Zum Erfolg von Adolf O. Frohner
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist immer subjektiv. Für mich hat er nichts mit der Haben-Seite des Kontos zu tun, sondern damit, mein Leben nach meinen Idealvorstellungen zu führen. Ich habe mein Brot nicht im biblischen Sinn, also im Schweiße meines Angesichts, verdient, sondern konnte mir das Paradies erhalten. Im Grunde genommen mußte ich meine kindliche Einstellung (Maler werden zu wollen) niemals ändern, sondern habe es genau damit zu etwas gebracht. Es macht mir auch Freude, daß man meinen Namen heute kennt.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja. Ich sehe mich als erfolgreich, wenn ich meinen Stellenwert innerhalb der österreichischen Künstlerszene ansehe. Von rund 7.000 bildenden Künstlern in Österreich leben 1.000 halbwegs von ihrer Tätigkeit, 300 gut und 120 sehr gut; der Rest besteht aus nicht minder wichtigen Künstlern – die Pyramiden konnten nur so hoch werden, weil sie auf einer breiten Basis stehen. Ich sehe mich nicht im Gegensatz zu diesen Menschen als erfolgreich, sondern aus dem Grund, daß ich es geschafft habe, sehr gut zu leben, ohne einen einzigen Abstrich machen zu müssen.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich wollte immer Maler werden, obwohl dieser Beruf auf der untersten sozialen Stufe stand – man sagte mir voraus, daß ich als Sandler unter der Brücke enden würde. Ich war mir bewußt, daß ich aber lieber an meinem Ideal scheitern wollte, als den kläglichen Versuch zu unternehmen, beispielsweise als Buchhalter tätig zu sein. Ich habe mein Leben lang versucht, meine Malerei nicht zu korrumpieren; ich wollte sauber und kompromißlos so sein können wie ich bin und starke Kunst machen, die Zeit sichtbar macht – hätte also niemals für Auftraggeber Blumen oder Enkelkinder gezeichnet; mein Geld verdiente ich zunächst lieber auf andere Art und Weise. Ich wollte durchaus viel Geld verdienen, um viel Zeit für die Malerei zu haben, von der ich besessen war und bin, ich führte kein „Künstlerleben“, wie man es sich vorstellt. Ich habe als „Widerständler“ und Unangepaßter immer das gemacht, was jedem Trend spottete, bin immer meinen Weg gegangen und authentisch geblieben.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Die wirklichen Probleme tauchen für mich tatsächlich in der Malerei auf. Diesen begegne ich durch Verwerfen und Neubeginn. Ich betrachte meine Tätigkeit als Sisyphusarbeit, als immer wieder lustvolles Hinaufrollen des Steines, von dem ich weiß, daß er ohnehin wieder herunterrollen wird. Dieses Problem muß ich nicht lösen, um trotzdem zu befriedigenden Ergebnissen kommen zu können. Ich male nicht an einem Bild, um etwas zu erledigen, sondern immer an fünf oder sechs verschiedenen. Bevor ich ein Bild verwerfe, fotografiere ich es, weil es im Nachhinein und solcherarts durch einen Filter betrachtet oft gar nicht so schlecht erscheint – wenngleich ich es dann natürlich nicht mehr retten kann, erlaubt mir diese Gewohnheit, mich wieder zurückzutasten. Überhaupt habe ich die Angewohnheit, Bilder zu übermalen, solange sie noch in meinem Besitz sind; es kommt sogar vor, daß ich Bilder von Galerien zurückfordere, weil sie mir in dieser Form nicht mehr gefallen, und sie dann übermale, bis sie mit dem Ausgangsbild nichts mehr zu tun haben. Ein Bild ist für mich quasi nie fertig, bleibt immer unvollendet – bis es nichts mehr hinzuzufügen gibt. Dieses Problem hält mich am (künstlerischen) Leben: wer kein Problem mehr hat, hat ja irgendwie auch kein Leben mehr.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich habe für meine Studenten den Rat, nicht erfolgreich, sondern identisch zu werden mit dem, was sie sind; jenen Bereich zu entdecken, in dem sie ihren Fingerabdruck hinterlassen können. Erfolg hängt von so vielen Faktoren ab – Zeit, Wirtschaftslage, Glück; die Gene sind entschlüsselt, aber es gibt diesen einen Bereich in jedem Menschen, der ihm selbst gehört. Ihn zu finden, also zu machen, was man ist, macht einen Menschen glücklich, wenn auch nicht unbedingt erfolgreich im klassischen Sinn. Wie Kunst zu bewerkstelligen ist, kann ich keinem meiner Studenten sagen; ich sehe meine Aufgabe darin, sie auf das Leben in der „freien Wildbahn“ vorzubereiten, das sie führen werden, wenn sie aus dem beschützten Platz des Institutes hinaus in die Realität gehen. Mit einer gewissen Grundeinstellung der Neugierde und vor allem der Ehrlichkeit kann sich Kunst einstellen – wer spekulativ lügt und seine Werke der Überprüfung entzieht (damit meine ich unter anderem so manche Video-„Kunst“), hat keine Chance, tatsächlich Kunst zu machen – mag er damit auch finanziell erfolgreich werden. Mit Niederlagen muß ein Künstler umgehen können, das ständige Scheitern ist kunstimmanent. Bei einer gescheiterten Ausstellung muß man sich fragen, ob man seine Sache redlich gemacht hat. Wenn man ehrlich war, können sich auch die Betrachter geirrt haben. Obwohl es unter Künstlern quasi Autisten gibt, die sich nichts sagen lassen und trotzdem erfolgreich sind, glaube ich, daß Kritikfähigkeit ein wesentliches Erfolgselement ist.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich bin – wie auch meine Frau – gewissen Dingen sehr treu, daher brauche ich nichts mehr zu entdecken. Ich habe heute keine Ziele mehr, wohl aber kleine Wünsche, die ich mir gern erfüllen möchte.