Zum Erfolg von Thomas Stadlhofer
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Beruflicher Erfolg bedeutet für mich die vorgegebenen Ziele zu erreichen. Abgesehen von den betriebswirtschaftlichen „Zahlen", trägt man auch eine soziale Verantwortung. Weiters gilt es, dafür Sorge zu tragen, dass sich das Unternehmen weiterhin positiv entwickelt und zwar nachhaltig (mittel- und langfristig) und nicht nur für eine kurze Vorstandsperiode.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich sehe mich durchaus als erfolgreich, weil mir jede einzelne Karrierestufe angeboten wurde, ohne, dass ich sie angestrebt hätte. Ich bin der Ansicht, dass Authentizität, Antizipationsfähigkeit, die Fähigkeit sich mit Themen auseinandersetzen zu können und Entscheidungen treffen zu können, welche über die normale Erwartungshaltung hinausgehen, Voraussetzungen sind, um den nächsten Karriereschritt machen zu können.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Meiner Erfahrung nach ist die Authentizität ein wichtiger Faktor für den beruflichen Erfolg.
Es macht zwar Sinn sich situativ anzupassen, aber man muss sich trotzdem selbst treu bleiben. Eine Maske aufzusetzen und eine Rolle zu spielen, führt selten zum Erfolg. Zuhören können, ist ebenfalls ein wesentlicher Parameter für den Erfolg, denn man kann nicht alles wissen, somit gilt es dem Gegenüber bewusst zuzuhören. Ebenso ist es für eine Führungskraft unerlässlich, sich in Themen einzuarbeiten, denn Führung hat immer auch mit Inhalten zu tun und auch mit Verständnis für die Mitarbeiter. Dies kostet viel Zeit, aber es bringt Sicherheit, wenn man die Probleme versteht, welche die Mitarbeiter beschäftigen. Wie bereits angesprochen, sollte man die Antizipationsfähigkeit nicht vernachlässigen, denn man kann nicht alle Themenblöcke gleichzeitig abarbeiten. Es gilt Probleme frühzeitig entgegen zu wirken, bevor sie zu groß werden. Man muss priorisieren.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Vorrang hat Originalität. Logischer Weise muss sich jeder, an sich verändernde Gegebenheiten, anpassen. Dabei sollte man sich aber treu bleiben. Und wieder erwähne ich Authentizität, weil ich oft bemerke, dass Menschen in eine Rolle schlüpfen und „sich selbst verlassen". Dies halte ich für einen großen Fehler, weil es einem selbst nicht guttut und weil es auch der Sache nicht dienlich ist.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Für mich gab es zwei Vorbilder; einerseits meinen Vater, welcher sich vom Arbeiterkind zum Verkaufsleiter einer Fertigteilhausfirma entwickelt hat. Sein Arbeitseinsatz und seine Begeisterung für die Tätigkeit hat mich sehr beeindruckt. Andererseits möchte ich meinen ehemaligen Vorgesetzten bei der Österreichischen Post AG, Herrn Hans Baumann nennen, welcher mir zeigte, dass man durch „aktives Zuhören" und hemdsärmeliges Verhalten, sehr leicht mit Mitarbeitern auf Augenhöhe kommunizieren kann.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Ein spezielles Problem in unserer Branche sehe ich darin, dass sich das „Delta" zwischen Mehrleistung für den Kunden, durch noch bessere Logistik und der Wunsch noch günstigere Preise für die Installateure zu bekommen, immer weiter auseinander trifft. Wir haben im Großhandel ein Überangebot und der Installateur kann jederzeit seine Lieferanten wechseln; das ist das große Thema, welches uns beschäftigt. Der Online-Handel setzt auch uns, wie so viele andere Branchen, sehr unter Druck.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Die richtige Entscheidung zu treffen, ist schwierig; denn bei den Bewerbungsgesprächen bekommt man nur einen kurzen Eindruck der betreffenden Person. Sicherlich gehört auch Glück dazu. Es wäre vermessen zu behaupten, dass es ein allgemein gültiges Rezept für den Recruiting-Prozess gibt. Was zählt, wenn der Mitarbeiter den Eindruck vermittelt, dass er etwas bewegen möchte. Ebenso ist es für den Bewerber sicherlich von Vorteil, wenn er sich über unser Unternehmen bereits im Vorfeld intensiv beschäftigte. Für uns ist es wichtig, dass wir eine Leistungsbereitschaft beim Bewerber spüren; Zeugnisse und Lebensläufe sind nicht das Um und Auf für eine Entscheidungsfindung. Wir gehen davon aus, dass der, oder die Bewerber/in dem Anforderungsprofil entspricht und auch in das bestehende Mitarbeiterteam passt.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich gehe davon aus, dass Führung mit Inhalten zu tun hat. Eine Führungskraft sollte sich intensiv mit den Themen auseinandersetzen, welche die Mitarbeiter beschäftigen. Dadurch kommt man Mitarbeitern näher, was für Führungskräfte unerlässlich ist. Seit geraumer Zeit haben wir hausintern ein App-gestütztes, internes Kommunikationssystem in Betrieb genommen, welches bei 1600 Mitarbeitern einen riesigen Vorteil gegenüber der althergebrachten Kommunikationsschiene bietet und zwar die Geschwindigkeit der Nachrichtenübermittlung. Dieses System steht allen Mitarbeitern, unabhängig der jeweiligen Funktion und Hierarchie zur Verfügung und führt auch zu schnelleren Entscheidungsfindungen.
Wie verhalten Sie sich dem Mitbewerb gegenüber?
In unserer Branche haben wir es mit einem Verdrängungswettbewerb zu tun. Man kennt seine Mitbewerber und wir pflegen einen freundlichen Umgangston. In Österreich sind wir im Großhandel die „Nummer 1" für Sanitär, Heizung und Installationstechnik. Die Division besteht aus den beiden Sanitär- und Installationstechnik-Großhändlern SHT Haustechnik GmbH und Frauenthal Handel GmbH (vormals ÖAG AG), dem Rohrleitungs- und Tiefbauspezialisten Kontinentale sowie dem Dienstleistungsunternehmen Frauenthal Service. Am Markt agieren alle Unternehmen als eigenständige Marken. Auf Grund unserer Marktposition stellen wir de facto ein Ziel für die Mitbewerber dar. Dies ist aber auch gleichzeitig eine Motivation für uns um die zukünftigen Herausforderungen positiv zu bewältigen.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Marktseitig setzt Frauenthal Handel voll auf eine Mehr-Marken-Strategie, um die erfolgreichen Unternehmensmarken SHT, ÖAG und Kontinentale nachhaltig zu stärken. Eine klar abgegrenzte Positionierung mit einer Betonung der jeweiligen Stärken und USP bildet dabei die Basis. Damit wird die Kundenstruktur von Frauenthal Handel ausgeweitet. Quer durch die Division gilt dem Ausbau der Serviceleistungen und der Servicequalität ein besonderes Augenmerk. Als größter Logistiker der Branche in Österreich und drittgrößter im deutschsprachigen Raum erbringt Frauenthal Service eine perfekte Leistung für die Handelsfirmen der Division.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Je höher man die Karriereleiter erklimmt, desto wichtiger wird der Lebenspartner. Seiner-zeit haben meine Frau und ich vereinbart, dass sie sich um die Kinder kümmert und mir somit den Rücken freihält für meine berufliche Tätigkeit. Ohne diese Absprache würde ein harmonisches Familienleben nicht funktionieren. Der Alltag braucht einen verständnis¬vollen Partner, denn eine klare strikte Trennung von Beruf und Privatleben funktioniert nicht immer so einfach. Es passiert manchmal, dass man auch am Wochenende Zeit für den Beruf aufwenden muss. Selbstverständlich nehme ich mir auch die Zeit, welche ich dann sehr bewusst für die Familie verwende.
Wie viel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Es sollte ein permanenter Prozess sein. Die eigene Fortbildung, in Form von Seminarbesuchen, habe ich in den letzten Jahren auf Grund zeitlicher Problematik ein wenig in den Hintergrund gestellt. Das Unternehmen zu unterstützen, sehe ich in meiner Funktion als oberste Priorität. Sehr gerne würde ich ein Seminar oder Vortrag zu neuen Themen besuchen, leider hat der Tag aber nur 24 Stunden!
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Wir machten bisher die besten Erfahrungen damit, dass wir unseren Nachwuchs selbst ausbilden. Somit setzen wir sehr stark auf die Lehrlingsoffensive, denn die Vergangenheit zeigt, dass es sehr schwierig ist, gute Mitarbeiter zu bekommen. Wir können auf Beispiele verweisen, wo Lehrlinge es bis ganz nach oben geschafft haben. Selbstverständlich bieten wir den Lehrlingen für ihren weiteren Werdegang die dementsprechenden Weiterbildungs¬möglichkeiten an. Lehrlinge benötigen wir u.a. in den Bereichen Logistik und Großhandel. Auch Absolventen der HTL-Pinkafeld, welche die Fachrichtung „Haustechnik" besucht haben, werden von uns kontaktiert. Die Zukunft unserer Branche wird sich sicherlich verändern, denn es gibt einerseits die Industrie als Hersteller und andererseits den Installateur, welcher die Ware dem Kunden verkauft. Wir befinden uns als Großhändler in der Mitte. Den Großhändler könnte man eigentlich ausschalten, wenn die Industrie direkt zum Installateur kommt, dies wird aber nicht vorkommen, weil wir mit unserer logistischen Kompetenz und in der Bündelung von Bestellungen eine Daseinsberechtigung haben, welche gar nicht anders machbar wäre. Auch in Zukunft werden wir uns in einem starken Preiskampf befinden, speziell im Armaturensortiment und im Bereich Keramik werden wir mit neuen innovativen Serviceleistungen auf den Markt kommen, welche einen wichtigen Bestandteil unserer Daseinsberechtigung darstellt.