Zur Karriere von Günter Povaly
Was waren die wesentlichen Stationen Ihrer Karriere? Nach dem Krieg ging ich bis 1947 in Oberösterreich in die Hauptschule. Mir wurde empfohlen, Optiker oder Zahntechniker zu werden, was ich jedoch nicht wollte. Ich wollte Lehrer werden, wurde in Graz an der Lehrerbildungsanstalt wegen Platzmangels abgewiesen, und deshalb maturierte ich 1958 an der Lehrerbildungsanstalt Strebersdorf. Danach studierte ich am Schillerplatz Kunst- und Werkerziehung, anschließend Geschichte an der Universität Wien (bis 1964) und legte die Lehramtsprüfung sowohl in Kunst- und Werkerziehung als auch später in Geschichte ab. Damals war ich schon Erzieher am Theresianum, wo ich auch noch ein Jahr als Lehrer tätig war. Bis 1981 unterrichtete ich Pädagogik in der Hegelgasse, dann in der AHS Singrienergasse und machte noch an verschiedenen anderen Schulen Überstunden. Mitte der 70er Jahre lehrte ich an der Akademie Methodik und Didaktik für bildnerische Erziehung. Seit 1981 leitete ich an der Kunstschule einen Portraitkurs. 1990 kam ich als Feuerwehr an die Wiener Kunstschule, um den Aufstand der Schüler und Lehrer im Hause niederzuschlagen. Im Herbst 1990 wurde ich hier Direktor, und mir gelang es, durch Verhandlungen die Wogen wieder zu glätten. Entlassene Lehrer wurden teilweise wieder eingestellt, ich mußte alles reorganisieren und neue Lehrer suchen. Damals zogen wir uns nach Ungarn in Klausur zurück, wo wir die gesamte Organisation, die Statuten und den Lehrplan komplett neu erstellten. Den Lehrplan, rund 150 Seiten, mußten wir unter enormem Zeitdruck in drei Monaten rund um die Uhr erstellen, da uns aufgrund einer Intervention des Volksanwalts der Entzug des Öffentlichkeitsrechts drohte. Nur durch viele Interventionen war es mir möglich, den ministeriellen Brinnen-Brief solange hinauszuzögern, bis wir diese Arbeit erledigt hatten. Anschließend stimmte ich die interne Organisation darauf ab, konnte die drei Millionen Schulden abtragen und eine Aufstockung des Hauses sowie eine Dauersubvention ausverhandeln. Die KVH bietet derzeit in sechs Abteilungen ein reichhaltiges Kursangebot zu Malerei, Grafik, Fotografie, Keramik, Plastik, Kunsthandwerk, Kunstgewerbe, Design bis hin zu Musik, Tanz und Theater und entspricht auch aktuellen Tendenzen künstlerischen Schaffens mit Kursen, die durch Interdisziplinarität und Verwendung neuer Medien gekennzeichnet sind. Kunst ist der wesentlichste Ausdruck der kulturellen Entwicklung des Menschen. Kunst bedingt die Wahrnehmung der Wirklichkeit, also des menschlichen Daseins und seiner Rahmenbedingungen, die Reflexion dieser Wahrnehmung und deren Umsetzung in künstlerischen Projekten. Kunst will sich ständig weiterentwickeln, wach, offen und subjektiv sein, somit ist sie Utopie, denn sie verweist immer schon auf etwas Zukünftiges, indem sie sich auf Vergangenes und Gegenwärtiges bezieht. Grenzen zu überschreiten, neue Räume zu öffnen, Geschwindigkeiten zu überwinden und die Zeit zu relativieren, bedeutet, mögliche Wirklichkeiten in wirkliche Möglichkeiten zu verwandeln. Der Raum für künstlerische Produktion, die rückhaltlose Akzeptanz der Ergebnisse und die freie Diskussion darüber hängen in diesem Sinn mit der Entwicklung einer demokratischen und offenen Gesellschaft zusammen. Diesem Ideal fühlen sich die KVH und die in ihr Tätigen verpflichtet. Parallel zu meiner Tätigkeit als Lehrer begann meine künstlerische Karriere 1966 mit meinem Diplom bei Pauser, da ich immer schon gemalt und gezeichnet hatte. Meine erste wesentliche Ausstellung war 1972 in der Galerie im Stock, und seither mache ich ständig ein bis zwei Ausstellungen im Jahr im In- und Ausland. Der Schwerpunkt meiner künstlerischen Tätigkeit liegt im Zeichnen und in Aquarellen. Letztlich muß man für meinen Beruf auch als Künstler und nicht nur als Schulbürokrat qualifiziert sein.