Zum Erfolg von Christoph Thun-Hohenstein
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Beruflich betrachtet verstehe ich darunter eine selbstgewählte Richtung, die Möglichkeit, sich zu bewegen und etwas zum Positiven zu verändern. Dies sehe ich als einen großen Vorteil in meinem Beruf, denn die Herausforderungen wechseln. Routine mag ich gar nicht. Für Erfolg braucht es Qualität, Ambition, Geduld und immer auch ein bisschen Glück.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, es ist mir gelungen, in teilweise sehr unterschiedlichen Konstellationen starke Akzente zu setzen - sei es als Chefjurist im Rahmen der österreichischen EU-Beitrittsverhandlungen oder im Zuge meiner Aktivitäten, österreichisches Kulturgut international bekannter zu machen. Wir haben auch hier das Museum gehörig weiterentwickelt, ohne den bisherigen Pfad völlig zu verlassen. Ich bin ein Mensch, der versucht, aus der Kontinuität heraus visionär zu agieren. Man sollte nicht justament alles anders machen. Häuser haben auch eine Geschichte, es ist viel Gutes in der Vergangenheit geleistet worden, Schwachstellen, die es immer gibt, muss man ausmerzen und zu Stärken transformieren. Wir hatten 2014 unser 150 Jahr-Jubiläum und 2015 eines der in jeder Beziehung erfolgreichsten Jahre des MAK überhaupt. Auf die Gründung der Vienna Biennale als weltweit erster Biennale für Bildende Kunst, Design und Architektur bin ich besonders stolz.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Seit dem Gymnasium interessierte mich die außenpolitische Tätigkeit, aber ich legte immer Wert darauf, ein vielseitiger Mensch zu sein, beruflich interessante Dinge zu machen, verschiedene Aufgaben wahrzunehmen und dabei auch stark in die Tiefe zu gehen. Auch die Tätigkeit an verschiedenen Orten der Welt begeisterte mich, brachte aber auch so manche Enttäuschung. Ich möchte festhalten, dass für mich innere Zufriedenheit wichtig ist. Voraussetzung hierfür sind eine positive Grundeinstellung, das soziale Umfeld, die positive Entwicklung der Kinder und eine problemlose Ehe. Um von einem zufriedenen Lebensweg zu sprechen, müssen noch Jahrzehnte vergehen, denn erst dann kann man ein Resümee ziehen. Ich versuche, Mitmenschen nicht zu verletzen, weise jedoch darauf hin, dass in der Arbeit großer Einsatz erforderlich ist. Ich vertrete eine menschlich hohe soziale Kompetenz, die auch meine Mitarbeiter schätzen. Ebenso schätze ich Handschlagqualität. Bezüglich Kunst habe ich sehr viel von meinen Großeltern mitbekommen, mein Großvater war Komponist und ein umfassend gebildeter Mensch. Auch mein Firmpate ist Kunst-Sammler. Hier wurde die Begeisterung geweckt, und zwar für verschiedene Sparten. Ich interessiere mich auch extrem für Literatur und Musik.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Eine der wichtigsten und erfolgreichsten Entscheidungen war, 1999 nach New York zu gehen, um dort im Kulturbereich eine extrem spannende Aufgabe zu übernehmen. Auch hier im MAK war es eine gute Entscheidung gleich zu Beginn eine breit angelegte Diskussion mit vielen Menschen anzuzetteln, die Ideen zur Diskussion zu stellen, viel Feedback zu sammeln, das wir intern wieder diskutiert haben.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Der Vater meiner Gattin, Botschafter Dr. Heribert Tschofen, hat mich vor allem durch seinen politischen Verstand, seine Genauigkeit und den Willen zur Leistungsbereitschaft geprägt.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Neben der fachlichen Qualifikation sehe ich mir auch an, wie ein Bewerber an eine konkrete Aufgabenstellung herangeht. Ich muss das Gefühl haben, dass hier jemand ist, der sich wirklich für die Materie interessiert und nicht nur einen Job sucht.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Motivation hat einen sehr hohen Stellenwert, da sie ein wesentliches Element ist, um unter großem Zeitdruck arbeiten zu können. Mitarbeiter, die gute Ideen haben und bereit sind, hart zu arbeiten, erhalten von mir auch die entsprechende Anerkennung. In einer Führungsposition muss man Vorbild sein, aber auch delegieren können, sodass Mitarbeiter sich ausreichend motiviert fühlen, auch Eigenverantwortung zu übernehmen.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir sind weltweit das zweitbedeutendste Haus im Bereich „angewandte Kunst“ und befassen uns überdies mit Bildender Kunst und Architektur. Durch unsere laufende Auseinandersetzung mit aktuellen Themenstellungen haben wir zugleich die Kompetenz, eine Art „Lebensmuseum“ zu sein, von dem die Leute Orientierung erwarten können.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Das war speziell während meiner Zeit in New York ein großes Problem, denn durch die räumliche Nähe von Büro und Wohnung verbrachte ich viele Nächte mit Arbeit. Darunter haben das Privatleben, die Familie und Kinder sicherlich ein wenig gelitten. Es war aber eine Extremsituation - es ging ja darum, ein kulturell neues Haus in einer schwierigen Stadt wie New York mit einem zahlenmäßig beschränkten Team erfolgreich zu positionieren. Auch meine Tätigkeit bei departure in Wien war eine Herausforderung, da ich mit einem ebenfalls kleinen Team sehr viel erreichen wollte. Das MAK fordert mich extrem, Freizeit in landläufigem Sinn habe ich kaum, aber die Aufgabe macht mir angesichts ihrer Gestaltungsmöglichkeiten auch große Freude.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Den beschrittenen Weg noch weiter auszubauen und noch viel mehr Leute damit zu erreichen. Aufgrund der Globalisierung ändern sich die Anforderungen. Im Grunde bin ich ein „Weltverbesserer“, der mit großartigen Partnern neue Ideen erarbeitet und diese dann auch unter die Menschen bringen will.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich empfehle allen, nachzudenken und sich kundig zu machen: Wie stelle ich mich für die Welt, die jetzt entsteht, gut auf? Welche Berufe wird es nicht mehr geben? Was bedeutet Robotik, welche neuen Berufe entstehen? Welche Bildung brauche ich, um meinen Weg zu machen. Eines ist sicher: Kreativität wird in allen Bereichen noch mehr gefragt sein!