Zum Erfolg von Tina Schrettner
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich eine Tätigkeit auszuüben, die mir Freude und Spaß bereitet und bei der ich gemeinsam mit meinem Team etwas gestalten und bewegen kann. Dann zu sehen, was dabei herausgekommen ist, wie sich Projekte, meine Mitarbeiter:innen und die Unternehmenswerte weiterentwickeln, ist für mich auch ein wichtiger Erfolgsaspekt.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Nachdem ich die oben erwähnten Punkte als erfüllt sehe, ja. Erfolg lässt sich aber nicht reduzieren auf den Beruf. Meiner Ansicht nach muss man mit sich selbst im Reinen sein. Ein stabiles privates Umfeld hilft, stressige berufliche Phasen gut zu meistern. Die Freude am Gestalten und das Wissen etwas bewegen zu können, ist für mich ein wichtiger Aspekt des Erfolgs.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich habe meine Karriere nicht geplant, sehr wohl aber war und bin ich immer zielstrebig und weiß, was ich will und was ich kann. Beruflich geprägt haben mich sicherlich meine Vorgesetzten, die auch stets meine Mentor:innen waren und mich gefördert und gefordert haben. Oftmals hilft es natürlich auch, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, Chancen zu ergreifen und sich aus der Komfortzone hinauszuwagen. Von Kindheitstagen an hat mich außerdem der Leitsatz „Zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen“ begleitet – und tut es immer noch. Als Führungskraft steht man unter ständiger Beobachtung und muss sich seines Handelns immer sehr bewusst sein. Meiner Erfahrung nach ist ein kooperativer Führungsstil der Sicherheit gibt, in Kombination mit dem Anspruch jemanden auch aus dessen Komfortzone herauszuholen ein gutes Mittel, um die vereinbarten Ziele zu erreichen. Diese Ziele müssen klar definiert sein, jedes Teammitglied muss wissen, wohin die Reise geht.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich versuche jeden Tag strukturiert anzugehen und mir klare Prioritäten für jeden Tag zu setzen, was manchmal besser, manchmal weniger gut gelingt. Herausforderungen versuche ich so gut wie möglich lösungsorientiert zu begegnen. Ich denke, da kommt mir auch schon eine 25-jährige Berufserfahrung zugute und vieles habe ich im Laufe der Jahre schon in ähnlicher Form gelöst, das gibt Sicherheit. Gerade die letzten Jahre waren allerdings dahingehend eine ganz andere Erfahrung, da wir als gesamtes Managementteam mit Situationen konfrontiert waren, denen wir alle noch nie zu vor begegnet sind. Aber auch daraus konnte ich viel mitnehmen und dazulernen.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Ich hatte in meiner gesamten beruflichen Laufbahn das Glück, in einem sehr „genderneutralen“ Umfeld zu arbeiten. Schwieriger macht die Situation natürlich die Phase, wenn man eine Familie gründet, denn Beruf und Familie/Haushalt und Kinder erwarten einen hundertprozentigen Einsatz und das kann nicht gelingen. Aus meiner Sicht helfen dabei nur beinharte Selbstdisziplin und eine umfassende Organisation des Tagesablaufes. In meinem Fall waren es außerdem auch mein Mann und meine Mutter, die mich sehr viel unterstützt haben. Mittlerweile befinden sich meine zwei Kinder im Teenageralter. Wobei ich es als „selbstverständlich“ ansehe, dass sich der Partner in der Kinderbetreuung und im Haushalt einbringt, wenn beide Vollzeit beruflich engagiert sind. Das muss klar ausgesprochen und vereinbart sein und war für uns als Familie immer normal.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Imitieren ist für mich nicht das richtige Wort – aus meiner Erfahrung ist es so: Verhaltensmuster beobachten, für sich passend adaptieren, das bedeutet lernen.
Auf meinen beruflichen Reisen bin ich immer wieder Personen begegnet, die für mich in dem einen oder anderen Aspekt „Role Models“ waren. Ich finde, das Erfolgsrezept ist, sich Dinge anzuschauen und diese dann aber auf die eigene Person authentisch zu adaptieren.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Nichts ist unlösbar, es gibt für alles einen Weg. Manchmal geht es schneller, manchmal dauert es eben auch etwas länger. Aber wenn man dann am Ziel ist, bzw. eine Herausforderung gelöst hat, ist es immer ein tolles Gefühl.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Für mich ist wichtig, dass das Team in der Zusammenstellung gut harmoniert. Heterogene Teams funktionieren bekanntlich besser als sehr homogene und darauf achte ich. Prinzipiell denke ich, dass ich ein gutes Gefühl dafür habe, ob jemand zu uns passt und höre dabei sehr stark auf mein Bauchgefühl. Heute hat sich auch vieles verändert und die Arbeitnehmer:innen artikulieren ihre Vorstellungen anders und klarer. New Work ist mehr als nur ein Schlagwort und jedes Unternehmen muss sich mit den neuen Rahmenbedingungen auseinandersetzen und ein entsprechendes Arbeitsumfeld schaffen, da führt kein Weg daran vorbei.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Wichtig ist, den Sinn hinter dem, was man tut zu vermitteln. Mit Offenheit und Transparenz gilt es, den Mitarbeiter:innen die Zielsetzungen und auch die Wege zum Ziel aufzuzeigen. Zeitnahe und klare Entscheidungen zu treffen, damit Projekte weiter vorangetrieben werden können, denke ich, ist auch ein wichtiger Motivator. Ich versuche fördernd zu führen, viel zu kommunizieren aber auch zu fordern und mein Team aus der Komfortzone zu locken. Nur so findet Entwicklung statt, und das motiviert.
Wie verhalten Sie sich dem Mitbewerb gegenüber?
In den letzten Jahren hat sich in unserer Branche sehr viel getan und Brot und Gebäck hat wieder den Stellenwert bekommen, den es verdient hat. Jeder Marktteilnehmer setzt hier unterschiedliche Schwerpunkte und liefert ein vielfältiges Angebot, das alle Zielgruppen abdeckt.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Ankerbrot versorgt die Wienerinnen und Wiener seit über 130 Jahren mit frischem Brot und Gebäck. Wir stehen für Sicherheit, Vertrauen und Verlässlichkeit. Unsere Filialen sind Wohlfühlorte im Grätzel, wo man gerne auf einen Kaffee vorbeikommt und sich gut fühlt, dafür sorgen unsere Mitarbeiter:innen, die viele unserer Stammkunden schon viele Jahre persönlich kennen. Aber auch für den Lebensmittelhandel und die Gastronomie sind wir seit Jahrzehnten ein beständiger Partner auf Augenhöhe.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich finde das Wort „Work-Life-Balance“ ganz furchtbar und auch nicht mehr zeitgemäß. Für mich ist meine Arbeit ein ganz wichtiger Teil meines Lebens, und es macht mir einfach jeden Tag Spaß meine Ideen und Projekte voranzutreiben. Dennoch ist es wichtig, auch Zeit zum Abschalten zu finden, was mir nicht immer leichtfällt. Was mir dabei hilft sind: Sport, Austausch mit Freunden, Reisen und gutes Essen und natürlich meine Familie.
Wie viel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Persönliche Weiterbildung sehe ich als permanenten Prozess. Primär erfolgt die Wissenserweiterung durch Studium von Fachzeitschriften. Wichtig ist mir auch der Austausch mit Branchenkolleg:innen, Themenführer:innen etc.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Im Marketing gibt es kein Richtig oder Falsch – was zählt ist der eigene Weg, seine eigene Meinung zu bilden und diese mit Begeisterung zu vertreten. Das Ziel mit Engagement und Freude zu verfolgen ist eine Voraussetzung, um erfolgreich zu sein. Marketing wird in Zukunft immer „IT-lastiger“, d.h. digitale Kommunikationskanäle mit allen Insights daraus werden immer wichtiger und es ist als Marketeer notwendig, sich mit diesem Bereich verstärkt auseinanderzusetzen. Unser neuer Standort in Lichtenwörth, wo wir die modernste Bäckerei Österreichs im Herbst 2023 eröffnen, wird uns als Unternehmen auch ganz neue Möglichkeiten hinsichtlich Produktentwicklungen und Innovationen, neuen Märkten und Kooperationen bieten – das ist natürlich für uns als Marketingabteilung und Kommunikationsexpert:innen extrem spannend.