Zum Erfolg von Peter Lazar
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Der Duden beschreibt Erfolg als ein positives Ergebnis eines oder vieler Bemühungen. Zum persönlichen Erfolg gehörten für mich die sogenannten „3 W“, also wann, wie und wo. An dieser Philosophie orientierte ich mich, bis Corona unser Handeln bestimmte. Nach dem 15. März 2020 musste ich den Begriff „persönlicher Erfolg“ großteils neu definieren, denn das „wie“ stand eindeutig im Vordergrund. Für mich war es wichtig in Corona-Zeiten keine Mitarbeiter zu verlieren. Das ist nun für mich beruflicher und persönlicher Erfolg
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, weil ich immer mit Herz bei der Arbeit bin. Überheblichkeit hat im täglichen Handeln keinen Platz. Auch persönliches Gefühl hat seinen Stellenwert, denn ich predige Mitarbeitern immer wieder, Aufgaben mit Herz und Hirn wahrzunehmen. Inzwischen behaupte ich, dass es neben Herz und Hirn, noch zwei weitere wesentliche Faktoren gibt, nämlich Hand und Hintern. Unter „Hand“ verstehe ich, Dinge auch selbst in die Hand zu nehmen und nicht nur zu delegieren. Es gibt den Mitarbeitern ein gutes Gefühl, wenn man nicht nur zuschaut und Anweisungen erteilt, sondern selbst Hand anlegt. Und mit „Hintern“ meine ich, Entscheidungen nicht übereilt zu fällen, sondern auch bereit ist, manchmal diese auszusitzen. Es kann oft der richtige Schritt sein, keinen Schritt zu tun. Als Führungskraft sollte man immer ein gutes Vorbild abgeben. Wie könnte man von einem Vertriebsmitarbeiter verlangen, seinen Umsatz zu steigern, wenn man selbst nichts dazu beiträgt.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich bin der Ansicht, dass es eines gewissen Weitblickes und visionären Denkens bedarf, um eine Idee zu realisieren. Das Wollen muss vorhanden sein; dieses Wollen ist eine Willensbekundung, denn nur dann kann eine Idee realisiert werden und diese sollte auch Freude bereiten. Als ich im Alter von 22 Jahren ins Berufsleben startete, hatte ich nicht die Vision, dass ich eine Vorstandsfunktion ausüben werde. Es stellt sich für einen jungen Menschen die Frage, was kann ich mit meiner vorhandenen Persönlichkeitsstruktur erreichen. Ausschlaggebend für den Erfolg ist auch, zu wissen, wohin die Straße führt, auch wenn es die eigene Entscheidung bleibt, links oder rechts zu gehen, oder einen Kreis zu umfahren, um einem Hindernis auszuweichen. Leistung ist ein wesentlicher Faktor für den Erfolg; Leistung ist konsequentes Arbeiten und zeigt sich in allen Bereichen wie Berufs- u. Privatleben und auch in den sportlichen Aktivitäten. Für eine erfolgreiche Führungskraft zählt auch, das richtige Mitarbeiterteam zu haben, denn Mitarbeiter tragen durch ihre Leistung zum unternehmerischen Erfolg bei.
Wie begegnen Sie den Herausforderungen des beruflichen Alltags? Im heurigen Frühjahr gab es Phasen, welche mich auch in den Nachstunden noch sehr beschäftigten. Zu meinen Tätigkeiten gehört auch, sich mit unvorhergesehenen Situationen auseinanderzusetzen. Vorerst habe ich in dieser Zeit nur den wirtschaftlichen Erfolg gesehen, weil noch sehr viele Aktivitäten auf dem Programm standen. Inzwischen hat sich Vieles verändert und geändert. Zum Beispiel habe ich das soziale Umfeld mehr als in der Vergangenheit in meinem Blickwinkel aufgenommen. Die Erfahrungen, welche ich dabei machte, zeigten mir auf, dass speziell bei außergewöhnlichen Ereignissen das soziale Umfeld einen sehr großen Stellenwert hat. Diese Bewusstseinsbildung trägt auch zum Erfolg bei.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Auf Grund meiner Erfahrung behaupte ich, dass beide ihren Stellenwert haben. Ein Beispiel dazu: Eine Entscheidung kann mathematisch richtig, aber empathisch betrachtet vollkommen falsch sein. Somit gilt es einen Kompromiss zu finden, welcher nicht zu dem Verlust des Einen oder Anderen führt, sondern den bestmöglichen Konsens in den Vordergrund stellt. Imitation bedeutet, dass ich etwas nicht neu erfinden muss, wenn es gut funktioniert, kann ich es nur schätzen. Originalität zeigt sich darin, dass wir nicht alle im gleichen Strom nach gleichem Muster schwimmen. Unsere Originalität zeigt sich auch in unserem Geschäftsmodell, das auf unserer Website sehr gut dargestellt ist.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Tatsache ist, dass wir „Immobilienmenschen“ von der Politik als Problemlöser betrachtet werden. Leider glauben die Politiker, dass das Wohnen ein Grundrecht ist, obwohl es ein Grundbedürfnis darstellt. Eine schön renovierte Innenstadt wird es nicht geben, wenn der Eigentümer keine Investitionen tätigt. Dafür muss man auch Miete verlangen dürfen, welche aber stark reglementiert ist. Wir wollen eine schöne Innenstadt, aber zahlen dafür wollen wir nicht. Wenn wir sagen, dass Wohnen ein Grundrecht ist, dann soll die Politik aus meiner Sicht, die Parameter und die nötigen Voraussetzungen dafür schaffen. Somit würden wir uns in einem stark reglementierten Umfeld bewegen. Viele Mitmenschen sind der Ansicht, dass die Immobilienbranche mit Reichtum verbunden ist. Die Margen, die es einmal gab, gibt es nicht mehr.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Eine sehr große Rolle, denn wie bereits angesprochen, ohne qualifizierte engagierte Mitarbeiter würde es keinen Erfolg geben. Ich lege großen Wert auf gutes Betriebsklima und Mitarbeiter, die hohe soziale Kompetenz mitbringen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Mein Ansatz lautet, dass ich keine Mitarbeiter motivieren kann. Meine Aufgabe ist es, dass die Mitarbeiter nicht demoviert werden. Motivation ist ein intrinsischer Faktor. Bei einer Mitarbeiterbesprechung nur „auszuteilen“ ist keine Alternative zu der Aufgabe 52 Wochen im Jahr als Vorbild zu dienen. Das Geben und Nehmen hat Priorität und funktioniert nur dann, wenn Vertrauen vorhanden ist. Dazu bedarf es offener Kommunikation, die Vertrauen erst ermöglicht. Weiters gilt es Mitarbeitern den nötigen Freiraum zu geben, um Fähigkeiten ausleben zu können. Zum Thema Mitarbeiterführung gehört auch der richtige Umgang mit der Thematik der „gelebten Fehlerkultur“. Kreative Initiativen der Mitarbeiter, wird es nur geben, wenn man als Führungskraft Fehler erlaubt. Der Führungs¬per¬sön¬lich¬keit obliegt es die Unternehmenskultur zu gestalten.
Wie verhalten Sie sich dem Mitbewerb gegenüber?
Wir kennen unsere direkten Mitbewerber und pflegen einen respektvollen Umgang.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Die ViennaEstate Immobilien AG wurde 2008 gegründet und verfügt gruppenweit mit über 50 Mitarbeiter(innen) über rund EUR 950 Mio. an Assets under Management. Das Unternehmen ist als Immobilieninvestor und Immobilien-Asset Manager tätig. Das ganzheitliche Geschäftsmodell umfasst alle Aktivitäten des Immobilienmanagements, vom Investment über die Entwicklung und den Handel bis hin zur Strukturierung, Finanzierung und laufenden Bewirtschaftung. In unseren Töchterunternehmungen liegt die Führung fest in Frauenhand und dies zeigt, dass das Geschlecht in unserer Branche keine Rolle spielt, sondern die Kompetenz eindeutig im Vordergrund steht.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Es gibt den Wunsch der Familie und dann gibt es die Realität. Meine Frau würde sich wünschen, dass ich am Wochenende wirklich zu Hause bin. Ich denke, Sie verstehen was ich meine. Dies habe ich speziell in jungen Jahren zu selten geschafft. Ich war mit 27 Jahren einer der jüngsten Prokuristen der CA und hatte die Chance bekommen, mich beruflich weiter zu entwickeln. Ich habe an Wochenenden Bücher geschrieben und bin vom damaligen Arbeitgeber auch gefördert worden. Somit war es mir unmöglich Beruf und Privatleben zu trennen. Ich behaupte: Der den Beruf lebt, muss auch lernen mit voranschreitendem Alter sein Augenmerk auf den nötigen privaten Freiraum zu richten; und dieser Freiraum „macht auch den Kopf frei“. Die sozialen- und psychosozialen Faktoren, also berufliche, persönliche Bedürfnisse, sowie Familien und Spiritualität sollten im Einklang stehen. Dies wäre der Idealzustand. Trotz der beruflichen Herausforderungen pflege ich seit 33 Jahren ein harmonisches Familienleben mit meiner Ehefrau und schätze mich glücklich einen 28-jährigen Sohn zu haben.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Als ältere Generation haben wir die Aufgabe, den Jugendlichen ein Bild zu vermitteln. Dazu gehört auch, die Eigenschaften des jungen Menschen, die Kreativität und den Blick nach vorne zu richten, zu fördern und eine Vision zu vermitteln. Von einem 16-jährigen Jugendlichen kann man nicht erwarten, zu wissen was er zukünftig in Angriff nehmen möchte. Diese Vision in eine Struktur zu verwandeln, erachte ich als wesentlich um die Persönlichkeitsbildung weiter zu entwickeln. Hätte ich keinen Sohn, dann hätte ich diese Überlegungen nicht verstanden. Diese Überlegungen führten unter anderem dazu, dass ich in den vergangen Jobs wieder die „Banklehre“ aktiviert habe, um jungen Menschen, die nicht in die akademische Laufbahn wollen, oder können, eine Chance zu geben. Ich bin davon überzeugt, dass die Lehre Zukunft hat und wir haben in unserer Hausverwaltung den Lehrberuf des Hausverwalters wieder aktiviert. Absolventen eines Studiums müssen erst lernen mit dem täglichen Berufsleben umzugehen, wobei ich bei den Vorstellungsgesprächen so manchen jungen Bewerber vermitteln muss, dass zuerst das Geben im Vordergrund steht und dann erst das Nehmen kommt. Für mich sind die Softskills ein wesentlicher Entscheidungsfaktor, ob der oder die Bewerber(in) in unser bestehendes Mitarbeiterteam passt, oder nicht. Meine erste Frage ist stets: „Warum sind sie hier?“ und „Was möchten sie in ihrem Leben machen?“. Weiters frage ich, was sie nicht können, denn die Antwort dazu ist relativ schwierig und ich möchte wissen, ob er oder sie, sich mit dieser Thematik auseinandergesetzt hat. Ich rate der jüngeren Generation, konsequent ihr Ziel zu verfolgen und den „Biss“ zu forcieren, um besser zu sein, als die Anderen. Arbeitet nicht mit emotionalen Tricks, sondern schaut stets nach vorne! Abschließend möchte ich festhalten: Unabhängig vom Beruf ist Erfolg die Summe aus Einstellung und Willen. Wichtig dabei ist, auch Befriedigung aus der Tätigkeit zu beziehen. Der materielle Erfolg sollte in den ersten Jahren nicht die Priorität darstellen. Ich rate davon ab, seinen Berufsweg nach materiellen Chancen zu wählen. Was zählt ist die Leidenschaft, die in einem brennt. Denn Leidenschaft ist nicht aufzuhalten. Auch wenn der Weg einmal schmerzhaft ist, gilt es weiterzumachen. Ich bin sicherlich neunmal hingefallen, aber zehnmal aufgestanden