mit Grundsätzlichem beschäftigen. Eine solide Ausbildung im Bereich Betriebswirtschaft ist Voraussetzung! Anschließend sollte man den Berufseinstieg wagen und dann im Alltag herausfinden, wo die eigenen Stärken sind. Dann gilt es zu klären wohin man sich entwickeln möchte und vielleicht dem Ganzen mit einem Masterstudium die Krone aufzusetzen. Das Berufsbild des Marketers ist leider viel zu wenig bekannt. Die Leute wissen wirklich nicht, was man hier macht. Viele glauben, dass man sich nur mit Events und TV-Spots beschäftigt. Marketing hat viel mit Zahlen zu tun. Der Wille zur Weiterbildung sollte vorhanden sein, denn ohne Weiterbildung gibt es im Marketing keine Zukunft! Ich besuchte zahlreiche Seminare und wollte immer dazulernen. Es nützt nichts, wenn man mit der besten Ausbildung in das Berufsleben einsteigt, wenn man von unten beginnt. Meiner Ansicht nach hat learning by doing auch Vorteile.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte den unternehmerischen Weg weitergehen und daran arbeiten, dass die Marken so stark bleiben wie sie sind. Es gibt noch spannende Projekte die wir in der Schublade haben. Mein Mitarbeiterteam möchte ich weiter formen und es ist eine schöne Herausforderung, junge Menschen zu entwickeln und zu begleiten. Meine Aufgabe sehe ich darin, in Rahmen meines Fachgebietes weiterhin zum Unternehmenserfolg beizutragen und somit dafür sorgen, dass Kelly weiterhin die Marktführerschaft in Österreich behält und Innovations- und Kommunikationsführer bleibt.
Ihr Lebensmotto?
„In Dir muss brennen, was Du in anderen entzünden möchtest.“ - Aurelius Augustinus