Zum Erfolg von Alois Anderle
Was ist für Sie Erfolg? Mir wurde das Handwerk und der Betrieb in die Wiege gelegt. Schon mit vier Jahren bediente ich im Laden die Kunden. Unser Erfolg basiert darauf, daß wir ein alter Traditionsbetrieb sind.
Sehen Sie sich selbst als erfolgreich?
Ich bin zufrieden und glücklich - wenn das Erfolg ist, bin ich erfolgreich.
Wobei haben Sie erfolgreich entschieden?
Dabei bin ich generationsmäßig etwas durch den Rost gefallen. Ich war immer nur Angestellter im Betrieb meines Vaters, der bis zu seinem Tod alle Entscheidungen traf. Heute überlasse ich die meisten Entscheidungen schon meinem Sohn.
Wie sieht Sie Ihr Umfeld - als erfolgreich?
Ja, wenn man heute ein Geschäft hat, wird man schon automatisch auch als reich angesehen - bei vielen Professionisten zahlt man dann schon zehn Prozent mehr.Was ist für Ihren Erfolg ausschlaggebend? Um einen solchen Traditionsbetrieb zu führen, muß man ständig der Tradition gerecht werden - das ist eine große Hypothek. Wichtig sind Ehrlichkeit und Anständigkeit - das war auch schon das Motto meines Vaters, der auch nicht nur nach persönlichen Vorteilen suchte. Wir haben zu Kunden, egal aus welcher Schicht sie kommen, ein gutes Verhältnis. Um Kunden zu bekommen geben wir z.B. auch keine Provisionen an Ärzte, sondern wir bekommen unsere Kunden, weil wir sie bestens beraten - so schicken uns Ärzte auch so ihre Patienten und die Mundpropaganda macht ihr übriges. Zum Erfolg gehört auch 50 Prozent Glück - so stellte ich z.B. vor 15 Jahren eine Angestellte als Aushilfe für ein Monat ein und daraus entwickelte sich dann eine zehnjährige Zusammenarbeit.Haben Sie diese Tätigkeit angestrebt? Ich hätte mich für Naturwissenschaften und Zeichnen interessiert, gern die Schule weitergemacht, aber mein Vater wollte mich im Betrieb - ich habe mich aber auch nicht sehr dagegen gewehrt.
Welche Rolle spielen Familie und Mitarbeiter?
Wir sind fast ein Familienbetrieb mit drei Angestellten, die aber auch schon sehr lange bei uns sind.
Nach welchen Kriterien stellen Sie Mitarbeiter ein und wie motivieren Sie diese?
Es ergab sich alles immer ganz problemlos, ich suche Leute nicht nach speziellen Kriterien aus. Meine Mitarbeiter lasse ich selbständig arbeiten und, obwohl weder mein Vater noch mein Sohn davon überzeugt waren, daß das der richtige Weg ist, bin ich immer gut damit gefahren.
Kennen Sie Niederlagen?
In meinem Leben gab es keine Höhen und daher auch keine Niederlagen.Woher schöpfen Sie Ihre Kraft? Mein Vater war sehr - fast schon übertrieben - gläubig, ein eher kontaktarmer Mensch - der aber in der Leostube, einem literarischen Zirkel, einige wirklich gute Freunde gefunden hatte. In Gesprächen mit diesen Menschen finde ich Kraft.
Ihre Ziele?
Mein Ziel zu erreichen war mir nicht möglich. Ich interessierte mich für Naturforschung, Archäologie, etc. und hätte mich gern Expeditionen im Ausland angeschlossen. Dazu kam es leider nie, aus Österreich kam ich kaum heraus, meine erste größere Reise, meinen ersten Flug unternahm ich erst vor zwei Jahren. Vielleicht kann ich das in der Pension nachholen.
Haben Sie Anerkennung erfahren?
Nicht viel.
Ihr Lebensmotto?
Familie, Kinder und Enkel.
Haben Sie Vorbilder?
In gewisser Hinsicht meinen Vater, auch wenn wir in vielem nicht derselben Meinung waren. In den letzten zehn Jahren prägte der aufgeschlossene Pfarrer von Eichgraben mein Leben - besonders in meiner religiösen Einstellung.
Anmerkung zum Erfolg?
Als Unternehmer muß man gewissen Klischees (Reichtum, Status, etc.) nachkommen, sonst wird man von der Gesellschaft nicht anerkannt. Wer diesen Klischees nicht entspricht, gilt als Außenseiter.
Ein Ratschlag zum Erfolg?
Da halte ich es mit Marie von Ebner-Eschenbach: Der beste Ratschlag ist, Ratschläge nicht zu befolgen! - Erfolgsrezepte gibt es nicht.